Wer zu früh kommt, den bestraft die Börse: Danach sah es aus, als Telit Communications 2005 in London an die Börse ging. Von der Erstnotiz bei 1,40 Britischen Pfund ging es abwärts. Einen Boden fand der Kurs erst im März 2009 bei zwölf Pence, als sich der Gesamtmarkt allmählich von der Wirtschaftsund Finanzkrise erholte.

Seitdem beweist der Wert eindrucksvoll, dass er alles andere als ein Rohrkrepierer ist. Vom Tief aus gerechnet, hat sich der Titel mit seinem jüngst erreichten Rekordhoch von 3,50 Pfund fast verdreißigfacht. Und das muss noch nicht das Ende des Höhenflugs sein. Vielmehr hat die Aktie das Zeug zum Dauerbrenner, schließlich gehört Telit zu den größten Profiteuren des Internet der Dinge. Die Vernetzung von Maschinen und Geräten mit dem Internet ist ein echter Megatrend. Den Marktforschern von Juniper Research zufolge steigt die Zahl der mit dem Internet der Dinge verbundenen Geräte von 13,4 Milliarden in diesem Jahr auf 38,5 Milliarden bis 2020.

Telit hat beste Chancen, sich von diesem Kuchen ein großes Stück abzuschneiden. Das Unternehmen bietet Anwendungen an, die Maschinen miteinander kommunizieren lassen, sogenannte M2M-Applikationen, und das für alle relevanten Technologien, die ohne Kabel auskommen. Unternehmen aus diversen Branchen finden bei Telit die erforderlichen Lösungen und Dienstleistungen, um Daten drahtlos zu übermitteln und zu verarbeiten. Bei den Kunden sorgt das für mehr Effizienz. Dank skalierbarer Lösungen hält Telit die Entwicklungskosten niedrig.

Wie erfolgreich das Unternehmen in den letzten Jahren unterwegs war, zeigen die Umsätze. Stiegen diese doch von 2005 bis 2014 von 22 Millionen auf 294 Millionen Dollar. Auch im ersten Halbjahr 2015 erhöhte sich der Umsatz um 13 Prozent auf 156,3 Millionen Dollar. Auch die Gewinne legten zu. So kletterte das angepasste Ergebnis vor Steuern von 2009 bis 2014 von 1,0 auf 23,4 Millionen Dollar. Für das erste Halbjahr 2015 wies Telit auf dieser Basis eine Verbesserung von 25 Prozent auf 13,9 Millionen Dollar aus.

Besonders positiv kam am Markt an, dass das Unternehmen in den ersten sechs Monaten die Marge beim Gewinn vor Steuern und Zinsen verbessert hat. Das stärkt die Prognose von Analysten der Berenberg Bank, die auf einen künftig sinkenden Kostenanteil gemessen am Umsatz setzen. Für die Experten ist diese Annahme ein wichtiger Aspekt, auf dem ihre Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 4,10 Pfund basiert.

Mit 3,80 Pfund setzt Morgan Stanley das Kursziel derzeit etwas niedriger an. Doch im Idealfall kann sich Analyst Francois Meunier einen Anstieg auf sieben Pfund vorstellen, falls es gelingt, das Wachstum noch stärker zu beschleunigen als ohnehin erwartet. Selbst wenn sich im Negativszenario das Internet der Dinge nicht so schnell durchsetzt wie erwartet oder Telit Marktanteile verlieren sollte, sieht Meunier den Kurs nicht unter 2,20 Pfund fallen. Die nicht allzu günstige Bewertung erscheint angesichts der Wachstumsraten gerechtfertigt. So belief sich das Umsatzplus in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt auf 25 Prozent jährlich. Auch künftig sind prozentual zweistellige Zuwachsraten sehr wahrscheinlich. Beim Gewinn je Aktie können sich Analysten sogar noch etwas höhere Steigerungsraten vorstellen.

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Steigender Marktanteil



Auch die Konzernzentrale in London sieht das eigene Unternehmen auf Wachstumskurs. Man traut sich zu, besser abzuschneiden als die Konkurrenz, die hauptsächlich aus Gemalto und Sierra Wireless besteht. Selbstbewusst sagte jüngst TelitFinanzdirektor Yosi Fait bei einer Telefonkonferenz: "Wir gehen davon aus, dass unser sehr umfangreiches Produktportfolio uns in die Lage versetzt, schneller zu wachsen als andere. Das ist auch der Grund, warum Telit ausgehend von einem Marktanteil im Jahr 2003 von null bis heute zur Nummer 1 mit einem Marktanteil von mehr als 31 Prozent im Bereich des industriellen Internet der Dinge aufsteigen konnte. Wir glauben, so positioniert und aufgestellt zu sein, um unseren Marktanteil weiter steigern zu können."

Auch Zukäufe helfen dabei. In den vergangenen drei Jahren bewies Telit mit sieben Akquisitionen, dass man sich auf das Generieren von anorganischem Wachstum sowie der Integration der zugekauften Bereiche versteht. Anleger sollten dennoch die Risiken nicht übersehen: etwa, dass Telit aus welchen Gründen auch immer die Wachstumsversprechen nicht einhält. Daher sind Stop-Loss-Kurse ratsam.

Aus charttechnischer Sicht ist der Aufwärtstrend indes intakt, was für langfristig steigende Kurse spricht. Zuversichtlich stimmt, dass nach Aussage des Vorstands die Telit-Produkte branchenweit mit am sichersten vor Hackerangriffen geschützt seien. Damit wird ein wichtiger Vorbehalt der Kunden angesprochen, der momentan den Megatrend Internet der Dinge am ehesten bremsen könnte.



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