In einem turbulentem Umfeld präsentiert Bert Habets heute die neue Strategie von ProSieben. Was auf Anleger und die Aktie zukommt.
Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 will sich künftig auf TV und Unterhaltung konzentrieren. Ziel sei etwa, den Streaming-Service Joyn zu stärken und das Digitalgeschäft auszubauen, hieß es am Dienstag zur Aktualisierung der Strategie. "Künftig liegt auch unser Investitionsfokus auf dem Entertainment-Geschäft", teilte der neue Chef Bert Habets mit. Er sei überzeugt, so das Mittelfristziel von durchschnittlich vier bis fünf Prozent mehr Umsatz pro Jahr zu erreichen.
Die steigende digitale Reichweite will die Senderkette um ProSieben, Sat.1 und Kabel 1 durch Werbetechnologie besser in Geld ummünzen und den digitalen Anteil der Werbeerlöse erhöhen. Zudem seien Kooperationen mit unterschiedlichen Branchenpartnern wichtiger Teil der Strategie. "Zu den Wachstumsambitionen im Entertainment-Bereich gehört auch, dass der Konzern regelmäßig die Möglichkeiten von Zukäufen überprüft", erklärte Habets, der die Strategie heute Mittag auf einer Pressekonferenz erläutern will.
Ursprünglich war der erste Auftritt des Niederländers und früheren RTL-Chefs Habets bei der Bilanzvorlage am 2. März geplant. Diese wurde jedoch kurz vorher abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben. Das Unternehmen nannte regulatorische Fragen um die Gutschein- Tochter Jochen Schweitzer als Grund für die Absage. Ein neuer Termin für die Bilanzvorlage steht immer noch nicht fest. Unklar ist auch, ob die für 2. Mai geplante Hauptversammlung ebenfalls verschoben wird. ProSiebenSat.1 kämpft wie andere Fernsehkonzerne wie die RTL Group mit dem schwachen Werbeumfeld.
ProSiebenSat.1-Aktie: Großaktionäre im Fokus
Erst im Februar hatte sich die tschechische Medien-Beteiligungsgesellschaft PPF der Milliardärin Renata Kellnerova an ProSiebenSat.1 beteiligt. Mit zehn Prozent ist PPF inzwischen zum zweitgrößten Anteilseigner aufgestiegen, nach der italienischen Mediengruppe MFE der Familie des früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, die 29 Prozent hält. PPF hat bereits einen Platz im Aufsichtsrat des Fernsehkonzerns gefordert. Dazu habe es bereits Gespräche mit dem Unternehmen gegeben. In Branchenkreisen hieß es, PPF stehe auf der Seite von Habets.
Aber auch die MFE fordert ein bis zwei Sitze im Kontrollgremium. MFE strebt eine länderübergreifende Zusammenarbeit bei Produktion, Vermarktung und Technik an. Weitergehende Überlegungen bis hin zur Kontrollübernahme stießen zuletzt allerdings auf Widerstand von Aufsichtsbehörden, weil politische Einflussnahme der Familie Berlusconi befürchtet wird.
Insgesamt stehen die privaten TV-Sender in Deutschland wegen des schwachen Werbegeschäfts unter Druck. RTL musste 2022 wegen schwächelnder Werbeeinnahmen und höherer Verluste beim Streaming einen Gewinnrückgang wegstecken. Der bereinigte Vorsteuergewinn ging um zehn Prozent auf 1,1 Milliarden Euro zurück. Für 2023 peilt die Gruppe vor allem wegen Investitionen ins Streaminggeschäft einen weiteren Rückgang auf 1,0 bis 1,05 Milliarden Euro an. Beim Umsatz soll es ein Plus auf 7,3 bis 7,4 (2022: 7,2) Milliarden Euro geben. RTL sprach zuletzt von einem schwierigen Jahresstart.
(mit Material von Reuters)
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Hinweis auf Interessenkonflikte
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