Der Trend zu Cloudbasierten-Software-Systemen schien grenzenlos: Jetzt gibt es erste Anzeichen, dass sich die abkühlende Wirtschaft auch auf die Anbieter von Cloudsoftware auswirken wird. Von Simon Ax
Wie viele Aktien aus dem Tech-Bereich geht es auch den Cloudwerten gerade nicht besonders gut. So notiert etwa die Aktie von Salesforce, dem Marktführer für cloudbasierte Software auf Jahressicht mit fast 50 Prozent im Minus. Zuletzt enttäuschte das Cloud-Computing-Unternehmen aus San Francisco die Anleger mit einem schwächelnden Ausblick für das laufende Quartal. Die Billings, eine wichtige Kennzahl, die als Frühindikator für zukünftige Einnahmen gesehen werden, blieben mit fast zehn Prozent hinter dem Konsens der Wall Street Analysten zurück. Mit circa sechs Milliarden Dollar liegen die Billings außerdem nur noch bei einem Wachstum von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Gesamtumsatz für das Fiskaljahr 2023 soll bei knapp 31 Milliarden Dollar liegen, die Marge des abgelaufenen Quartals lag mit 22,7 Prozent leicht über den Erwartungen.
Analysten von Barclays sprachen insgesamt von einem durchwachsenen Quartal und äußerten sich skeptisch bezüglich des Umsatzwachstums für das kommende Jahr. Andererseits könnte die Kombination aus höheren Margen und besserer operationaler Perfomance die Salesforce-Aktie wieder für Investoren attraktiv machen.
Personalprobleme und schwacher Ausblick belasten
In dem Zusammenhang sei es aber nicht unbedingt vorteilhaft, dass Co-CEO Brett Taylor seinen Posten Ende Januar abgeben wird, denn er galt als Fürstreiter für eine bessere operationale Performance. Taylor verlässt das Unternehmen auf eigenen Wunsch und möchte zu seinen unternehmerischen Wurzeln zurückkehren, wie er mitteilte. Analyst Brent Thill von der Investmentbank Jefferies sieht im Abgang Taylors einen Beleg dafür, dass eine Doppelspitze bei Salesforce nicht funktionieren würde. Vor etwa zwei Jahren war bereits eine solche Konstellation mit Keith Block gescheitert.
Gründer und ebenfalls Co-CEO Marc Benioff muss derzeit noch weitere Abgänge verkraften. Stewart Butterfield, Chef des Kommunikationsdienstes Slack, den Salesforce Ende 2020 für knapp 28 Milliarden Dollar übernommen hatte, gab ebenfalls seinen Rücktritt bekannt. Co-Chef Benioff sprach diesbezüglich gegenüber dem Fernsehsender CNBC von einem „Schlag in die Magengrube“. Dies sind jedoch nicht die einzelnen Personalveränderungen auf höchster Ebene. Auch Mark Nelson, Chef des Analysedienstes Tableau, der 2019 für rund 16 Milliarden Dollar von Salesforce aufgekauft wurde, wird das Unternehmen verlassen.
Abgesehen von den Personalproblemen müsse Benioff Salesforce nach den Zukäufen nun stärker auf Effizienz trimmen, so Analyst Keith Weiss von der US-Investmentbank Morgan Stanley.
Auf der Telefonkonferenz für Investoren und Analysten sprachen Führungskräfte von Salesforce von einem herausfordernden Käuferumfeld im dritten Quartal. Kunden würden zunehmend jeden ausgegebenen Dollar auf seine Rentabilität hin überprüfen.
Analysten von Wolf Research stuften die Salesforce-Aktie von „kaufen“ auf „halten“ herab und begründeten dies mit Ausführungsfehlern, Abgängen großer Namen und einem sich verlangsamenden Umsatzwachstum. Salesforce würde in ein neues schwieriges Kapitel eintreten. Momentan empfehlen jedoch noch 83 Prozent der Analysten die Aktie zum „Kaufen“, 17 Prozent haben ihre Empfehlung auf „Halten“ bei Kurszielen zwischen 150 und 200 Dollar, momentan notiert die Aktie bei circa 125 Dollar.
Gesamte Cloud-Branche betroffen
Doch Salesforce steht nicht alleine da. Der Wisdomtree-Cloud-Computing-ETF, der 75 Werte aus dem Cloud-Bereich beinhaltet, hat ebenso circa 50 Prozent auf Jahresbasis verloren. Crowdstrike, ein Anbieter für Cloud- und Cybersecurity Software verschreckte ebenfalls seine Aktionäre mit acht Prozent niedrigeren Umsätzen für das dritte Quartal, als von den Analysten erwartet wurden. Daraufhin vielen die Aktien von Crowdstrike um 15 Prozent und notieren auf Jahressicht mit 40 Prozent im Minus.
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