Für Sleepz gibt es eigentlich nur einen Kaufgrund: die Enttäuschung. Mit dem Verkauf von Matratzen im Internet machte der Onlinehändler nur Verluste, der einst über zwei Euro notierende Kurs pendelt seit Monaten um die Ein-Euro-Marke. Die Börse hat die Firma abgeschrieben. Doch nun wollen neue Geldgeber und ein frisches Management für positive Überraschungen sorgen.
Treibende Kraft ist das Beteiligungsunternehmen Heliad, das fast 24 Prozent der Aktien hält. Auch Christian Angermayer zählt zu den Investoren, er sicherte sich Optionen zum Erwerb von rund 27 Prozent der Gesellschaft. Der neue Vorstand wiederum besteht aus dem Gründer von Bettenriese.de, Alexander von Tschirnhaus, sowie dem Urbanara-Chef und früheren Home24-Vorstand Christian Salza. Der Onlinehändler für Matratzen und der Internetverkäufer von Heimtextilien wurden beide in Sleepz eingebracht. Jüngster Neuzugang ist mit SAM Stil Art Möbel ein Anbieter von Massivholzmöbeln.

Aus diesen Firmen wollen die E-Commerce-Profis eine Plattform machen und schrittweise kleine Internethändler von Wohn- und Schlafzimmerprodukten anschließen. Von Tschirnhaus zielt auf unprofitable Kaufziele ab, die das 0,3- bis 0,7-Fache des Umsatzes kosten. Weil Sleepz Kernelemente des E-Commerce zentralisiert, soll den Akquisitionen auf der Plattform der Sprung in die schwarzen Zahlen gelingen. Die Börse müsste den Umsatz dieser Firmen dann höher bewerten und die Plattform "bei Übernahmen eine Kaufpreis-Arbitrage realisieren", so von Tschirnhaus.
Diese Logik wendet das Management bereits bei sleepz selbst an und meint, die Einnahmen müssten dieses Jahr zum 1,25-Fachen bewertet werden. Geplant sind über 40 Millionen Euro, das ergäbe einen Börsenwert von 50 Millionen Euro. Bei aktuell knapp 18 Millionen Euro Marktkapitalisierung müsste sich der Kurs also mehr als verdoppeln.

Viel zu beweisen



Sleepz selbst aber macht Verlust, Urbanara ist erst auf dem Weg in die schwarzen Zahlen und SAM nur leicht profitabel. Die Firmen sollen daher nicht nur Synergien heben, sondern Matratzenkunden auch Kissen oder Kommoden verkaufen. Geld für die Kundengewinnung würde so nur einmal ausgegeben, aber mehrfach für Umsatz sorgen. Das soll spätestens 2021 eine Ebidta-Marge von zehn Prozent bringen, während der Umsatz bereits 2020 mehr als 70 Millionen Euro erreichen soll.

Den Beweis, dass der Plan aufgeht, muss von Tschirnhaus noch liefern, auch wenn er sagt, Sleepz "einmal komplett gedreht" zu haben. Gleichzeitig könnten Zukäufe weitere Finanzierungsrunden nötig machen. Doch wo die Börse nichts erwartet, könnten selbst kleine Erfolge den Kurs treiben.