Vielen Deutschen geht es in materieller Hinsicht so gut wie nie. Trotzdem stellen viele kritisch das System infrage. Dazu haben die jüngsten Finanz- und Europa-Krisen beigetragen. Sorgen bereiten aber auch Klimawandel oder soziale Entwicklungen, wie wachsende gesellschaftliche Kluften. All das schürt zuweilen ein gewisses Ohnmachtsgefühl. Doch speziell Investoren haben durchaus gestaltenden Einfluss. Denn mit Geld lässt sich Druck ausüben. Sinnvoll eingesetzt kann Kapital etwa helfen, den sogenannten ESG-Faktoren zu mehr Beachtung zu verhelfen. Gemeint ist damit ein Verhalten, das in Sachen Umwelt (Environment), Gesellschaft (Social) und Unternehmensführung (Governance) hohen ethischen und moralischen Anforderungen entspricht.

Selbst Anleger, die wenig mit solchen Begriffen anfangen können, haben Anlass, sich mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Schließlich macht sich nachhaltiges Unternehmertum in der Regel bezahlt. Davon ist Frank Fischer überzeugt: "Durch nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Handeln optimieren Unternehmen ihre Prozesse und arbeiten somit effizienter", sagt der Manager des Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen. Bei Robecosam klingt das ähnlich: "Unternehmen, die ökonomische, ökologische und soziale Chancen und Risiken adressieren, werden eher einen Wettbewerbsvorteil erreichen und auf Dauer Werte schaffen", so die Überzeugung des Vermögensverwalters mit Nachhaltigkeitsfokus.

Studien stützen diese Haltung. Die Ratingagentur Oekom Research bewertet, wie sozial- und umweltverträglich sich Unternehmen verhalten. Standardaktien, die den Oekom Prime Status erhielten, erzielten von Ende 2004 bis Ende 2011 eine kumulierte Rendite von 30,9 Prozent und schnitten damit um 4,1 Prozentpunkte besser ab als der Index MSCI World Total Return. Oekom Research folgert daraus, dass sich Orientierung an Nachhaltigkeit doppelt auszahlt: positiv aus inhaltlicher Sicht und aus Ertragssicht. Eine Studie von Robecosam bringt ähnliche Resultate: Ein Korb mit Aktien von Unternehmen, die als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit eingestuft waren, erzielte von 2001 bis 2013 eine jährliche Outperformance von 1,7 Prozent. Nachhaltigkeitsnachzügler fuhren dagegen ein Minus von 1,9 Prozent jährlich ein. Für Robecosam steht fest, dass nachhaltiges Agieren der Gewinnmaximierung nicht entgegensteht.



Auf Seite 2: Konzept muss noch reifen





Konzept muss noch reifen



Allerdings ist nicht zwangsläufig allen auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Unternehmen eine rosige Zukunft garantiert. Das gilt gleichfalls für die Wertentwicklung, bei der auch Faktoren wie die Bewertung mitspielen. Außerdem kann ein Nachhaltigkeitsstatus wieder aberkannt werden. So hat sich Volkswagen durch den Abgasskandal als nachhaltiges Investment disqualifiziert. Ohnehin gibt es auf Unternehmensebene noch viel zu tun. Laut dem Oekom Corporate Responsibility Review 2016 haben die Nachhaltigkeitsleistungen nach wie vor viel Luft nach oben. Wie bereits in den Vorjahren erreichten selbst die besten Branchen im Schnitt nicht einmal die Hälfte der Höchstpunktzahl.

Das VW-Beispiel zeigt, wie schwierig es oft noch ist, Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit richtig einzuordnen. Nachhaltigkeitsratingagenturen helfen dabei zwar. Aber auch diese müssen teilweise mit fehlerhaften Daten hantieren. Bis jetzt ist nicht einmal definiert, was Nachhaltigkeit und nachhaltiges Investieren bedeutet. Auch bei den veröffentlichten Nachhaltigkeitsberichten herrscht viel Wildwuchs. Doch ab 2017 könnte eine EU-Richtlinie für mehr Standardisierung sorgen. Gesetzesinitiativen dürften den Nachhaltigkeitsgedanken weiter fördern. Dafür spricht allein schon der Kampf gegen den Klimawandel, der ohne umweltverträglicheres Wirtschaften nicht zu gewinnen ist.

