Leser der BÖRSE ONLINE-Schwesterpublikation €uro am Sonntag finden einmal im Monat einen solchen Signalgeber im Heft: die Asset-Allocation-Ampel. Sie zeigt an, welche Anlageklassen von Aktien bis Gold gerade attraktiv sind (nächste Veröffentlichung: 20. September). Auch das Schwestermagazin €uro bietet einen regelmäßigen Börsenindikator. Beide sollen Privatanlegern Orientierung geben, wo es sinnvoll ist, aufs Gas zu treten, und wo nicht. Auf Seite 2: Einfache Regeln, großer Erfolg
Einfache Regeln, großer Erfolg
Wie gut einfache Regeln für den Ein- und Ausstieg bei Aktien funktionieren können, zeigt die Gebert-Strategie. Sie ist benannt nach dem Physiker und Finanzautor Thomas Gebert. Der suchte Anfang der 90erJahre nach Indikatoren, die auf einen steigenden oder fallenden DAX hindeuten. Er fand vier.
Der Anleger muss sich jede Woche folgende Fragen stellen: Ist die Inflationsrate in der Eurozone niedriger als vor zwölf Monaten? War der jüngste Zinsschritt der Europäischen Zentralbank eine Senkung? Steht der Dollar zum Euro höher als vor einem Jahr? Befinden wir uns in den Monaten November bis April? Für jede positive Antwort gibt es einen Punkt. Ergibt die Summe drei oder vier Punkte, bedeutet das ein Kaufsignal. Null oder eins ist als Verkaufssignal zu werten. Zwei Punkte sind neutral und ändern das zuletzt erschienene Signal nicht.
Stehen die Zeichen auf "Kaufen", wird in den DAX investiert. Bei "Verkaufen" legt man sein Kapital am Geldmarkt an. Obwohl seit Veröffentlichung der Strategie Anfang 1996 nur acht Kauf und sieben Verkaufssignale aufgetreten sind, ist das Ergebnis verblüffend: 2220 Prozent Rendite erbrachte die Gebert-Methode, ein Dauerinvestment in den DAX nur 320 Prozent Plus. Da die Kriterien der Strategie klar und einfach sind, können Privatanleger sie gut selbst umsetzen. Wer es bequemer möchte, kann zu einem Zertifikat greifen (siehe Investor-Info).
Aktuell geben die Gebert Indikatoren grünes Licht für ein DAX-Investment. Denn der Euro ist gegenüber dem Dollar unter seinen Vorjahreswert gesunken. Die letzte Aktion der EZB war eine Zinssenkung, und die Inflation ist niedriger als vor einem Jahr.
Das Investmentklima nicht nur für den DAX, sondern für die globalen Aktienmärkte zuverlässig zu bestimmen, diese Aufgabe hat sich Veritas gestellt. Die Fondsgesellschaft lancierte unlängst den "Börsenampel Fonds Global". Das Konzept dafür stammt von vier börsenbegeisterten Studenten der Uni Hamburg. Sie entwickelten ein Modell, das die wesentlichen Umschwünge an den Aktienmärkten frühzeitig erkennt. Eine darauf basierende Anlagestrategie hätte von Ende 1998 bis Ende 2013 eine durchschnittliche jährliche Rendite von 6,9 Prozent gebracht. Der Weltaktienindex MSCI World kommt in dieser Zeit auf 1,3 Prozent per annum.
Kernstück des Modells ist eine Börsenampel, die den Gesamttrend an den internationalen Börsen durch grüne, gelbe oder rote Signale an zeigt. Auf deren sowie auf Grundlage eines Veritas-eigenen Risikomodells wird der Investitionsgrad in Aktien in Zehn-ProzentSchritten zwischen 20 und 100 Prozent gesteuert. "Unter 20 Prozent Aktien gehen wir nicht. Das bringt keine Vorteile, wie wir in Berechnungen festgestellt ha ben", sagt Dirk Rogowski, Geschäftsführer von Veritas Investment.
