Im Zeitalter der Digitalisierung gibt jeder Fünfte seine Steuererklärung noch auf Papier  ab.  Steuersoftware-Experte Peter Schmitz erklärt, warum  Bürger an alten  Gewohnheiten festhalten. Von Stefan Rullkötter

BÖRSE ONLINE: Wie ist das Phänomen zu erklären, dass nach neuen Umfragezahlen jeder Fünfte seine Steuererklärung weiter auf Papier einreicht, obwohl in 88,6 Prozent der deutschen Haushalte PC oder Tablet verfügbar sind?


Peter Schmitz: Der Mensch ist nun mal ein Gewohnheitstier und handelt nach der Devise: "Never change a running system." Deshalb werden Mantelbogen und Anlage-Formulare oft doppelt ausgefüllt - eine Ausfertigung wird dann für die Steuererklärung im Folgejahr aufbewahrt, um die unveränderten Daten leicht übertragen zu können.

Können Sie der guten alten Steuererklärung auf Papier nichts Positives abgewinnen?


Natürlich haben die Papierformulare auch Vorteile: Es gibt keine technischen Voraussetzungen, ein Kugelschreiber reicht. Papier ist geduldig - ich kann auch einfach mal ein falsch ausgefülltes Feld überschreiben und bestimme den Ablauf selbst. Außerdem ich sehe auf einen Blick, wo ich etwas eingetragen habe. Das ist alles sehr transparent für den Bürger.

Wird sich am "Formulardenken" der Steuererklärung in absehbarer Zeit etwas ändern?


Erfahrene Papier-Erklärer werden tendenziell beim Formular bleiben. Bei jungen Leuten steht die Papier-Erklärung dagegen überhaupt nicht im Fokus. Die Zeit arbeitet also gegen das Papierformular. Und auch die Finanzämter wollen den Bürger vom Papier wegbringen. Denn digitale Daten lassen sich auch im Amt leichter verarbeiten.

Der Marktanteil kommerzieller Steuersoftware in Form von Desktop- und Online-Angeboten ist mit 9,1 Prozent bei der Erledigung der Steuererklärung relativ gering. Wie wollen Sie als Marktführer mehr Steuerzahler dazu bringen, von Papier auf Digital umzusteigen?


Das funktioniert nur, wenn der Nutzen des Umstiegs so groß ist, dass sich der Wechsel lohnt. Attraktiv wird eine digitale Lösung vor allem dadurch, dass Medienbrüche entfallen und Daten automatisch in die Erklärung eingetragen werden. Zum Beispiel mit dem Datenabruf vom Finanzamt für Lohnsteuerbescheinigungen, Versicherungen und Renten.

Kann man sich noch mehr Arbeit ersparen, wenn man den digitalen Steuerhelfer auch auf Kontendaten zugreifen lässt?


Steuersoftware, die auf das Girokonto zugreifen kann, erkennt steuerlich relevante Buchungen automatisch und ordnet diese direkt den Bereichen der Erklärung zu - ganz ohne Abtippen der Kontoauszüge. Eine derart automatische Steuererklärung ist mit unserem Online-Programm steuer-web.de bereits jetzt möglich.

Zur Person: Peter Schmitz ist seit 2009 Geschäftsführer der Buhl Tax Service, Marktführer für kommerzielle Steuererklärungssoftware in Deutschland

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