Wichtige Investoren hatten kürzlich mit Forderungen nach einer baldigen Nachfolgeplanung den Druck auf Cromme erhöht. Der Manager wird im Februar 71 Jahre alt und war erst beim vergangenen Aktionärstreffen wieder in das Kontrollgremium gewählt worden, seine Amtszeit läuft regulär noch bis 2018. Cromme war früher auch Chefkontrolleur des krisengeschüttelten Stahlkonzerns ThyssenKrupp, hatte den Posten jedoch aufgegeben. Das nährte auch Spekulationen, dass er sich bei Siemens zurückziehen könnte.
Geschäftlich dürfte Siemens-Chef Joe Kaeser derweil ganz gute Nachrichten für die Anleger im Gepäck haben. Nach Analystenschätzungen sind die ersten drei Monaten dieses Geschäftsjahres (30. September) solide gelaufen. So hatte Siemens zwischen Oktober und Ende Dezember gleich mehrere Großbestellungen für Windräder und Kraftwerke an Land gezogen, deshalb wird mit einem kräftigen Plus beim Auftragseingang gerechnet. Der Umsatz dagegen könnte angesichts des starken Euro beim Vorjahreswert von 18 Milliarden Euro stagniert haben. Für das Gesamtjahr hatte Kaeser einen Anstieg des Gewinns pro Aktie um mindestens 15 Prozent in Aussicht gestellt. Analysten gehen davon aus, dass es bei dieser Prognose bleibt.
Kaeser steht seit der Ablösung seines Vorgängers Peter Löscher im vergangenen Sommer an der Konzernspitze und hatte sich vorgenommen, erst einmal wieder Ruhe und Ordnung ins Unternehmen zu bringen. Die Konzernstruktur will Kaeser weiter umbauen und Details dazu Anfang Mai nennen. Ob und wieviel er sich dazu auf der Hauptversammlung entlocken lässt, bleibt deshalb abzuwarten. Die Börse hat Kaesers Kurs bisher jedenfalls honoriert: Seit seinem Amtsantritt hat die Siemens-Aktie um rund 20 Prozent zugelegt, das dürfte auch die Aktionäre freuen. dpa