Die Billigflugline Ryanair hat wie alle Airlines mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen. Entlassungen, Schließung von Standorten, Ausdünnungen des Streckennetzes und Stilllegungen von Teilen der Flugzeugflotte kennzeichnen die Neuausrichtung der Airline. Jetzt gibt es zumindest einen kleinen Hoffnungsschimmer, der die Fluggesellschaft mittel bis langfristig wieder auf Kurs bringen könnte.
So hat Ryanair heute die Zahlen zum abgelaufenen ersten Quartal bekanntgegeben und dabei weniger Verluste hinnehmen müssen als von Experten befürchtet. Das Minus belief sich von April bis Juni auf 185 Millionen Euro nach Steuern. Analysten waren im Vorfeld von Verlusten in Höhe von 232 Millionen Euro ausgegangen. Ryanair selbst relativierte die Quartalszahlen ein wenig, denn eigenen Angaben zufolge sei es unmöglich zu sagen, ob der Konzern aufgrund der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie einen Jahresgewinn erzielen könne.
Angst vor weiteren Turbulenzen durch eine zweite Corona-Welle
Ryanair-Chef Michael O'Leary warnte daher auch vor einer möglichen zweiten Corona-Welle im Spätherbst zum Beginn der jährlichen Grippesaison. Diese könnte die Existenz der Billigairline gefährden: "Das ist gerade unsere größte Angst", so O'Leary.
Diese Warnung kommt nicht von ungefähr, da eine zweite Corona-Welle der schwer angeschlagenen Luftfahrtbranche einen weiteren Schlag versetzen könnte. Denn das ohnehin geringe Fluggastaufkommen würde weiter wegbrechen und damit auch die Einnahmen.
Mit dieser Befürchtung ist Ryanair nicht allein. Derzeit sehen sich auch die großen Airlines zu radikalen Kostensenkungs-Schritten gezwungen. So ziehen beispielsweise die British-Airways und die australische Quantas ihre gesamte 747-Flotte aus dem Verkehr, weil sich der Betrieb von Großraumflugzeugen derzeit nicht mehr rechnet. Auch die Air France mustert ihr Großraumflugzeug A-380 komplett aus.
Einschätzung der Redaktion
Ryanair befindet sich inmitten eines Umstrukturierungsprogramms, der die Airline auf dem hart umkämpften Markt der Billigflieger wettbewerbsfähig machen soll. Das bekommen beispielweise auch deutsche Angestellte des irischen Konzerns zu spüren, der jüngst bekanntgab, den traditionsreichen deutschen Standort Hahn im Hunsrück aus Kostengründen zu schließen. Ob jedoch Standortschließungen und Entlassungen von Piloten sowie Bordpersonal ausreichen um mittelfristig wieder in die Gewinnzone zu fliegen, steht aktuell in den Sternen.
Zu Vielfältig sind die Unwägbarkeiten in der Tourismus- und Luftfahrtbranche. Dazu zählt in COVID-19-Zeiten unter anderem der schnelle Wechsel bei der Einstufung von Regierungen, welches Land als "sicheres Reiseziel" gilt und welches nicht. Auf diese Weise kann innerhalb von Stunden ein gesamtes Streckennetzt zum Erliegen kommen - mit massiven Einbußen für die Airlines.
Die Ryanair-Aktie notiert heute aktuell auf 10,36 Euro, ein Minus von rund 4,25 Prozent zum Handelsschluss am Freitag. Damit liegt der Titel im Jahresvergleich nur knapp über dem Niveau vom 29. Juli 2019 als die Aktie mit 9,84 Euro aus dem Handel ging.
Für spekulativ agierende Anleger könnte das aktuelle Kursniveau jedoch eine Einstiegsmöglichkeit bedeuten. Denn bis zum Jahreshoch von 16,30 Euro vom 10.Januar 2020 ist noch jede Menge Luft.
Unsere Empfehlung für spekulative Anleger:
Kaufen mit Kursziel 12,50 Euro
Stopp bei 8,75 Euro
Unsere Empfehlung für konservative Anleger: Beobachten