Die irische Billigfluggesellschaft Ryanair peilt höhere Ticketpreise im Sommer an. Ryanair-Chef Michael O'Leary plant mit mehr Flügen als vor der Corona-Krise: Die angebotene Sommer-Kapazität liege derzeit 14 Prozent höher als im Sommer 2019. Da viele Konkurrenten ihr Angebot verringert hätten, könnte es Aufwärtsdruck auf die Preise geben, sagte Finanzchef Neil Sorahan am Montag. Sicher sei das aber noch nicht.

Das Management baut auf einen Erfolg der Booster-Impfungen in der Europäischen Union und weitere Belege, dass die Omikron-Variante des Coronavirus weniger gefährlich ist als die bisherigen Varianten. Dies sollte die EU-Regierungen dazu bewegen, die bestehenden Reisebeschränkungen aufzuheben und das Vertrauen der Kunden rechtzeitig vor Ostern und der wichtigen Sommersaison wiederherzustellen, hieß es in der Mitteilung vom Montag.

Kunden buchen kurzfristig


Ryanair-Chef Michael O'Leary erklärte, die Buchungen hätten sich in den vergangenen Wochen von dem Einbruch erholt, für den das Auftreten der ansteckenderen Virusvariante Omikron Ende vergangenen Jahres gesorgt hatte. Aber die Aussichten in Ryanairs Schlussquartal seien weiter "äußerst unsicher". Die Kunden kauften ihre Tickets nach wie vor sehr kurzfristig.

Ryanair will die Nachfrage im laufenden Quartal daher mit deutlichen Preissenkungen ankurbeln. Ryanair könne sich das leisten, weil sich die Airline besser gegen die höheren Kerosinpreise abgesichert habe als andere, ergänzte Soharan.

Im dritten Geschäftsquartal 2021/22 konnte Europas größte Fluggesellschaft bemessen an der Passagierzahl den Verlust gegenüber dem Vorjahr stark senken. Von Oktober bis Dezember belief sich der Fehlbetrag unter dem Strich auf 96 Millionen Euro nach 306 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Vor Ausbruch der Pandemie machte Ryanair noch 88 Millionen Euro Gewinn. Im dritten Geschäftsquartal bis Ende Dezember zählte Ryanair rund 31,1 Millionen Reisende und damit fast viermal so viele wie zu Beginn des ersten Corona-Winters ein Jahr zuvor. Der Umsatz stieg noch stärker auf knapp 1,5 Milliarden Euro.

Im noch bis Ende März laufenden Geschäftsjahr 2021/22 rechnet der Billigflieger weiterhin mit einem Nettoverlust zwischen 250 und 450 Millionen Euro. Nach neun Monaten belief sich der Fehlbetrag auf rund 143 Millionen Euro. Ryanair hielt auch am Ausblick von knapp 100 Millionen Passagieren im Gesamtjahr fest. Im nächsten Geschäftsjahr wollen die Iren 165 Millionen Fluggäste befördern.

Luftverkehr weiter unter Druck


Die Luftverkehrsindustrie ächzt weiter unter der Corona-Pandemie. Das zeigen etwa die Zahlen aus Deutschland, die das Statistische Bundesamt am Montag vorlegte. So stiegen die Passagierzahlen an den deutschen Flughäfen im Vergleich zum Vorjahr zwar um 27,3 Prozent auf 73,6 Millionen Menschen. Das war aber immer noch nur ein knappes Drittel (32,4 Prozent) des Volumens aus dem Rekordjahr 2019.

Während sich der Europaverkehr im Sommer deutlich erholte, gab es auf Inlandsflügen im Jahr 2021 sogar 19,3 Prozent weniger Passagiere als noch ein Jahr zuvor. Trotz eines leichten Zuwachses in der Jahresfrist blieb die Zahl der Passagiere auf Interkontinentalflügen unter einem Viertel des Vorkrisenniveaus. In der Pandemie waren viele Ziele gar nicht oder nur unter strikten Vorgaben erreichbar. Entsprechend wenige Flüge wurden überhaupt angeboten.

Einschätzung zur Ryanair-Aktie


Die Aussagen von Ryanair am Montag kamen am Markt weniger gut an. Die Aktie verlor zu Handelsbeginn 3,5 Prozent. In den vergangenen zwölf Monaten hat der Kurs zwölf Prozent zugelegt.

Aufgrund der Unsicherheiten durch die Corona-Pandemie empfehlen wir die Ryanair-Aktie derzeit nicht zum Kauf. Anleger sollten lieber von der Seitenlinie aus den Kurs beobachten.

fh/rtr/dpa-AFX