BÖRSE ONLINE: Erfahrungsgemäß machen viele erst kurz vor Ablauf der Abgabefrist ihre Steuererklärung . Warum ist das dieses Jahr anders?
Peter Schmitz: Durch die aktuelle Situation mit dem wochenlangen Herunterfahren des öffentlichen Lebens und #stayathome erleben zwangsweise viele häusliche Aktivitäten eine Renaissance. Dazu gehört auch das oftmals ungeliebte Thema Steuererklärung - das ja neben Renovieren, Ausmisten, Hausputz und Keller aufräumen bei vielen eher unter "Aufschieberitis" leidet.
Gibt es in der Corana-Krise nicht andere Prioritäten?
Während der ersten Tage der Ausgangsbeschränkungen rückte das Thema Steuererklärung zunächst noch weiter in den Hintergrund. In dieser Phase dominierten bei den Bürgern eher andere unmittelbar wichtigere Themen, was zu einem leichten Rückgang der Nutzung unserer Steuer-Software und Services geführt hat. Das hat wohl auch damit zu tun, dass der Kopf zunächst noch nicht für das Thema Steuererklärung frei war und sich primär andere Fragen gestellt haben.
Welche Punkte meinen Sie hier konkret?
Etwa, wie man die Kinderbetreuung organisiert. Selbst diejenigen, die in der glücklichen Lage sind, im Home-Office arbeiten zu können, mussten sich erst auf die neue Situation einstellen. Das haben auch wir als Anbieter von digitalen Lösungen am eigenen Leib erfahren. Etwa 98% der Buhl-Mitarbeiter arbeiten derzeit von zuhause aus. Eine derartige Veränderung in der Zusammenarbeit muss naturgemäß erst einmal anlaufen.
Woran machen Sie den Trend zur frühzeitigen Steuererklärung fest ?
Ungefähr seit dem 25. März verzeichnen wir jetzt einen spürbaren Anstieg der Nutzung unserer Anwendungen und Service - und das auf breiter Front. Die Neuinstallationen von im Handel gekauften Produkten liegen über unsere gesamtes Steuer-Sortiment gesehen derzeit deutlich über dem Vorjahresniveau. Und auch bei Services wie der digitalen Abgabe der Steuererklärung sehen wir derzeit neue Höchstwerte, die absolut sogar über den Werten liegen, die wir in der Vergangenheit an "Steuer-Stichtagen" wie dem 31. Mai oder - seit letztem Jahr - 31. Juli gesehen haben.
Lohnt sich das für die Software-Nutzer auch finanziell?
Stand heute hat sich die Situation für viele Menschen eher eingespielt. Und so mancher wird mittlerweile auch daran gedacht haben, dass die Abgabe der Steuererklärung eine schöne Summe in die Kasse bringt. Für die Nutzer von WISO Steuer sind das im Schnitt 1653 Euro. Geld, das viele Steuerzahler jetzt gut gebrauchen können, wenn die beruflichen Aussichten ungewiss sind oder Kurzarbeit bereits ein Thema ist.
Wird sich dieses Verhalten in den nächsten Jahren fortsetzen?
Ob die aktuellen Aktivitäten eher dazu führen, dass Steuerzahler die Abgabe der Erklärung vorziehen oder ob das Thema jetzt gerade generell eine stärkere Bedeutung bekommt, vermögen wir derzeit nicht abschließend zu beurteilen. Das wird am Ende des Jahres verlässlich möglich sein. Wir können jedoch festhalten, dass momentan ein hoher Druck auf dem Thema "digitale Steuererklärung" liegt.
Profitiert die amtliche Steuer-Software Elster ebenso von der steigenden Nachfrage?
Auch vorgelagerte Dienste wie die Legitimierung für die beleglose Abgabe ohne eigenes ELSTER-Zertifikat erleben erheblichen Zulauf. Hier liegt die Zahl der täglichen Anfragen ebenfalls deutlich über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Das allgegenwärtige Smartphone dürfte in Zukunft stärker für die Erstellung von Steuererklärungen genutzt werden. Wie reagieren Sie als Markführer für Steuersoftware darauf?
Für WISO steuer:Phone arbeiten wir aktuell mit Hochdruck an der App und schätzen, dass die Veröffentlichung zur Jahresmitte erfolgt. Die App wird die Dienstleistungen unseres Programs WISO steuer: sparbuch auf Smartphones vollumfänglich verfügbar machen.
Bei den Tablet-Angeboten haben wir mir dern "WISO steuer:App 2020 bereits ein bei Nutzern beliebtes Angebot eingeführt.
Zur Person: Peter Schmitz ist Diplom-Finanzwirt und seit 2009 Geschäftsführer von Buhl Tax Service ("Wiso"), Marktführer für private Steuererklärungs-Software in Deutschland