Der Konzern gerate durch die Forderung unter Druck, er solle für die Zwischen- und Endlagerung des Atommülls vorgesehene milliardenschwere Rückstellungen umgehend in den geplanten staatlichen Fonds einzahlen. RWE prüfe, ob die Mittel so kurzfristig in bar aufgebracht werden könnten. Bislang waren die Versorger davon ausgegangen, dass die Zahlungen erst über viele Jahre fällig würden.

Ein schlechteres Rating erhöht grundsätzlich die RefinanzierungSkosten eines Unternehmens. RWE drücken Schulden von 25 Milliarden Euro. Beim Konkurrenten E.ON sind es knapp 28 Milliarden Euro. Die mit hohen Verlusten kämpfende Versorger hatten die Vorschläge der Kommission abgelehnt, da diese ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit überstiegen. Sie setzen auf Nachbesserungen in Gesprächen mit der Bundesregierung, bevor die Vorschläge in ein Gesetz fließen.

ÜBER 17 MILLIARDEN EURO SCHON BALD FÄLLIG



Die von der Bundesregierung eingesetzte Atomkommission hat vorgeschlagen, dass die AKW-Betreiber RWE, E.ON, EnBW und Vattenfall für die Zwischen- und Endlagerung 23,3 Milliarden Euro in einen öffentlich-rechtlichen Fonds einzahlen. Die bisherigen Rückstellungen von 17,2 Milliarden Euro sollen in Bar sofort nach der Einrichtung des Fonds gezahlt werden, was spätestens 2017 der Fall sein könnte. Für den geplanten Risikoaufschlag von rund sechs Milliarden Euro habe die Versorger Zeit bis 2022. RWE hat für die Zwischen- und Endlagerung Rückstellungen im Wert von knapp fünf Milliarden Euro gebildet. Der Risikoaufschlag könnte bei ihnen bei knapp zwei Milliarden Euro liegen.

KONKURRENT E.ON GEHT VON STABILEM RATING AUS



Ein E.ON-Sprecher sagte, der Konzern analysiere noch die Vorschläge. "Unabhängig von etwaigen Übertragungen an einen Fonds beträgt der Anteil der Rückstellungen von E.ON für die Zwischen- und Endlagerung rund sechs Milliarden Euro." Zu etwaigen Modalitäten lasse sich erst etwas sagen, wenn konkrete Anforderungen vorlägen. "Wir gehen von einem weiter stabilen Rating aus."

Während die Börse die Vorschläge der Kommission am Dienstag zunächst mit einem Kursfeuerwerk bei den Versorgern gefeiert hatte, gaben die Kurse von E.ON und RWE am Mittwoch zeitweise um rund drei Prozent und mehr nach. Einige Analysten und Aktionäre lehnten die Vorschläge der Kommission ab und verwiesen auf den Zwang zur raschen Zahlung der Rückstellungen. Das Ergebnis sei daher enttäuschend, erklärten die Experten von Morgan Stanley. Obwohl die Mittel erst in Jahrzehnten benötigt würden, müssten sie bereits jetzt aufgebracht werden. Das sei für die Versorger eine große Herausforderung und könne die Ratingagenturen auf den Plan rufen. Die Versorger sollten den Deal ablehnen, sagte Martijn Olthof, Portfoliomanager der niederländischen APG, die Aktien von E.ON und RWE hält. "Er würde das Kreditprofil der Versorger verschlechtern." Als Folge seien drastische Maßnahmen wie etwa Kapitalerhöhungen möglich.

Reuters