Druck machen auch die Investoren selbst. Umfragen zufolge wünschen sie sich mehr Nachhaltigkeit. Diesen Trend sieht Rainer Baumann im Tagesgeschäft bestätigt: "Wir stellen eine massiv steigende Nachfrage nach nachhaltigen Investitionen fest", sagt das Robecosam-Geschäftsleitungsmitglied. "Gerade jüngere Investoren legen Wert auf die positiven Auswirkungen ihrer nachhaltigen Anlagen, ohne dass sie dabei auf Rendite verzichten müssen."

Börse belohnt Nachhaltigkeit



US-Investmentbanken widmen sich längst dem Thema. Morgan Stanley etwa ist überzeugt, dass eine tiefere Kenntnis unternehmensspezifischer ESG-Risiken und -Chancen die Qualität von Anlageentscheidungen verbessert. Eng mit dem Thema Nachhaltigkeit verwandt sind die Teilbereiche Klimawandel, Wasser, Müllentsorgung, Ernährung, Wellness und Demografie. Bei diesen Themenkomplexen handelt es sich um eigenständige Megatrends unserer Zeit, die damit prädestiniert sind für Investments. Zumal laut Morgan Stanley Unternehmen, die mindestens einem Nachhaltigkeitsbereich zuzuordnen sind, im Schnitt mit geringerer Schwankungsanfälligkeit und höheren Werten bei Eigenkapitalrendite, langfristigen Gewinnwachstumserwartungen sowie Bewertung aufwarten. All diese Gründe sprechen für Vertreter aus diesen Teilbereichen.



Auf Seite 3: Klimawandel





Klimawandel: Aktien gegen dicke Luft



Ob der Klimawandel vom Menschen verursacht ist oder nicht, ist umstritten. Dass er stattfindet, dürfte inzwischen klar sein. Die NASA meldete jedenfalls für Februar Temperaturen, die um 1,35 Grad höher lagen als in den Jahren 1951 bis 1980. Die Effekte daraus erleben wir alle in Form vieler Wetterkapriolen selbst mit. Die Bank of America beziffert die wetterbedingten Schäden in den jüngsten zehn Jahren auf 200 Milliarden Dollar jährlich. Ohne wirkungsvolle Gegenmaßnahmen seien künftig sogar Kosten von ein bis fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Jahr denkbar.

Im Kampf gegen den Klimawandel können Unternehmen in vielfacher Weise helfen. Eine Möglichkeit ist etwa, so wie der dänische Windturbinenhersteller Vestas Wind zur Erzeugung regenerativer Energie beizutragen. Im Vorjahr verbuchte Rekorde bei Umsatz und Gewinn erklären, warum der Titel seit Ende 2012 einen steilen Aufwärtstrend aufweist. Hilfreich sind auch Holzfaserdämmstoffe, wie sie Steico anbietet, tragen sie doch zu einem geringeren Energieverbrauch bei. Das Unternehmen verspricht zudem, Holz für die eigenen Produkte aus nachhaltiger Forstwirtschaft zu kaufen. Einen Beitrag leisten oftmals auch Technologieunternehmen wie SAP. Der Softwarekonzern hilft anderen Unternehmen, ihren ökologischen Fußabdruck präzise zu messen. Logistiksoftware ermöglicht es, Abläufe effizienter zu gestalten und so Energie zu sparen. Das ist übrigens im Sinne der Mitarbeiter, von denen sich 90 Prozent eine SAP-Vorreiterrolle in Sachen Nachhaltigkeit wünschen.



Auf Seite 4: Wasserknappheit





Wasserknappheit: Kursgewinne marsch!



Wasser ist bekanntlich der Ursprung allen Lebens. Ohne Wasser geht gar nichts. Das macht Prognosen wie jene von der 2030 Water Resources Group auch so beängstigend. Der Zusammenschluss aus internationalen Unternehmen und der International Finance Corporation der Weltbank stellt in einer Studie die These auf, wonach im Jahr 2030 bei der Verfügbarkeit von Süßwasser zwischen Angebot und Nachfrage eine Lücke von 40 Prozent bestehen könnte. Grund genug für einen sorgfältigen Umgang mit dem wertvollen Nass.

