Amerikaner essen bekanntlich gern.
Und ganz besonders mundet es
ihnen, wenn sie dabei bedient werden.
Laut einer aktuellen Umfrage wird
wöchentlich im Schnitt mittags und abends
4,5 Mal auswärts gespeist. Inklusive Frühstück
sogar 5,2 Mal. Der Amerikaner gibt
dabei durchschnittlich 39,40 Dollar pro
Kopf aus. Das ist eine Menge. Kritiker meinen
gar, die große Lust am Auswärtsessen
sei mitverantwortlich für die Verschuldung
vieler Privathaushalte.
Dennoch kommt es derzeit sogar zu
einem regelrechten Kundenansturm. Während
der Konsum allgemein im Januar
nicht so gut lief wie erhofft, erwischten
Restaurants und Bars einen sehr guten
Jahresauftakt. Das passt zur positiven Entwicklung
der Vormonate, steht doch auch
für die vergangenen sechs Monate ein Umsatzplus
von 12,9 Prozent zu Buche. Das ist
der stärkste Zuwachs seit dem zweiten
Halbjahr 2006. Beflügelt wird die Nachfrage
offensichtlich von den gesunkenen
Energiepreisen. Denn was Amerikaner
beim Tanken an der Zapfsäule sparen,
geben sie teilweise nebenan in den Bars
und Restaurants gleich wieder aus.
Auf Seite 2: Gourmetburger trifft auf Milchshake
Gourmetburger trifft auf Milchshake
Solche Trends lieben Börsianer. Kein
Wunder also, dass der S & P-Restaurants-Index
zuletzt spürbar zugelegt hat. Wie groß
die Nachfrage nach Aktien aus dem Segment
ist, zeigt sich auch am Börsengang
von Shake Shack. In der Spitze hat die mit
63 Restaurants noch relativ kleine Burgerkette
seit dem Börsengang Ende Januar
150 Prozent zugelegt. Reißenden Absatz
fand der Neuling, weil sich ein funktionierendes
Geschäftsmodell für eine Restaurantkette
relativ leicht skalieren lässt. Bei
Shake Shack stimmt die Masche, wie die
Verkaufszahlen der angebotenen Gourmetburger
und Milchshakes zeigen. Vom geplanten
Expansionskurs, der derzeit für
die USA die Eröffnung von 450 weiteren Filialen
vorsieht, scheint bei einem Börsenwert
von 1,6 Milliarden Dollar aber bereits
einiges in den Kursen zu stecken.
Viele Vorschusslorbeeren haben die Anleger
auch schon an die Aktien anderer
Branchenvertreter vergeben. Deutlich
wird das an dem Kurs-Gewinn-Verhältnis
(KGV) von 26 für den S & P-Restaurants-Index.
Das liegt nicht nur klar über der Bewertung
des Gesamtmarktes, sondern auch über dem eigenen historischen Bewertungsdurchschnitt.
Fast schwindelig
werden kann einem beim Blick auf das
Kurs-Buchwert-Verhältnis. Dieses wird von
Morningstar für den Sektor mit happigen
8,3 angegeben. Das wird zwar teilweise
kompensiert durch respektable Wachstumsaussichten,
dennoch sollte genau abgewägt
werden, wie viel man als Anleger
zu zahlen bereit ist. Nicht dass man Opfer
einer Burger-Bubble wird.
Auf Seite 3: Cleveres Marketing trifft auf Hightech
Cleveres Marketing trifft auf Hightech
Beim Durchforsten des Segments finden
sich dennoch Branchenvertreter, denen
man trotz der Blasengefahr langfristig eine
vorzeigbare Performance zutrauen kann.
Bei der Auswahl der Titel muss unter anderem
auf die Fähigkeit der Unternehmen
geachtet werden, sich immer wieder neu
zu erfinden, um sich an die ständig ändernden
Kundenwünsche anzupassen. Wie das
funktioniert, scheint Dine Equity, der Betreiber
der Restaurantketten Ihop und
Applebee’s, zu wissen. Bei Ihop wurde zuletzt
das Speisenangebot etwas innovativer
gestaltet, und die Kunden wurden dazu gebracht,
mehr Geld für Vorspeisen und höherpreisige
Gerichte auszugeben. Ein Konzept,
das funktioniert, wie die im vierten
Quartal um 6,1 Prozent gestiegenen Umsätze
zeigen. Auch bei Applebee’s Grill &
Bar ergab sich im abgelaufenen Quartal ein
Plus, und das könnte so weitergehen, weil
die Verantwortlichen auch hier an einer
veränderten Verkaufsstrategie arbeiten.
Als Meister des Marketings gilt die Kaffeehauskette
Starbucks. Unternehmensgründer
Howard Schultz tut viel dafür, die
Technologieführerschaft zu behaupten.
Zur Digitalstrategie zählt das Angebot, per
Smartphone-App den Bestell- und Bezahlvorgang
komplett online abwickeln zu können.
Ein Weg, der sich bezahlt machen
sollte. Die Analysten rechnen mit einem
Gewinnwachstum je Aktie von 15 bis 20
Prozent. Das klingt überzeugend.
Ebenfalls einen sehr bekannten Namen
hat Burger King, auch wenn die Fast-Food-
Kette nach aufgedeckten Missständen gerade
in deutschen Filialen derzeit ein
Imageproblem hat. Nach der Fusion mit
der zugekauften Donuts- und Kaffeekette
Tim Hortons firmiert die Gesellschaft inzwischen
in Kanada unter dem Namen
Restaurant
Brands International. Im Verbund
ist den beiden Einheiten durchaus
ein schlagkräftiger Auftritt zuzutrauen.
Fantasie birgt auch der Plan, den Erfolg der
kanadischen Kultmarke Tim Hortons auf
den ganzen Globus auszudehnen.
Weniger bekannt ist Cracker Barrel Old
Country Store, aber auch hier gibt es große
Pläne. Die für ihre gutbürgerliche Küche
mit angeschlossenem Geschenkeladen vor
allem bei Touristen beliebte Kette arbeitet
am Aufbau eines Fast-Casual-Dining-Konzepts,
einer Zwitterlösung aus Schnellrestaurant
und Speiselokal. Doch auch jetzt
läuft es schon gut, wie der im abgelaufenen
Quartal verbuchte Nettogewinnanstieg
von gut 27 Prozent auf 47,2 Millionen Dollar
belegt. Den Aktionären hat dies so
gut geschmeckt, dass sie die Aktie auf neue
Rekordkurse hievten.
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