Die Besonderheit des Systems: Klassische Trendfolgerfonds arbeiten meist mit einmal festgelegten Gleitenden Durchschnitten - etwa 50 oder 200-TageLinie -, um Wendepunkte an der Börse zu erkennen. Das Modell der Studenten verwendet unterschiedliche Durchschnitte, je nach aktueller Marktverfassung. Sind die Börsen hektisch, verkürzen sich die Perioden, bei ruhigen Märkten verlängern sie sich.
Derzeit steht die Börsen ampel bei Veritas auf Grün, und der Fonds ist mit einer Quote von 90 Prozent in den Aktienmärkten investiert.
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Aktienkäufe via Futures
Ebenfalls ein globales Anlageuniversum hat der Leonardo UI. Der Fonds nutzt für seine taktischen Anlagen ein Modell von BCA. Das renommierte kanadische Analysehaus erstellt monatlich eine Gewichtung für 15 Länder und vier Anlageklassen (Aktien, zehnjährige Staatsanleihen, Cash und Rohstoffe). Die Basis sind makroökonomische Daten, Bewertungen sowie Liquidität.
Anhand dieser Gewichtung investieren Norbert Hagen und Viktor Papst in die betreffenden Märkte und Anlageklassen. Dabei nutzen sie, wo möglich, preiswerte Index Futures. Der Vorteil ist, dass damit wenig Anlagekapital gebunden wird. Denn bei Future-Geschäften muss nur ein Bruchteil der investierten Summe als Sicherheit hinterlegt werden. Den großen Rest investieren Hagen und Papst nach hauseigenen Kriterien in Zinspapiere.
Mit einer Aktienquote von 87 Prozent steht die Ampel des Leonardo UI aktuell auf Grün (Vormonat: 75 Prozent). Die Märkte der Schwellenländer sind mit knapp 40 Prozent im Portfolio dabei stark gewichtet.
Eine genaue Analyse der gesamt wirtschaftlichen Entwicklung liegt den Fonds des Anleihespezialisten Bantleon zugrunde. Dahinter steckt die Überzeugung, dass letztlich die Konjunktur das Auf und Ab bei Aktien und Anleihen bestimmt. Mit einem selbst entwickelten Frühindikator können die Fondsstrategen bis zu 18 Monate in die Zukunft blicken. Dann tasten sie sich mit einem Bündel weiterer eigener Indikatoren immer näher an die Gegenwart heran, um zu sehen, ob sich mögliche Trendwechsel in der Konjunkturdynamik bestätigen. "Das ist wie ein Trichter, der immer enger wird", beschreibt Bantleon-Vorstand Stephan Kuhnke die Methode.
Mit den gewonnenen Erkenntnissen steuern die Fondsmanager ihre Anleihe und Mischportfolios. Um die Risiken exogener Schocks wie überraschender politischer Eingriffe oder Notenbankentscheidungen abzufedern, gibt ein markttechnisches Modell weitere Ein- oder Ausstiegssignale.
Deuten Konjunktur und Markttechnik auf ein positives Aktienumfeld hin, wird in den Mischfonds Bantleon Opportunities S und L die Aktienquote von null auf 20 beziehungsweise 40 Prozent hochgesetzt. Das Aktienengagement erfolgt über einen DAX-Future. Spricht das Umfeld gegen Aktien, bleibt Fondsmanager Harald Preissler komplett in erstklassigen Eurostaatsanleihen, Firmenbonds und Pfandbriefen investiert. Oberstes Ziel der Gesell schaft ist es, das Kapital der Anleger zu bewahren.
Aktuell sind die Mischfonds Bantleon Opportunities S und L nicht in Aktien investiert. Doch ein Wiedereinstieg ist nach Aussage von Stephan Kuhnke "nur noch eine Frage von Tagen". Denn die Indikatoren zeigten für das vierte Quartal eine zunehmende Konjunkturdynamik an, zu der eine Verbesserung in den deutschen Exportmärkten USA und China beitrage. Trotzdem sei die Lage fragil, sagt Kuhnke, sodass man stets handlungsbereit sein müsse.
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