Früher waren es Könige, Zaren oder Pharaonen, die mit Prachtbauten Macht demonstrierten. Heute tun sich die führenden US-Technologie-Unternehmen mit architektonischen Meisterwerken hervor. Was davon zweckmäßig und was Angeberei ist, ist schwer zu beurteilen. Jedenfalls sind die damit verbundenen Ausgaben enorm. Die Kosten für den Apple-Park liegen bei fünf Milliarden, die für den Amazon-Campus bei vier Milliarden US-Dollar. Der iPhone-Hersteller und der Onlineversandhändler können sich das leisten. Trotzdem wecken solche Summen auch Unbehagen. Das Treiben erinnert an die sogenannte Skyscraper-Theorie. Diese besagt, dass die höchste Perfektion von Gebäuden dann erreicht wird, wenn die Institutionen, die in ihnen residieren, sich bereits im Niedergang befinden.

Auf den Technologiesektor umgemünzt hieße das, dass die fetten Börsenjahre bald vorbei sein könnten. Ob Zufall oder nicht, die Kurse der Techaktien stehen erstmals seit längerer Zeit richtig unter Druck. Besonders heftig trifft es die ganz großen Titel. Deutlich macht das der NYSE FANG+ Index, der mit Facebook, Apple, Amazon, Netflix, Alphabet, Alibaba, Baidu, Nvidia, Tesla und Twitter zehn Topinnovatoren enthält. Das Kursbarometer sackte vom 13. bis zum 28. März in der Spitze um 15,6 Prozent ab.

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Eingetrübte Nachrichtenlage belastet



Der heftige Rückschlag hat mehrere Gründe. Einer davon ist die zuletzt negative Nachrichtenlage. So kam Facebook wegen des Datenskandals unter Druck, tödliche Unfälle beim Zukunftsprojekt selbstfahrendes Auto weckten Zweifel an dessen Tauglichkeit. Beides wiederum schürt die Angst vor einer strengeren Regulierung, was das Geschäftemachen erschweren würde.

Letzteres gilt auch für den Fall, dass sich die von US-Präsident Donald Trump verhängten Strafzölle zu einem echten Handelskrieg ausweiten. "Produzenten von Hardware oder Halbleitern, die auf die globalen Lieferketten angewiesen sind, wären durch eine Eskalation mit am stärksten gefährdet", befürchtet Oliver Jones, Volkswirt beim Analystenhaus Capital Economics. Aber auch Softwareunternehmen haben seiner Meinung nach in einem Umfeld strengerer Datenschutzbestimmungen viel zu verlieren. Hinzu komme der zunehmende staatliche Widerstand gegen grenzübergreifende Großfusionen wie beim Veto gegen die Übernahme von Qualcomm durch Broadcom.

Abgesehen davon war das Technologiesegment einfach reif für eine Korrektur. Schließlich erzielte der globale IT-Sektor im Vorjahr mit einem Plus von 38,7 Prozent auf Dollarbasis die beste Wertentwicklung. Auch im abgelaufenen Siebenjahreszeitraum war es der Sektor mit der besten Performance. Es gelang stets, den MSCI World Index zu schlagen.



Besonders nach oben geschossen ist der FANG-Index. Hier reichte es von Anfang 2016 bis Mitte 2018 zu einem annualisierten Plus von stolzen 67 Prozent. Das ist mehr als das, was der Nasdaq Composite Index in den letzten beiden Jahren der Dotcom-Blase geschafft hat. Als Folge davon dominieren Techkonzerne die Rangliste der weltweit wertvollsten Unternehmen. Welche Dimensionen hier erreicht sind, zeigen folgende Vergleiche: Zum Stichtag 23. März kamen US-Techaktien auf einen Börsenwert von sechs Billionen Dollar. Die Aktien aus der Eurozone brachten dagegen nur 4,9 Billionen Dollar auf die Waage. Die FAAMG- (Facebook, Apple, Amazon, Microsoft, Google) und BAT-Aktien (Baidu, Alibaba, Tencent) allein waren 4,5 Billionen Dollar wert und damit fast so viel wie alle Schwellenländeraktien zusammen. Diese haben ein Volumen von 4,6 Billionen Dollar.

