Die haben USA am Wochenende die "Operation Midnight Hammer" gegen iranische Nuklearanlagen gestartet: Ölpreise steigen, Aktien-Futures fallen. Wie gefährlich wird die Eskalation für Märkte?

In einer dramatischen Eskalation des Nahostkonflikts haben die USA mit der sogenannten "Operation Midnight Hammer" drei iranische Nuklearanlagen – Fordo, Natanz und Isfahan – massiv angegriffen. Präsident Trump verkündete in einer landesweiten Ansprache, dass diese Schlüsselanlagen "völlig und total zerstört" wurden. 

Die "Operation Midnight Hammer" markiert einen Wendepunkt im jahrelangen Spannungsfeld zwischen den USA, Israel und dem Iran. Laut Medienberichten wurden die Angriffe mit 125 Kampfflugzeugen ausgeführt.



US-Präsident Trump beschrieb den Einsatz als einen gezielten Schlag gegen Irans nukleare Bedrohung: „Unser Ziel war die Zerstörung der nuklearen Anreicherungskapazität Irans und ein Ende der Bedrohung durch den weltweit führenden Staatssponsor des Terrors.“ Trump bezeichnete die Operation als „spektakulären militärischen Erfolg“. 

Ölpreis legt zu, Bitcoin fällt

Die Kapitalmärkte reagierten auf die neue Unsicherheit im Nahen Osten erwartungsgemäß mit Abschlägen. Der Bitcoin, der durch den 24-Stundenhandel am Wochenende als erster Indikator betrachtet werden konnte, gab in Reaktion auf den US-Angriff um mehrere Prozent nach und sackte sogar kurzzeitig unter die psychologisch wichtige Marke von 100.000 Dollar, ein signifikanter Rückgang, der die Nervosität unter Risiko-Investoren widerspiegelt.

Mit dem Einsetzen des Futures-Trading in der Nacht beruhigte sich die Lage jedoch zunächst. Bitcoin notierte wieder über der 100.000-Dollar-Marke, während die Futures auf den S&P 500, den Dow Jones und Nasdaq 100 lediglich um bis zu ein halbes Prozent im Minus notierten. Gold und der US-Dollar verteuerten sich dagegen um rund 0,30 Prozent.

Zum größten reflexartigen Kursgewinner avancierten unterdessen die Öl-Futures. Der Preis für Rohöl zog um knapp 4 Prozent an – ein Anstieg, der auf die Sorge vor Lieferstörungen hinweist, insbesondere angesichts der strategischen Bedeutung des Iran.

Was passiert bei Vergeltungsangriffen?

Wie es am Nahen Osten und damit an den Märkten weitergeht, ist entsprechend die Billionen-Dollar-Frage der Stunde. Drei Szenarien erscheinen denkbar. Sollte der Iran zu umgehenden Vergeltungsmaßnahmen greifen, die dabei einen erkennbaren Erfolg zeigen, könnte dies die Märkte in eine größere Volatilität stürzen. 

„Risk Assets“ – wie in erster Linie der Technologiesektor oder Kryptowerte– würden besonders stark betroffen sein, da Unternehmen wie Software- oder Halbleiterhersteller von Lieferkettenunterbrechungen und steigenden Kosten leiden könnten. Gleichzeitig könnten defensive Sektoren wie Versorger oder Konsumgüter an Attraktivität gewinnen, da Anleger auf Stabilität setzen. Die ohnehin schon enorm gut gelaufene Rüstungsindustrie dürfte zudem zusätzlichen Rückenwind erhalten. 


Was passiert bei der Schließung der Straße von Hormuz?

Eine der größten Bedrohungen bleibt unterdessen die mögliche Schließung der Straße von Hormuz, durch die etwa 20 Prozent des globalen Öls fließen. Vom iranischen Parlament war diese Option bereits im Vorfeld angedeutet worden. Sollte der Iran diesen Schritt tatsächlich umsetzen, wäre ein deutlicher Anstieg der Ölpreise absehbar, wie von Goldman Sachs in ähnlichen Szenarien vorhergesagt. 

Die Folgen wären eine weltweit anziehende Inflation, die sowohl Konsumenten als auch Unternehmen belastet. Eine mögliche Rezession, über die wegen der Trump-Zölle bereits seit Monaten spekuliert wird, wäre der daraus resultierende Worstcase. Aktienindizes wie der S&P 500 könnten in diesem Szenario um 10 Prozent und mehr einbrechen, während defensive Anlagen wie Gold und der US-Dollar weiter an Wert gewinnen könnten. Die Unsicherheit über die Dauer einer solchen Blockade dürfte die Volatilität zusätzlich steigern.

Auch Deeskalation und Stabilisierung denkbar 

Aber auch das komplett gegenteilige Szenario erscheint buchstäblich denkbar. Sollte der Iran darauf verzichten, mit einer direkten Vergeltung zu reagieren, könnte dies den Weg für eine Stabilisierung der globalen Märkte ebnen. In einem solchen Szenario würden die Unsicherheitsprämien, die derzeit den Ölmarkt belasten, allmählich abnehmen. 

Die Aktienmärkte könnten in diesem Fall sogar ihre Sommerrallye fortsetzen und Investoren dabei möglicherweise wieder risikoreichere Anlagen wie Technologieaktien bevorzugen. Eine solche Entwicklung hinge jedoch stark davon ab, dass keine weiteren Eskalationen erfolgen und diplomatische Bemühungen Oberhand gewinnen. 

Anleger sollten sich in den kommenden Handelstagen entsprechend auf eine Phase der erhöhten Volatilität gefasst machen und dabei die Nerven bewahren. Im Verlauf der vergangenen Dekaden haben sich viele kriegerische Auseinandersetzungen ereignet, die kurzfristig an den Märkten zu Ausschlägen geführt haben, langfristig aber keine erheblichen Auswirkungen auf die Wertentwicklung der Indizes hatten. Anleger tun also gut daran, besonnen an ihrer Anlagestrategie festzuhalten.

Infront S&P 500 (WKN: A0AET0)