Ein chinesischer GPU-Hersteller mit dem Namen Moore Threads hat in Shanghai einen fulminanten Börsengang hingelegt: Anleger rissen sich um die Papiere, sodass der Kurs am IPO-Tag um 500 Prozent explodierte. Moore Threads positioniert sich als direkter Konkurrent von Nvidia. Analysten sehen bereits ein Ende der Abhängigkeit Chinas von US-Chipherstellern kommen.

Mit einem spektakulären Börsendebüt katapultierte sich Moore Threads, ein chinesischer Grafik- und KI-Chipdesigner, in das Bewusstsein der Börsianer: Die Aktie, die in ihrem Heimatland schon als „chinesisches Nvidia“ tituliert wird, startete in Shanghai zu 114,28 Yuan in den Handel und schoss im Laufe des Tages auf bis zu 688 Yuan, was einem Kursplus von fast 502 Prozent entspricht. Der Kursprung zeigt auch, wie sehnlich sich Anleger, nicht nur in China, Anlage-Alternativen zum KI-Platzhirsch wünschen - natürlich in der Hoffnung auf ähnlich rasante Kursgewinne. 

Mit dem IPO sammelte Moore Threads rund acht Milliarden Yuan ein, das das entspricht etwa 1,13 Milliarden Dollar. Obwohl das heutzutage, gerade KI-Geschäft, keine große Zahl mehr ist, gelang dem KI-Newcomer damit dennoch der zweitgrößte Börsengang des Jahres auf dem chinesischen Festland.

Chinas Antwort auf US-Chips

Der Erfolg verdeutlicht einmal mehr, mit welchem Nachdruck China die technologische Unabhängigkeit vorantreibt. Während die USA Exporte von Spitzen-KI-Chips zunehmend eingeschränkt haben, investiert Peking Milliarden in heimische Chip-Schmieden. Moore Threads soll Plänen zufolge künftig KI- und Grafikchips für den heimischen Markt liefern und China damit im Wettlauf um die beste und schnellste KI-Rechenleistung  im Spiel halten. 

Beobachter warnen jedoch vor zu viel Euphorie: Das Unternehmen Moore Threads ist derzeit noch nicht profitabel, der Kurssprung basiert allein  auf Zukunftsphantasie. Doch angesichts der rasch wachsenden Nachfrage nach KI-Hardware in China wollen viele Investoren nun genau auf diesen Zug aufspringen. 

Bedeutung für Nvidia

Technisch scheint Moore Threads aber durchaus ernstzunehmen zu sein: Bereits seit 2023 steht das Unternehmen auf einer schwarzen Liste der US-Regierung, wodurch man versucht, den Zugang der Chniesen zu fortschrittlichen Fertigungstechnologien einzuschränken.

Für führende Chipanbieter wie Nvidia oder auch AMD bedeutet das Auftreten chinesischer Anbieter im Markt zusätzlichen Druck auf ihr bisheriges Geschäftsmodell. Noch hofft Nvidia darauf, dass die Regierung um Donald Trump die Exportbeschränkungen für Chips wie den abgespeckten H20 wieder lockert. Sollte das nicht passieren und China gleichzeitig beginnen, auf lokale Alternativen umzuschwenken, würde dem weltgrößten KI-Chiphersteller ein Milliardenmarkt entgehen. 

Das verschärfte geopolitische Umfeld und der Versuch der chinesischen KP, auch bei Chips technologie-autonom zu werden, könnten Nvidia damit langfristig Marktanteile kosten – nicht nur in China, sondern möglicherweise auch global, wenn andere Kunden eines Tages beginnen sollten, KI-Chips in China zu kaufen.

Jetzt noch einsteigen?

Vorausgeschickt: Die Aktie von Moore Threads ist in Deutschland und den USA noch gar nicht handelbar. Es gibt sie bisher nur in China.

Zudem ist der neue Shootingstar für Anleger zunächst einmal eine Black Box: Über Umsatz, Wachstumraten und Margen ist hierzulande noch wenig bekannt. Das dürfte sich in den kommenden Tagen ändern.

Fraglich ist auch, ob der Kurs-Hype anhält. Gemessen an der Aufmerksamkeit für KI-Investments unter Anlegern sind nur sehr, sehr wenige Aktien in den Handel gekommen. Das führt automatisch zu Knappheitspreisen. Wer sich etwa noch an den Börsengang des vietnamesischen Autoherstellers Vinfast im Jahr 2023 erinnert, weiß, wie schnell so eine Aktie wieder abstürzen kann.

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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia.