Die Ungewissheit über den Zeitpunkt der Zinswende in den USA hat die Anleger zum Wochenschluss vorsichtig gestimmt. Dax und EuroStoxx50 verloren jeweils rund ein Prozent auf 10.106 und 3190 Zähler. Bevor nicht klar sei, ob eine Zinserhöhung schon im September stattfinde oder nicht, wollten sich die Anleger nicht neu positionieren, sagte Analyst Andreas Paciorek vom Brokerhaus CMC Markets.

Die US-Notenbank entscheidet am nächsten Donnerstag über den weiteren geldpolitischen Kurs in den USA. Zuletzt hatten die Turbulenzen in China Zweifel an einer baldigen Zinswende geschürt. Anleger fürchten, dass auch die US-Wirtschaft unter einem langsameren Wachstum in der Volksrepublik leiden könnte. In Erwartung einer späteren Zinswende kletterte der Euro zum Wochenschluss bis auf 1,1310 Dollar nach 1,1276 Dollar im New Yorker Schlussgeschäft vom Vortag. Neue Hinweise auf den Zustand der US-Konjunktur erhoffen sich die Anleger von den am Nachmittag anstehenden Produzentenpreisen und der Konsumentenumfrage der Universität Michigan.

VERSORGER SETZEN TALFAHRT FORT



Unter den Einzelwerten im Dax zählten erneut die Versorger zu den größten Verlierern. Nach einer Herunterstufung gaben E.ON in der Spitze 2,8 auf 8,69 Euro nach und markierten damit ein frisches 20-Jahres-Tief. RBC Capital Markets hatte die Titel auf "Sector Perform" von "Outperform" heruntergesetzt und das Kursziel auf 10,50 von 14,50 Euro gesenkt. Am Donnerstag hatte die Ankündigung des Verbleibs der deutschen Kraftwerke im E.ON-Konzern die Aktien bereits um knapp acht Prozent ins Minus gedrückt. Der Versorger hatte angekündigt, seine Kernkraftwerke in Deutschland nicht wie geplant in die neue Gesellschaft Uniper abzuspalten. Damit dürfte der E.ON-Konzern nach der Abspaltung wohl nicht das Unternehmen werden, auf das viele Investoren gehofft hätten, hieß es in dem Kommentar der RBC. Seit Jahresbeginn beläuft sich das Minus der E.ON-Aktien auf rund 37 Prozent.

Neben E.ON ächzen auch die drei anderen größten deutschen Energiekonzerne und Atomkraftwerkbetreiber RWE, Vattenfall und EnBW unter den Folgen des Atomausstiegs, der bis 2022 abgeschlossen sein soll. Sie haben Rückstellungen über 38 Milliarden Euro angesammelt für den AKW-Abriss sowie die Lagerung ihres noch Tausende Jahre strahlenden Mülls. RWE-Aktien kommen in diesem Jahr bereits auf einen Abschlag von 51 Prozent. Zusätzlich belastet wurden die Titel laut Händlern am Freitag durch einen Bericht der "Rheinischen Post", wonach dem Versorger eine Milliarden-Strafe in einem Handelsstreit mit dem arabischen Gaskonzern Dana Gas DANA.AD drohen könnte. Die Aktie verlor zum Wochenschluss 2,4 Prozent.

GERRY WEBER RAUSCHEN IN DIE TIEFE



Im MDax rauschten Gerry Weber nach enttäuschenden Zahlen in die Tiefe. Nach einem Gewinneinbruch in den ersten neun Monaten muss der Modekonzern um seine Jahresziele bangen. Die Aktien fielen zeitweise um 11,1 Prozent auf ein Vier-Jahres-Tief von 17,05 Euro.

Gefragt waren in dem Nebenwerteindex dagegen Stada. Für die Titel ging es nach einer Kaufempfehlung durch die Analysten von Kepler Cheuvreux um 5,7 Prozent nach oben.

Reuters