So wird das Wachstum nicht so hoch ausfallen wie bisher angepeilt und beim operativen Gewinn wird nur noch eine schwarze Null erwartet. Das Problem soll zwar ein temporäres und isoliertes Ereignis bleiben und die künftigen Wachstumsperspektiven nicht in Mitleidenschaft ziehen. Die Investoren zogen aber zunächst die Reißleine und ließen die Aktie am Freitag scharf fallen.
Im Tief fielen die Papiere um fast 13 Prozent bis auf 120,80 Euro, dem tiefsten Stand seit November. Sie dämmten ihre Verluste zuletzt allerdings auf gut vier Prozent ein und kosteten damit 132,50 Euro. Am Vortag war der Kurs noch um fast 7 Prozent gestiegen. Im Februar war ein Anteilsschein auf dem Rekordhoch noch 249 Euro wert gewesen. Seitdem hat die Aktie nun rund die Hälfte eingebüßt.
Vor allem die gekappten Gewinnaussichten seien überraschend und würden Fragen aufwerfen, schrieb Jefferies-Experte Alexander Thiel. Bereits mit den schwachen vorläufigen Zahlen zum zweiten Quartal vor zwei Wochen hatte Shop Apotheke von Engpässen in der Logistik berichtet und gewarnt, dass eine mögliche Prognoseänderung an der Entwicklung der kommenden Wochen hänge. Baader-Bank-Experte Volker Bosse sprach von "schlechten Nachrichten". Die neuen Ziele lägen unter seinen und den Markterwartungen.
Das Papier gehörte in der Corona-Pandemie zu den Gewinnern an der Börse. Seit einiger Zeit hakt es aber. Unter anderem zweifeln Börsianer an einer schnellen Einführung des für Shop Apotheke so wichtigen elektronischen Rezepts im deutschen Gesundheitswesen, das den Kauf von rezeptpflichtigen Medikamenten für die Kunden bei der Online-Apotheke deutlich vereinfachen würde.
Das Umsatzwachstum dürfte 2021 nur bei 10 bis 15 Prozent liegen, teilte Shop Apotheke am Donnerstagabend nach Börsenschluss im niederländischen Sevenum mit. Zuvor war das Unternehmen von rund 20 Prozent ausgegangen. Die operative Marge bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll zudem nur noch um die Gewinnschwelle ("Break-even") liegen und damit um die 0 Prozent. Bisher hatte das Management die Investoren auf einen operativen Gewinn im Rahmen einer Marge von 2,2 bis 2,8 Prozent des Umsatzes eingestellt.
dpa-AFX