Nein, zum "Frontier Market" will sich Peru nicht degradieren lassen! Der Indexanbieter MSCI erwägt nämlich, den Andenstaat aus dem Börsenbarometer MSCI Emerging Markets zu verbannen. Nur drei Unternehmen erfüllen die für den Index festgelegten Kriterien. Sollte MSCI die Ankündigung wahr machen, dürften ausländische Anleger Geld abziehen. Das würde den Sol, Perus Landeswährung, schwächen und die Inflation beschleunigen. Finanzminister Alonso Segura versucht daher, MSCI umzustimmen und verweist auf die wirtschaftliche Dynamik. "Wir sind der Star der Region", sagt er.
Die Einschätzung trifft durchaus zu. Zwar leidet Peru unter der konjunkturellen Abkühlung in China und den niedrigen Rohstoffnotierungen. Doch im Gegensatz zu Brasilien hat das Land den Preisrückgang bislang gut verkraftet. Während Brasiliens Wirtschaft schrumpft, wird das Bruttoinlandsprodukt Perus in diesem Jahr um rund drei Prozent zulegen. Keine Volkswirtschaft der Region wächst derzeit stärker. Denn die Binnennachfrage zieht dank steigender Einkommen und effektiver Sozialprogramme kontinuierlich an. Der Aufschwung zeigt sich insbesondere in der Hauptstadt Lima. Über die Hälfte der zehn Millionen Einwohner gehören der Mittelschicht an. Und die konsumiert kräftig, die 47 Shoppingmalls sind stets gut besucht.
Sollte sich MSCI trotzdem nicht überzeugen lassen, müssen sich zumindest Anleiheinvestoren dennoch nicht verabschieden. Die Ratingagentur Moody’s bestätigte Ende August die Bonitätsnote "A3" mit weiterhin stabilem Ausblick. Peru könne mithilfe fiskalpolitischer Maßnahmen die Konjunktur stimulieren, ohne den bislang soliden Kurs in der Haushaltspolitik aufgeben zu müssen, schreibt Moody’s in einer Studie. Tatsächlich ist die Verschuldungsquote mit gerade mal 23,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts niedrig, Deutschland bringt es auf 80 Prozent.
Konsequente Währungshüter
Auch in puncto Neuverschuldung steht Peru gut da, das Haushaltsdefizit beträgt 1,8 Prozent. Für Vertrauen sorgt auch Perus Notenbank. Angesichts einer Preissteigerungsrate von drei Prozent erhöhte sie jüngst den Leitzins um 25 Basispunkte auf 3,5 Prozent. Auch wenn die Entscheidung das Wachstum bremsen kann, übt die Regierung keine Kritik. Die Zinserhöhung steigert den Druck, noch mehr für die Stabilisierung des Aufschwungs zu tun, kommentierte Minister Segura.