Gross, der Gründer des legendären Fondshauses im kalifornischen Newport Beach, vermutet El-Erian hinter einem kritischen Artikel im "Wall Street Journal" vom 24. Februar - gut einen Monat, nachdem der prominente Fondsmanager El-Erian überraschend seinen Rückzug aus der Firma angekündigt hatte. "Ich bin so verärgert darüber, dass Mohamed versucht hat, meine Stellung zu untergraben", sagte Gross der Nachrichtenagentur Reuters am vergangenen Freitag am Telefon. Er habe Beweise dafür, dass El-Erian den Artikel geschrieben habe. In dem Stück wird Gross als schwieriger Charakter mit einem Hang zu einsamen Entscheidungen porträtiert. Außerdem ist von einem offenen Streit zwischen den beiden Top-Managern vor Kollegen die Rede, der das Fass am Ende zum Überlaufen gebracht habe. El-Erian wurde in dem Artikel unter Berufung auf Insider mit den Worten zitiert, er sei es leid, immer hinter Gross aufzuräumen.

Jahrelang galt das Duo als absoluter Erfolgsgarant: Der an der Wall Street als "Anleihekönig" gefeierte umtriebige und inzwischen fast 70 Jahre alte Gross mit seinem Gespür für lukrative Investments und der deutlich jüngere, wenn auch gesetzter wirkende Vorstandschef El-Erian, der im Fernsehen oder auf Konferenzen regelmäßig als natürliche Autorität das Geschehen an den Märkten kommentierte. Zusammen bauten sie das Fondshaus auf, das im Jahr 2000 von der Allianz geschluckt wurde und sich seither mit einem verwalteten Vermögen von fast zwei Billionen Dollar zu einer verlässlichen Gewinnmaschine im Konzern gemausert hat.

Gross hatte seinen Kompagnon einst als selbstverständlichen Nachfolger bezeichnet. Gemeinsam managten sie auch das Aushängeschild von Pimco, den Fonds Total Return. Doch der rund 237 Milliarden Dollar schwere Anleihefonds hat das schlechteste Jahr seit 1994 hinter sich: Anleger zogen 2013 mehr als 40 Milliarden Dollar ab, der Fonds erwirtschaftete erstmals seit 1999 einen Verlust. Gross hatte vor allem auf US-Staatsanleihen gesetzt. Doch sie gaben nach, weil die meisten Investoren auf eine Verringerung der milliardenschweren Anleihe-Käufe durch die US-Notenbank spekulierten. Selbst Allianz-Chef Michael Diekmann, der Pimco bisher an der langen Leine ließ, wird zunehmend nervös und mahnte in der vergangenen Woche ungewohnt deutlich: "Man darf sich nicht zu oft leisten, dass man da in der Performance nicht mithalten kann." Gross hat nun sechs Stellvertreter ernannt und wirbt in ganzseitigen Anzeigen um die Gunst der Kunden. El-Erian soll der Allianz als "Chief Economic Advisor" erhalten bleiben.

VERSCHIEDENE WAHRHEITEN

Das Rätselraten darüber, wer wann was gesagt hat, geht aber weiter. El-Erian war für eine Stellungnahme zu den Aussagen von Gross nicht erreichbar, die Allianz ebenfalls nicht. Eine Sprecherin des Verlags Dow Jones, der das "Wall Street Journal" verlegt, betonte, der Vorwurf, jemand anders habe den Artikel geschrieben, sei ungeheuerlich. Gross wiederum sagte im Gespräch mit Reuters, er wisse sicher, dass El-Erian mit den Medien, namentlich dem "Wall Street Journal", geplaudert habe. Auf die Frage, ob Reuters Beweise für die Vorwürfe sehen könne, erwiderte Gross: "Sie sind auf seiner Seite. Großartig, jetzt hat er sie auch um seinen charmanten rechten Finger gewickelt."

Ein Pimco-Sprecher ruderte später in einem E-Mail-Statement komplett zurück und dementierte, dass Gross jemals behauptet habe, El-Erian habe den Artikel geschrieben. Es sei auch nicht so, dass El-Erians Telefonate abgehört worden seien - diesen Eindruck hatte Gross ebenfalls im Gespräch mit Reuters erweckt.

Fest steht bislang nur eins, glaubt man einer Person, die El-Erian nahe ist: Der einstige Pimco-Chef hat die üblichen Vertraulichkeitsvereinbarungen unterzeichnet.

Reuters