An der Börse ist Wasser längst ein zugkräftiges Anlagethema. Dadurch sind die Bewertungen oft nicht mehr günstig. Das trifft auch auf Geberit zu. Doch wie Thomas Hellener vom nachhaltig gemanagten Aktienfonds PRIMA - Global Challenges lobend hervorhebt, tut der europäische Marktführer für Sanitärtechnologie viel für das Wassersparen. Der Titel eignet sich als Langfristinvestment. Erfolge beim Haushalten mit Wasser hat außerdem der Lackieranlagenbauer Dürr vorzuweisen. So wurde mithilfe des hauseigenen Eco+Paintshop der Wasserverbrauch um nahezu 60 Prozent im Vergleich zu früher gesenkt. Auch sonst ist das MDAX-Mitglied geschäftlich gut unterwegs. Letzteres gilt bei einem Vorjahresnettogewinnplus von 37 Prozent auch für die Beijing Enterprises Water Group. Angesichts der vielen Umweltprobleme in der Heimat dürfte dem chinesischen Abwasserspezialisten die Arbeit so schnell nicht ausgehen. Die ehrgeizigen Wachstumspläne markieren das Ziel, bis 2018 zu den Top Ten der Branche zu zählen.



Auf Seite 5: Nahrungsmittel





Nahrungsmittel: Gutes Futter fürs Depot



Hunger ist in vielen Teilen der Welt ein großes Problem. Eine ausreichende Nahrungsmittelversorgung wird erschwert durch schrumpfende Anbauflächen und eine wachsende Weltbevölkerung in Kombination mit einem höheren Kalorienverbrauch pro Kopf durch eine wachsende Mittelschicht. Der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zufolge muss die Produktion von Agrargütern bis 2050 um 70 Prozent steigen, um den globalen Bedarf zu decken. In Sachen Nachhaltigkeit ist Nahrung somit eine wichtige Baustelle, zumal auch Nahrungsmittelsicherheit eine Herausforderung ist, wie jüngste Rückrufaktionen von Nahrungsmitteln belegen.

Zur Hygiene in Restaurants und bei Nahrungsmittelherstellern trägt das US-Unternehmen Ecolab bei. Im Bereich Biosicherheit geht es um Präventivmaßnahmen, um infektiöse Erreger in landwirtschaftlichen Betrieben zu verhindern. Der Schutz von Wasser und Nahrung ist somit Teil des Geschäftszweckes. In Deutschland ansässig ist Gea, einer der größten Anlagenbauer für Nahrungsmittelhersteller. Über 70 Prozent der Umsätze resultieren aus diesem langfristig wachsenden Sektor. Ein wesentliches Unternehmensziel des MDAX-Konzerns sind Lösungen, die den Schutz der Umwelt sicherstellen. Das Geschäftsmodell von Adecoagro basiert auf den drei Nachhaltigkeitssäulen sozial, ökologisch und wirtschaftlich. Der argentinische Agrargüterproduzent führt die Geschäfte eigener Aussage zufolge basierend auf einem nachhaltigen Geschäftsmodell, das sich auf Profitabilität fokussiert.



Auf Seite 6: Demografie





Demografie: Alternde Gesellschaft ist der Megatrend schlechthin



Völlig unstrittig ist, dass die Alterung ein Megathema ist. Weltweit soll Prognosen zufolge von 2015 bis 2050 der Anteil der über 65-Jährigen von 8,5 Prozent auf 16,7 Prozent steigen. Ein Trend mit weitreichenden Folgen für viele Bereiche wie Gesundheit, Arbeitsmarkt, Konsum oder Altersvorsorge. Das birgt enormes Absatzpotenzial, zumal die Älteren oft mit üppiger Kaufkraft ausgestattet sind. Morgan Stanley taxiert das Volumen des Langlebigkeitssektors allein in den USA auf 7,1 Billionen Dollar. Ein Volumen, das den Bereich zur drittgrößten Volkswirtschaft weltweit machen würde.

