Rauchern wird es immer schwerer gemacht, den Geschmack von Freiheit und Abenteuer unbeschwert in vollen Zügen zu genießen. Ständig werden sie auf die Risiken von Nikotin und anderen Stoffen hingewiesen. Wegen möglicherweise klagender Nachbarn ist in Deutschland sogar die Zigarette auf dem eigenen Balkon in Gefahr. Folge: In Deutschland wurden im vergangenen Jahr nur 79,5 Milliarden Glimmstängel verkauft. 1991 waren es noch 146,4 Milliarden.

Die Nachfrage hierzulande dürfte ebenso wie in den anderen europäischen Staaten weiter zurückgehen. Im kommenden Jahr müssen gemäß dem Anti-Raucher- Gesetz der EU 65 Prozent der Oberfläche von Zigarettenpackungen mit Schockbildern abgedeckt werden. Diese zeigen unter anderem Krebslungen und Raucherbeine. Ähnliche Aufklärungs- und Abschreckungsmaßnahmen finden auch in anderen Industriestaaten statt, sie dürften ihre beabsichtigte Wirkung nicht verfehlen.

Was die Gesundheitsbehörden freut, kann dem nach der China Tobacco National Corporation weltweit zweitgrößten Tabakkonzern nicht gefallen. Für 2014 meldet Philip Morris einen Umsatzrückgang um 4,6 Prozent auf 29,8 Milliarden Dollar, Natiodas operative Ergebnis fiel um 12,4 Prozent auf 12,1 Milliarden Dollar zurück. Allein im vierten Quartal 2014 sank der Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 19 Prozent. Nicht nur die abnehmende Zigarettennachfrage macht dem Hersteller von Marlboro - weltweit die am meisten verkaufte Marke -, Muratti, Chesterfield und L & M zu schaffen. Auch der starke Dollar schadet dem US-Konzern, der in 180 Ländern seine Produkte verkauft.

Auf den zunehmenden Gegenwind reagierte Philip Morris mit Preiserhöhungen. Auch schloss das Unternehmen die Produktion in Australien und in den Niederlanden. Doch nur zum Teil lassen sich so die Absatzrückgänge kompensieren und Kosten senken. Im laufenden Jahr werden empfindliche Einbußen vor allem in Russland und Japan erwartet. In beiden Märkten zusammen erzielt Philip Morris rund 20 Prozent seines Gewinns.

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Marihuana-Fantasie

Die Ratingagenturen dürften daher die Entwicklung zunehmend kritisch verfolgen. Die Nettoverschuldung von Philip Morris stieg im vergangenen Jahr um 2,2 Milliarden auf 27,8 Milliarden Dollar. Eine weitere Ausweitung der Verbindlichkeiten könnte die Bonitätswächter veranlassen, den Ausblick zu senken beziehungsweise eine schlechtere Kreditnote zu vergeben. Ein Ausfall der Anleihen ist bislang aber nicht zu befürchten. Derzeit wird Philip Morris von S & P mit "A" eingestuft. Auch kann das Management dem aufkommenden Ratingdruck durch Aktienrückkäufe begegnen, die geringer sind als geplant.

Langfristig könnte sich für Philip Morris zudem eine neue lukrative Einnahmequelle auftun. In den Medien wird immer wieder darüber spekuliert, ob der Konzern nach einer möglichen Marihuana-Legalisierung in mehreren Ländern sein Portfolio entsprechend erweitert. In einem Bericht der US-Zeitung "The Columbian" könnte der damit mögliche Gewinn deutlich über dem von Marlboro liegen. Auf die möglichen Produktnamen darf man gespannt sein.

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