Seit zehn Jahren zählt der Göttinger MDAX-Konzern zu den Aushängeschildern unter deutschen Nebenwerten. Der Kurs der Aktie gewann in diesem Zeitraum rund 5.860 Prozent dazu. Wer damals 1.000 Euro investiert hat, könnte heute inklusive Dividenden über 65 500 Euro sein Eigen nennen.

Unter Konzernchef Joachim Kreuzburg hat sich der ehemalige Spezialist für Wägetechnik zu einem weltweit führenden Laborausrüster und Zulieferer der Pharmabranche gewandelt. Dass eine solche Erfolgsgeschichte hohe Erwartungen mit sich bringt, erlebten die Göttinger in den vergangenen Monaten. Viele Analysten stuften ab, manche senkten auf "Verkaufen". Hauptsorge der Experten: die Bewertung. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2020 liegt bei 50. Das macht das Papier anfällig für Rücksetzer.

Auch fundamental gibt es Bedenken. In der Sparte für Labor­ausrüstungen hinkt das Wachstum wegen der unsicheren Konjunktur schon seit 2018 den Erwartungen hinterher.

Haupttreiber des Konzernwachstums der letzten Jahre war der zweite Unternehmensbereich für Bioprozesse. Dieser macht über 70 Prozent des Umsatzes aus. Dabei geht es um die Reinigung und Fermentierung von Flüssigkeiten zur Herstellung von Medikamenten. Besonders gefragt sind etwa Behälter, sogenannte Bioreaktoren, in denen Mikroorganismen, Zellen oder kleine Pflanzen unter möglichst optimalen Bedingungen kultiviert werden können. Die Sparte ist weitgehend unabhängig von der Konjunktur.

Das überdurchschnittliche Wachstum von Sartorius könne sich aber in der kommenden Zeit abschwächen, fürchten etwa die Experten der DZ Bank oder auch der Landesbank Baden-Württemberg.

Hohe Nachfrage in Asien


Der Pessimismus der Analysten wirkt angesichts der jüngsten Zahlen vom Juni überraschend. Nach einem starken ersten Halbjahr schraubte Chef Kreuzburg die Umsatzziele für das Geschäftsjahr 2019 nach oben. Mittlerweile rechnet das Unternehmen mit einem Zuwachs zwischen zehn und 14 Prozent, zuvor waren sieben bis elf Prozent angepeilt. Hauptgrund für die verbesserte Prognose ist laut Kreuzburg die starke Wachstums­dynamik in der Bioprozess-Sparte. Dabei profitierten die Niedersachsen in diesem Halbjahr besonders vom Wachstum in Asien von fast 20 Prozent. Dort setzen viele Kunden beim Aufbau von Produktionsstätten für Biopharmaka auf Sartorius.

Angesichts dieser positiven Entwicklung halten die Göttinger an ihren ambitionierten Langfristzielen fest: Bis 2025 soll der Gesamtumsatz auf vier Milliarden Euro mehr als verdoppelt werden. Zwei Drittel des Wachstums sollen organisch, der Rest durch Zukäufe erfolgen. Besonders interessant sind laut Kreuzburg aktuell Start-up-Firmen aus den USA. Finanziell sieht sich Sartorius mit 2,5 Mil­liarden Euro Eigenkapital für Übernahmen gut aufgestellt. Angesichts dieser Perspektiven und der guten Berechenbarkeit der Auftragsentwicklung empfiehlt etwa das Bankhaus Metzler die Aktie zum Kauf.

Trend: Die Aktie ist teuer. An­gesichts der langfristigen Per­spektiven bietet der Rücksetzer Chancen. Nur für Risikofreudige.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 200,00 Euro
Stoppkurs: 143,00 Euro