Ströer drohte zudem juristische Schritte an und schalteten die Finanzaufsicht BaFin ein. Muddy Waters-Chef Carson Block hatte massive Zweifel an der Bilanzierung und der Unternehmensführung von Ströer geäußert und der Aktie am Donnerstag den größten Kurssturz seit dem Börsengang vor sechs Jahren eingebrockt. Am Freitag erholten sich die Papiere nur leicht.

Muddy Waters Capital habe in einem Bericht zu Ströer bereits bekannte Fakten "bewusst irreführenderweise dargestellt", warf Ströer dem US-Investor vor. Muddy Waters handle aus eigenem wirtschaftlichen Interesse, da der Investor auf fallende Kurse bei Ströer gesetzt habe. Blocks Unternehmen habe "ein fundamentales Eigeninteresse daran, mit falschen Behauptungen (...) den Aktienkurs von Ströer zu manipulieren und bei deutlich sinkenden Kursen signifikante Spekulations-Gewinne zu erzielen". Die Finanzaufsicht BaFin bestätigte, von Ströer in dem Fall kontaktiert worden zu sein.

ANONYME ANFRAGEN



Ströer legte zudem eine umfassende Stellungnahme vor, mit dem das Unternehmen versuchte, die Anwürfe detailliert zu entkräften. Müller berichtete zudem, in den vergangenen Wochen seien Mitarbeiter immer wieder anonym kontaktiert worden. Ziel sei es gewesen, sie gezielt über das Unternehmen auszufragen. Ein Muddy-Waters-Sprecher sagte, der US-Fonds spreche anonym mit Investor-Realtions-Abteilungen.

Block hatte in einem mehr als 60 Seiten starken Bericht Ströer unter anderem vorgeworfen, das Wachstum des Online-Geschäfts in den vergangenen zwei Jahren übertrieben dargestellt zu haben. Muddy Waters habe deshalb mit Leerverkäufen gegen die Aktie gewettet.

Ströer bestückt Bushaltestellen und Plakatwände mit Werbung und bespielt digitale Bildschirme in Bahnhöfen und Einkaufszentren mit Reklame. 2013 stieg die Firma in die Online-Werbung ein. Sie übernahm unter anderem den Digitalvermarkter InteractiveMedia und die Online-Plattform T-Online von der Deutschen Telekom, die dafür mit einem Anteil von 11,6 Prozent Großaktionär von Ströer wurde. Die Telekom habe sich im Rahmen ihrer Aufsichtsratsfunktion bei Ströer gemeldet, darüber hinaus habe es aber keine weiteren Nachfragen gegen, sagte ein Ströer-Sprecher.

Ströer-Chef Müller berichtete zudem über einen guten Start ins Jahr. Im ersten Quartal habe das Unternehmen das Ziel eines organischen Wachstums von zehn Prozent mit 11,5 Prozent übertroffen. Das Unternehmen schaue sich zudem nach Zukäufen um - fänden sich keine Übernahmeziele, könnte es auch höhere Dividenden oder einen Aktienrückkauf geben.