Die Corona-Krise trifft Puma weiter hart. Die weltweite Nummer drei nach Nike und Adidas rechnet im laufenden Geschäftsjahr weiter mit Beeinträchtigungen. Vor allem zu Beginn des Jahres seien immer noch die Hälfte aller Einzelhandelsgeschäfte in Europa, die Puma-Artikel verkaufen, geschlossen, so der MDax-Konzern. "Die Pandemie ist leider immer noch präsent und wirkt sich negativ auf unser Geschäft aus", sagte Puma-Chef Björn Gulden am Mittwoch in Herzogenaurach. Das werde bis weit ins zweite Quartal hinein so bleiben.
Der Umsatz sank im vergangen Jahr währungsbereinigt um gut ein Prozent auf 5,23 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) halbierte sich auf 209 Millionen Euro. Der Konzerngewinn lag mit 78,9 Millionen Euro 70 Prozent unter dem Vorjahresniveau. "2020 war definitiv das schwierigste Jahr, das ich jemals erlebt habe", so Gulden. Puma will eine Dividende von 16 Cent je Aktie zahlen. Für 2020 hatte der Konzern eigentlich 50 Cent geplant, musste wegen eines staatlichen Corona-Hilfskredits aber darauf verzichten.
Verändertes Kaufverhalten
Dennoch zeigen die Geschäftszahlen auch, dass Puma vor allem in der zweiten Jahreshälfte wieder auf den Wachstumspfad zurückgekehrt ist. Denn nach neun Monaten stand noch ein dickes Umsatzminus von gut 7,7 Prozent zu Buche - das konnte der Konzern bis zum Jahresende 2020 fast ausbügeln. Die Nachfrage zeigte sich äußerst robust.
Dabei veränderte sich auch das Kaufverhalten der Kunden. So gingen die Verbraucher weniger in die Läden und kauften mehr digital. Puma verzeichnete im E-Commerce-Geschäft im abgelaufenen Jahr einen Umsatzsprung von 60 Prozent.
Im vierten Quartal 2020 traf der Sportartikelhersteller die Schätzungen der Analysten. Der Umsatz legte trotz beginnender Lockdowns wechselkursbereinigt um neun Prozent auf 1,5 Milliarden Euro zu, das Ebit zog um fast 15 Prozent auf 63 Millionen Euro an.
Vorsichtiger Ausblick - Enttäuschte Analysten
Für das laufende Jahr bleibt Puma vorsichtig. Der Adidas-Konkurrent geht davon aus, dass das erste Quartal sowie auch der Beginn des zweiten Quartals negativ beeinträchtigt werden. In der zweiten Jahreshälfte sollen sich die Geschäfte dann "stark" verbessern.
Insgesamt erwarten die Herzogenauracher für 2021 einen leichten währungsbereinigten Anstieg der Umsätze. Das operative Ergebnis (Ebit) und das Konzernergebnis sollen sich deutlich verbessern.
Der vorsichtige Ausblick kam bei den Experten nicht gut an. Von Bloomberg befragte Analysten waren im Vorfeld mit Blick auf die mittelfristigen Perspektiven positiv gestimmt. Puma stelle nun aber nur einen "leichten währungsbereinigten Anstieg der Umsätze" in Aussicht. Die Marktschätzungen indes seien von einem Plus von um die 15 Prozent ausgegangen, so ein Händler nach Bekanntgabe der Zahlen.
Puma zählte in den vergangenen Jahren zu den Lieblingen der Analysten und konnte Erwartungen häufig übertreffen. Baader-Bank-Analyst Volker Bosse kann die Euphorie nicht nachvollziehen. Er hat die Aktie im Januar von "Add" auf "Reduce" herabgestuft und das Kursziel von 90 auf 80 Euro gesenkt. Die Anleger hegten immer noch zu hohe Erwartungen an die Aktie, kommentierte er. Weltweit betrachtet sei etwa die Hälfte der eigenen Filialen coronabedingt geschlossen, so dass der Start ins neue Geschäftsjahr wohl enttäuscht haben dürfte, auch wenn das vierte Quartal noch überzeugt haben sollte.
Unsere Einschätzung zur Puma-Aktie
Am Markt kamen die Geschäftszahlen und der vorsichtige Ausblick nicht gut an. Kurz nach Börsenbeginn fiel die Puma-Aktie um rund zwei Prozent. Damit weitete das Papier die Verluste der vergangenen Handelstage weiter aus.
Allerdings war die Puma-Aktie in den vergangen Monaten stark gestiegen. So hat der Corona-Crash im März den Kurs zunächst heftig gebeutelt - das Papier fiel bis auf rund 40 Euro zurück. Danach ging es nur noch bergauf, fast so als gebe es kein Corona. Ende Dezember konnte der Kurs sogar die Marke von 90 Euro knacken und markierte kurz mit über 93 Euro ein Rekordhoch.
Aktuell kostet das Papier knapp 85 Euro und damit rund ein Fünftel mehr als vor einem Jahr. Betrachtet man die Entwicklung über mehrere Jahre, hat sich der Einstieg noch mehr gelohnt. Über drei Jahre verzeichnete Puma einen Kursanstieg von mehr als 150 Prozent, über fünf Jahre liegt dieser sogar bei fast 370 Prozent. Damit schnitt Puma in diesen Zeiträumen besser ab als der Rivale Adidas.
Beim Blick auf die Marktkapitalisierung hat Adidas aber die Nase noch deutlich vorn. So kommt der Dax-Konzern derzeit auf einen Börsenwert von 58 Milliarden Euro und Puma auf 13 Milliarden Euro. Damit ist das im MDax gelistete Unternehmen aber wertvoll genug, um zu dem Kreis der potenziellen Dax-Aufsteiger zu zählen, wenn der deutsche Leitindex im September von 30 auf 40 Mitglieder aufgestockt wird.
Wir bleiben weiterhin bei unserer Kaufen-Empfehlung. Der Ausblick mag auf den ersten Blick nicht überzeugen, allerdings sehen wir langfristig Potenzial auch nach der Corona-Krise. Der Sportartikelhersteller performed im direkten Vergleich besser als der Konkurrent Adidas.
Mit Material von dpa-AFX