Vor allem das deutlich verbilligte Öl entlastete das Portemonnaie der Konsumenten: Die Energiekosten fielen zum Vorjahr um 6,3 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) blickt mit Sorge auf diese Entwicklung, da sie eine Inflationsrate von knapp zwei Prozent anstrebt. Die fallenden Preise im Euro-Raum machen es wahrscheinlicher, dass die EZB bald gegensteuert. Eine Deflation - also ein Preisverfall auf breiter Front - könnte auch zu sinkenden Löhnen und nachlassenden Investitionen führen und somit die Wirtschaft lähmen.

Das immer billigere Öl setzt die Währungshüter dabei unter Zugzwang: Der Preis für die weltweit wichtigste Sorte Brent fiel erstmals seit Mai 2009 wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 50 Dollar. Der Rohstoff kostete damit nur noch etwa halb so viel wie im Sommer. "Die niedrigeren Energiepreise sind ein Segen für die lahmende Konjunktur. Nur die EZB zittert", sagte Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. Wahrscheinlich werde sie schon auf ihrer Zins-Sitzung am 22. Januar breit angelegte Staatsanleihenkäufe beschließen. EZB-Chef Mario Draghi hatte jüngst betont, die Zentralbank müsse das Risiko einer Deflation "angehen" und bereite Gegenmaßnahmen vor.

Mit einem massenhaften Ankauf von Staatsanleihen würde die EZB einen Anreiz bieten, dass Banken die Papiere abstoßen und im Gegenzug mehr Geld zur Kreditvergabe zur Verfügung haben. Damit könnte die maue Konjunktur angekurbelt und letztlich die Inflationsrate nach oben getrieben werden. Kritiker wie Bundesbankchef Jens Weidmann sehen jedoch die Grenze zu der verbotenen Staatsfinanzierung verwischt. In den USA hat die Notenbank Fed jedoch mit solchen Käufen zum Wiedererstarken der Wirtschaft nach der Finanzkrise beigetragen.

In Frankfurt baute der DAX seine Gewinne nach den Inflationsdaten leicht aus. Der Euro zog zum Dollar etwas an.

Reuters