Risiken bergen dabei die erreichten Bewertungsrelationen. So belief sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der FANG+-Index-Vertreter Mitte März auf im Schnitt rund 65. Das ist in etwa so hoch wie beim Nasdaq-Index im März 2000, als die Techblase platzte.

Aus Bewertungssicht scheinen die großen Techwerte also durchaus anfällig für negative Meldungen. Doch sollte man deshalb nicht gleich den ganzen Sektor negativ sehen. Zumindest spricht die Bewertung des globalen IT-Sektors dagegen, die mit einem Aufschlag um rund zehn Prozent zum MSCI World Index im historischen Vergleich unverdächtig ist. Zu verdanken ist das den deutlichen Gewinnsteigerungen. Die Gewinnprognosen für die IT-Branche kletterten in den vergangenen sieben Jahren um 111 Prozent - die Ergebnisschätzungen für den MSCI World Index dagegen nur um 28 Prozent. Folglich waren es steigende Gewinne, welche die Kurse nach oben trieben. Das könnte so bleiben, schließlich sorgen Megatrends wie künstliche Intelligenz, virtuelle Realität, Elektrofahrzeuge oder Fortschritte in der Biotechnologie laut Bank of America Merrill Lynch gerade für die größte disruptive Entwicklung aller Zeiten.

Bei der Suche nach geeigneten Titeln hilft die ganzheitliche Branchenbewertung, die der Medienkonzern Thomson Reuters erstellt hat. Die Vorgabe lautete, aus mehr als 5000 Gesellschaften jene Unternehmen herauszufiltern, die operativ am gesündesten, finanziell am erfolgreichsten und damit zukunftsfähig sind. Die Methodik misst die Leistung über acht Säulen hinweg: Finanzen, Management und Vertrauen der Investoren, Risiko und Belastbarkeit, Gesetzeskonformität, Innovation, Menschen und soziale Verantwortlichkeit, Umweltverträglichkeit und Ruf.

Diese Kernthemen stellten auch für uns die Ausgangsbasis zur Auswahl leistungsstarker Technologieführer dar. BÖRSE ONLINE stellt die sechs Aktienfavoriten, die diese Qualifikation meistern, auf den Folgeseiten vor.

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Mitarbeiterbeteiligungen belasten



Neben den skizzierten Risiken gibt es für den Techsektor eine weniger beachtete, aber laut Vincent Deluard durchaus reelle Gefahr. Der Stratege vom Finanzdienstleister INTL FCStone Financial spielt auf die Vergütung an. Unternehmen wie Apple, Facebook, Microsoft, Alphabet, Amazon, Netflix, Tesla, Oracle und Nvidia gewährten ihren Mitarbeitern 2017 aktienbasierte Vergütungen von insgesamt 26 Milliarden Dollar. Eine Summe, die im Schnitt nicht nur 22 Prozent der aufaddierten Gewinne entspricht, sondern fast dem Bruttoinlandsprodukt Lettlands.

Die Firmen spielen die Bilanzfolgen zwar herunter. Allerdings muss laut Deluard sehr viel Kapital in Aktienrückkäufe fließen, um eine Anteilsverwässerung der Altaktionäre zu verhindern. Diese weiterhin zu finanzieren, könnte sich zunehmend als Problem erweisen, falls - wie von ihm unterstellt - die Zinsen deutlich steigen und das zu sinkenden Aktienbewertungen führt. Davon seien die großen Techkonzerne ohnehin bedroht, da für sie als marktdominierende Anbieter ein großes Wachstum zur Rechtfertigung der hohen Bewertungen immer schwieriger werde. Damit die Unternehmen auf ein 1,4-faches Verhältnis von Umsatz zum Börsenwert und somit zu der seit 1990 beim Index S & P 500 durchschnittlichen Bewertung kommen, müssten ihre Umsätze von 740 Milliarden auf 2900 Milliarden Dollar steigen. Zieht man dann noch in Betracht, dass auf die vielen Mitarbeiter bei steigenden Zinsen höhere Kosten wie Hypothekenzinsen zukommen, mutet das fast schon wie ein Teufelskreis an.



