Aus Furcht vor einer Abkühlung der Konjunktur haben sich Anleger am Donnerstag aus den europäischen Aktienwerten zurückgezogen. Dax und EuroStoxx50 verloren jeweils etwa 1,2 Prozent auf 11.714 beziehungsweise 3681 Punkte.

Genährt wurden die Spekulationen von der überraschenden Eintrübung der Stimmung in den europäischen Firmen. Der Einkaufsmanagerindex ging um 0,5 Punkte auf 53,5 Zähler zurück, blieb aber über der Wachstumsschwelle von 50 Stellen. Von Reuters befragte Analysten hatten allerdings mit einem Anstieg auf 54,4 Punkte gerechnet. "Obwohl es eine deutliche Verbesserung der europäischen Wirtschaft gibt, ist das Spiel noch nicht gewonnen", sagte Philippe Gijsels, Chef-Analyst von BNP Paribas Fortis Global Markets.

Sein Kollege Andreas Paciorek vom Online-Broker CMC Markets mahnte zur Besonnenheit: "Auch ohne diese Daten wäre der Deutsche Aktienindex wohl wieder ins Minus gerutscht." Viele Anleger gingen derzeit lieber auf Nummer sicher und strichen Gewinne ein. Der Dax notierte am Donnerstag immer noch rund 20 Prozent über seinem Niveau vom Jahreswechsel.

Der Kursrutsch am Aktienmarkt trieb einige Investoren in den "sicheren Hafen" Bundesanleihen. Der Bund-Future, der auf den zehnjährigen Titeln basiert, stieg um 30 Ticks auf 159,49 Punkte. Der Euro kostete mit 1,0763 Dollar etwas mehr als zum New Yorker Vortagesschluss.

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GEWINNWARNUNGEN DRÜCKEN BILFINGER UND ERICSSON

Bei den Unternehmen sorgte Bilfinger mit der fünften Prognosesenkung in Folge für Gesprächsstoff. Der Bau- und Dienstleistungskonzern rechnet nun für das Gesamtjahr mit einem "erheblichen" Ergebnisrückgang. DZ-Bank-Analyst Jasko Terzic sprach von einer "harschen Gewinnwarnung". Bilfinger-Aktien brachen um bis zu 16 Prozent auf 48,07 Euro ein und verbuchten damit den drittgrößten Kurseinbruch der Unternehmensgeschichte.

Ein pessimistischer Ausblick schickte auch Ericsson auf Talfahrt. Der schwedische Netzwerk-Ausrüster erwartet nach einem Gewinneinbruch im ersten Quartal keine baldige Besserung des schwächelnden Nordamerika-Geschäfts. Die Aktien fielen daraufhin an der Stockholmer Börse um bis zu 13 Prozent.

Nach dem Ausstieg des Mehrheitseigentümers stand auch Leifheit ganz oben auf den Verkaufslisten. Die Familie Schuler-Voith hatte ihren 50,5-prozentigen Anteil Insidern zufolge zum Preis von 49 Euro je Aktie verkauft. Die zuletzt stark gestiegene Aktie des Haushalts- und Küchengeräte-Herstellers brach um bis zu 15,7 Prozent auf 49,60 Euro ein. Dabei wechselten bis zum frühen Nachmittag bereits mehr als 52 Mal so viele Leifheit-Papiere den Besitzer wie an einem gesamten Durchschnittstag.

Zu den wenigen Gewinnern am europäischen Aktienmarkt zählte Michelin. Der französische Reifenhersteller steigerte dank der Euro-Abwertung der vergangenen Monate seinen Umsatz. Außerdem kündigte das Unternehmen einen Aktienrückkauf an, dessen Papiere daraufhin in Paris um bis zu 7,4 Prozent auf ein Acht-Jahres-Hoch von 102,90 Euro stiegen.

Reuters