Unser erster Favorit ist Mediclin, beheimatet in Deutschland. Mit dem Ergebnis geht es bei dem Klinikbetreiber wieder aufwärts, mittelfristig winkt auch eine Dividende. In den Unternehmensleitsätzen sind ethische Standards festgelegt. Die zweite Empfehlung Computer Sciences ist ein US-Unternehmen, das IT-Dienstleistungen anbietet, etwa für Versicherer oder Krankenhäuser. Morgan Stanley beziffert den Umsatzanteil, der mit der alternden Bevölkerung zu tun hat, auf 14 Prozent. Die Aktie besticht mit einer moderaten Bewertung und der Aussicht auf ein Gewinnplus von gut zwölf Prozent jährlich in den kommenden fünf Jahren. Zudem hat die Gesellschaft inzwischen sieben Nachhaltigkeitsberichte vorgelegt. Die legt auch Bangkok Dusit Medical Services vor, der größte private thailändische Krankenhausbetreiber (41 Krankenhäuser in Thailand, zwei in Kambodscha). Der Gewinn dürfte 2016 um rund 15 Prozent zulegen. Auch längerfristig sind die Aussichten gut.



Auf Seite 7: Abfall





Abfall: Von Trash zu Cash



Nach Schätzungen der Weltbank nimmt das weltweite Müllaufkommen von 2012 bis 2025 von 1,3 Milliarden auf 2,2 Milliarden Tonnen zu - aufgrund wachsender Weltbevölkerung, steigendem Wohlstand und Urbanisierung. Um wenigstens einen Teil der eingesetzten Ressourcen wiederzugewinnen, wäre eine hohe Recyclingquote wünschenswert - oder zumindest eine möglichst umweltschonende Entsorgung. Doch speziell in unterentwickelten Ländern landet noch immer der meiste Abfall auf Müll- und Schutthalden und verursacht dort zahlreiche Umweltprobleme. Die Bank of America Merrill Lynch beziffert das Marktvolumen der Abfallbranche auf eine Billion Dollar. Ein Wert, der bis 2020 auf zwei Billionen Dollar steigen soll.

Klar, dass bei solchen Aussichten viele Branchenvertreter teuer sind. Bei dem auf Autos und Autoteile spezialisierten US-Recyclingunternehmen LKQ steht einer hohen Bewertung aber immerhin ein erwartetes Ergebnisplus je Aktie von rund 20 Prozent für die kommenden fünf Jahre gegenüber. Mit einem Standbein in der Abfallwirtschaft ist der belgische Materialtechnologiekonzern Umicore vertreten. Der Aktienkurs macht gerade Anstalten, aus einem mehrjährigen Seitwärtstrend nach oben auszubrechen. DS Smith hat sich indes selbst dazu verpflichtet, seine Geschäfte nachhaltig und verantwortungsvoll zu führen, indem man recycelbare Verpackungen für Konsumgüter produziert. So sollen Müllberge möglichst klein bleiben. Bis 2018 winken bei dem britischen Verpackungsspezialisten stetige Ergebniszuwächse.



Auf Seite 8: Gesundheit/Wellness





Gesundheit/Wellness: Aktien für ein ausgewogenes Depot



Viele Menschen hoffen auf ein langes Leben. Doch dem stehen oft Bewegungsmangel und falsche Ernährung entgegen. Übergewicht und Fettleibigkeit sind weltweit gesehen die fünftwichtigste Ursache, die zum Tod führt. Zu viele Pfunde auf den Rippen erhöhen die Gefahr von Herzkreislauferkrankungen, Krebs oder Diabetes deutlich. Es ist daher alarmierend, dass laut Weltgesundheitsorganisation die Zahl der Übergewichtigen oder Fettleibigen unter den Fünfjährigen seit 1990 von zehn Millionen auf mindestens 41 Millionen gestiegen ist. Beim Kampf gegen diese Entwicklung helfen Sport, Wellness und gesunde Ernährung sowie im Falle von Erkrankungen medizinische Behandlung.

Indirekt mit am Ball in diesem Bereich ist Synthomer, ein britischer Spezialist für synthetischen Latex, der unter anderem Handschuhe herstellt. Morgan Stanley taxiert den Umsatzanteil, der mit Gesundheit zu tun hat, auf 20 Prozent. Ein indirektes Exposure im Gesundheitsbereich von 23 Prozent weist laut Morgan Stanley der US-Mischkonzern 3M auf. Die hauseigene Prognose für den Gewinn je Aktie von 2016 bis 2020 sieht ein Plus von acht bis elf Prozent vor, was sich sehen lassen kann. Beide Unternehmen veröffentlichen Nachhaltigkeitsberichte. Offensiv als sozial verantwortlich vermarktet sich Hanesbrands. Der US-Bekleidungshersteller, der auch Sportkleidung anbietet, achtet auf sozial vertretbare Produktionsabläufe, wächst aber trotzdem. Für die nächsten fünf Jahre rechnen Analysten beim Gewinn je Aktie mit Zuwächsen von gut elf Prozent jährlich.



