Die im Nebenwerteindex MDax gelistete Scout24-Aktie erreichte mit 42,56 Euro den höchsten Wert seit drei Monaten. Die Analysten des Brokerhauses Liberum rechnen mit einem Bieterwettkampf, der den Preis für Scout24 in die Höhe treiben könnte. Sie halten eine Bewertung von sechs Milliarden Euro für möglich.
Der aus München und Berlin gesteuerte Konzern, der auch die Anzeigenportale AutoScout24 und FinanceScout24 betreibt, ist seit seiner Gründung vor 20 Jahren durch mehrere Hände gegangen. Die 2004 eingestiegene Deutsche Telekom verkaufte 2013 eine Mehrheitsbeteiligung von 70 Prozent für 1,5 Milliarden Euro an den Finanzinvestor Hellman & Friedman. Dieser brachte Scout24 zwei Jahre später an die Börse und trennte sich nach und nach mit Gewinn von seiner Beteiligung. Die letzten Aktien wurden im Februar verkauft.
Die hochprofitable Gruppe will ihren Umsatz in diesem Jahr auf mehr als eine halbe Milliarde (2017: 480 Millionen) Euro steigern. Das Portal ImmobilienScout24, das mit Immowelt und Immonet von Axel Springer konkurriert, steht für zwei Drittel des Geschäfts. Vom Umsatz sollen im laufenden Jahr bis zu 56 Prozent als Betriebsgewinn hängen bleiben. 2017 hatte Scout24 eine Umsatzrendite von 52,7 Prozent erwirtschaftet und einen Betriebsgewinn von 253 Millionen Euro.
NEUER CHEF WILL AUSLANDSEXPANSION VORANTREIBEN
Der neue Vorstandschef Tobias Hartmann ist erst seit vier Wochen im Amt. Der frühere Manager des Lebensmittel-Versands HelloFresh folgte auf den den Australier Greg Ellis, der im August überraschend seinen Rücktritt erklärt hatte. Auch Finanzvorstand Christian Gisy will gehen. Er stehe nach Ende seines Vertrags im September 2019 nicht mehr zur Verfügung, erklärte Gisy, der selbst auf den Chefposten gehofft hatte.
Hartmann will die Internationalisierung vorantreiben. Scout24 war in den vergangenen Jahren mit Zukäufen gewachsen, konzentrierte sich aber vor allem auf den deutschsprachigen Raum. Erst im Juli kaufte Scout24 den Ratenkredit-Vermittler Finanzcheck.de für 285 Millionen Euro. Ein neuer Eigentümer könnte beim Gang ins Ausland helfen. Der Investor Silver Lake, der sich der sich auf Technologiefirmen spezialisiert hat, hatte erst im Mai den britischen Internet-Immobilienmarktplatz Zoopla für 2,2 Milliarden Pfund geschluckt.
rtr