Ein außergewöhnliches Aktienjahr neigt sich dem Ende entgegen. Nach dem Corona-bedingten Marktcrash im Frühjahr erholten sich viele Aktien im Jahresverlauf wieder deutlich. Sowohl DAX als auch MDAX notieren gegen Jahresende in der Nähe ihrer Rekordstände. Obwohl das Coronavirus noch immer nicht besiegt ist und das öffentliche Leben stark beeinträchtigt, können viele Börsianer an Silvester wohl doch die Korken knallen lassen.

Dass es 2020 trotz Corona-Krise noch recht gut lief, zeigt auch der Blick in die Statistik: Von 508 börsennotierten deutschen Aktien, die BÖRSE ONLINE in der Datenbank führt, legten 260 Titel seit Jahresbeginn zu; 33 davon weisen sogar dreistellige Kursgewinne auf.

Die Aktie von Westwing, einem Internethändler rund um Home and Living, brachte es im laufenden Jahr auf eine atemberaubende Performance von bislang 800 Prozent. Doch es gab natürlich auch Verlierer. 159 Titel in unserer Datenbank büßten seit Jahresanfang mehr als zehn Prozent ein. Der mit Abstand größte Rohrkrepierer mit einem Kursverlust von über 99 Prozent war der insolvente Skandalkonzern Wirecard. Auch die Aktien von Tom Tailor, Epigenomics oder Corestate Capital machten ihren Eignern mit Verlusten von 60 bis fast 80 Prozent wenig Freude.

In den vier deutschen Auswahlindizes gab es ebenfalls in diesem außergewöhnlichen Börsenjahr ein paar Wertvernichter. Bei 45 von insgesamt 160 Titeln aus DAX, MDAX und SDAX mussten Anleger prozentual zweistellige Kursverluste verkraften. Richtig unter die Räder kam etwa die Aktie des Leasingspezialisten Grenke, dem vom britischen Investor und Shortseller Fraser Perring Betrug, Geldwäsche und Bilanzfälschung vorgeworfen wird. Perring wettete gleichzeitig über Leerverkäufe auf einen Absturz der Aktie. Auch der Großhändler Metro und der Stahlkonzern Thyssenkrupp mussten ordentlich Federn lassen.

Window Dressing am Jahresende


Angesichts einiger Rohrkrepierer haben Fondsmanager dieser Tage also durchaus noch viel Arbeit. Denn in der Regel hübschen sie gegen Jahresende ihre Depots auf. Bei dem als Window Dressing bekannten Phänomen stehen Titel auf der Kaufliste, die ohnehin schon das ganze Jahr über gefragt waren. Verliererpapiere werden hingegen aus den Depots verbannt. In den ersten Handelstagen des Folgejahres kehrt sich der Effekt zumindest bei den Verliereraktien meist um: Die Titel setzen zu einer Aufholjagd an, da sie von den Profis zurückgekauft werden.

BÖRSE ONLINE hat daher auch dieses Jahr den Aktienmarkt nach aussichtsreichen Silvesterwetten abgegrast und insgesamt acht abgestürzte Titel aus MDAX und SDAX sowie dem deutschen Leitindex DAX herausgesucht). Einige Loser-Aktien des 2020er-Jahrgangs, deren Kauf wir bis spätestens 30. Dezember, dem letzten Handelstag in diesem Jahr, empfehlen, sind aus unserer Sicht noch mit Vorsicht zu genießen.

Die Aktie von Grenke zum Beispiel steht nach wie vor unter dem Beschuss von Shortsellern. Sonderprüfungen durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften Warth & Klein Grant Thornton und KPMG hätten bisher keine Anhaltspunkte ergeben, die vermuten ließen, dass das Leasinggeschäft des Konzerns nicht existiere oder Grenke systematisch an Geldwäsche beteiligt gewesen sei. KPMG setzt allerdings die gesonderte Prüfung fort. Bis zu deren Abschluss bleibt der Titel sehr riskant. Anleger sollten die Aktie unbedingt mit Stoppkurs absichern.

Die Ziel- und Stoppkurse für unsere Silvesteraktien weichen grundlegend von unseren üblichen Empfehlungen ab. Wer unsere Verliereraktien kauft, sollte seine Bestände vor allem bei diesen Titeln bis Ende Januar 2021 auflösen und Stopps setzen.

Dass die Silvesterwetten in der Regel funktionieren, zeigt der Blick zurück: Sieben von acht Aktien, die wir in Ausgabe 51/52 von 2019 im Hinblick auf eine Rally im Januar 2020 empfohlen hatten, legten in den ersten Wochen des Jahres 2020 zu.

Spitzenreiter war Wirecard mit einem Plus von über 36 Prozent. Unser Hinweis, die damals noch im DAX gelistete Aktie konsequent bis Ende Januar 2020 wieder zu verkaufen, kam noch rechtzeitig vor dem großen Knall im Sommer, der das Unternehmen am Ende bis in die Insolvenz führte. Die Aktie von Leoni legte ebenfalls zweistellig zu. Im Durchschnitt gewannen die Silvestertitel innerhalb von fünf Wochen mehr als acht Prozent. Der DAX schaffte im selben Zeitraum nicht mal die Hälfte.