Auf Seite 9: Interview





"Nachhaltigkeit bringt Renditevorteil"



Börse Online: Wieso und wie investieren Sie Kapital nachhaltig?


Frank Fischer:

Institutionelle Anleger wie Stiftungen und Kirchen, aber auch viele Privatanleger möchten ihr Kapital nicht nur gewinnbringend, sondern auch nach ethischen, sozialen und nachhaltigen Kriterien verwaltet wissen. Zur Umsetzung haben wir einen Katalog von Ausschlusskriterien für den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen festgelegt. Anhand dieser Filterkriterien stellen wir sicher, dass das Fondsvermögen nicht in Unternehmen investiert wird, die für uns nicht akzeptable Geschäftsfelder beziehungsweise Praktiken verfolgen. So leisten wir unseren Beitrag zu verantwortungsbewusstem und nachhaltigem Investieren.

Erschwert es das Ausklammern kontroverser Geschäftsfelder nicht, eine gute Wertentwicklung zu erzielen?


Es ist schon richtig, dass man mit "sündhaften Aktien" Rendite erzielen kann. Das spielt für uns aber keine Rolle. Wir klammern kontroverse Geschäftsfelder ganz bewusst und aus Überzeugung aus. Wir haben auch nicht die Befürchtung, dass wir dadurch eine schlechtere Performance erzielen. Ganz im Gegenteil. Der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen erzielte seit Auflage Anfang 2009 eine durchschnittliche jährliche Rendite von 11,21 Prozent (Stand: 24. März 2016). Auch Studien belegen, dass nachhaltiges Investieren langfristig einen Renditevorteil bringt.

Stimmen Sie zu, dass es bei der Formulierung von Nachhaltigkeitskriterien noch Nachbesserungsbedarf gibt?


Nachhaltigkeitskriterien werden von jedem Investor individuell formuliert. Je nach Tragfähigkeit und persönlichem Engagement ergeben sich unterschiedliche Interpretationen der Frage "Was ist nachhaltiges Investieren?". Ein weltweit einheitlicher Mindeststandard an Nachhaltigkeitskriterien wird von verschiedenen Institutionen angestrebt. Letzten Endes entscheidet aber jeder für sich, wie nachhaltig eine Investmentphilosophie sein soll. Durch verschiedene Nachhaltigkeitssiegel soll eine Vergleichbarkeit der nachhaltigen Investmentprodukte hergestellt werden. Hier befinden wir uns noch in der Findungsphase.

Ist die noch mangelnde Verfügbarkeit von Nachhaltigkeitsdaten nicht auch ein Manko?


In den vergangenen Jahren wird immer mehr Unternehmen die Bedeutung nachhaltigen Handelns bewusst, was zu mehr und mehr Integration von nachhaltigen Prozessen in Unternehmen führt. Die Datenlage wird also kontinuierlich besser. In manchen Branchen, wie Waffen oder Minenbetreiber, ist das Interesse an der Bereitstellung ethisch-nachhaltiger Reportingdaten naturgemäß geringer.

Wird das Anlageuniversum nicht extrem klein, wenn man sich darum bemüht, Nachhaltigkeitskriterien strikt einzuhalten?


Spezialisierte Researchunternehmen wie Sustainalytics untersuchen mehr als 11 000 Titel auf ethische und nachhaltige Kriterien. Das Anlageuniversum wird -natürlich kleiner, je strikter man die Kriterien auslegt. Hier gilt es, die Balance zwischen nachhaltigen Mindeststandards und Verhältnismäßigkeit zu wahren. Wir lösen dies über einen Katalog an Ausschlusskriterien. Falls Unternehmen nicht mehr als fünf Prozent Umsatz in für uns kontroversen Geschäftsfeldern erwirtschaften, sehen wir mit der Ausnahme geächteter Waffen von einem Ausschluss unter dem Gesichtspunkt der Verhältnismäßigkeit ab. Wir haben derzeit eine Watchlist von etwa 1500 Unternehmen, die auf strenge Nachhaltigkeitskriterien hin überprüft wurden.