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Sechs Aktienfavoriten



Autodesk-Aktie: Abomodell soll Cashflow beflügeln

Als weltweit führender US-Software-anbieter für 3-D-Design, Konstruktion, Planung und Entertainment hat sich Autodesk bei Ingenieuren, Architekten und Mediendesignern eine gute Stellung erarbeitet. Obwohl das Unternehmen zuletzt Umsatzrückgänge hinnehmen musste und Verluste schrieb, reichte es in diesem Jahr zu neuen Kursrekorden. Seit 2009 hat sich der Kurs in der Spitze sogar verzwölffacht. Ein intakter charttechnischer Aufwärtstrend signalisiert die Zuversicht der Anleger, dass sich die Umstellung des Geschäftsmodells vom Verkauf unbefristeter Lizenzen auf Abonnements auszahlt. Die Hoffnung des Managements ist, dass es dadurch langfristig zu einem Anstieg der wiederkehrenden Umsätze kommt. Der Vorstand traut sich zu, den zuletzt negativen freien Cashflow bis 2023 in ein Plus von 2,4 Milliarden Dollar zu verwandeln. Wir stufen den Wert wieder auf "Kaufen" hoch.





Cognizant-Aktie: Digitalisierung als Kurstreiber



Ein echter US-Wachstumswert ist der auch in Deutschland aktive Technologiedienstleister Cognizant. Er schaffte es, den Umsatz von 2008 bis 2017 von 2,82 Milliarden auf 14,81 Milliarden US-Dollar zu steigern. Beim Aktienkurs reichte es in den vergangenen 20 Jahren sogar zu einem Anstieg von 19 US-Cent auf 84,38 US-Dollar. Zudem verfügt Cognizant mit dem Megatrend Digitalisierung über einen starken Wachstumstreiber. Für Vorstandschef Francisco D’Souza sind digitale Prozesse die Lebensader des Geschäfts. Marktforscher Gartner sagt für die globalen IT-Dienstleistungsausgaben Steigerungsraten von vier bis fünf Prozent pro Jahr voraus. Cognizant sollte dank der guten Marktstellung überdurchschnittlich profitieren, zumal die Eintrittsbarrieren in dem Bereich relativ hoch sind. Schließlich ist eine umfassende Infrastruktur erforderlich, um die Kundenbedürfnisse erfüllen zu können. Das schafft das Unternehmen, wie eine Kundenbindungsrate von deutlich über 90 Prozent zeigt. Analysten sehen den Gewinn je Aktie von 2017 bis 2022 von 3,77 auf 6,38 Dollar steigen. Auf dieser Basis entspräche das einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 12,6.





EBAY-Aktie: Innovationen bringen Fantasie



Angesichts von Konkurrenten wie Amazon gibt es immer wieder Stimmen, die Ebay abschreiben. Als weltgrößte Online-Auktionsplattform hat Ebay mit 170 Millionen Käufern und über 25 Millionen Verkäufern eine starke Basis, aus der sich noch einiges herausholen lässt. Der US-Konzern ist dabei, sein Angebot zu verbessern - etwa durch vereinfachte Zahlungsmodalitäten. Dazu sollen Zahlungen künftig nicht mehr über die ehemalige Tochter Paypal abgewickelt werden, sondern unter Einbindung des neuen Partners Adyen von Ebay selbst. Hinzu kommen Marktplatzerweiterungen wie Sprach- und Bildsuche, eine vereinfachte Warenrückgabe oder Funktionalitäten wie eine neue App, mit der man die passende Paketgröße bestimmen kann. Ein hoher freier Cashflow verspricht Rückzahlungen an die Aktionäre. Auf Basis des für 2022 erwarteten Gewinns ergibt sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund zehn. Für uns Grund genug, um die Aktie von "Beobachten" auf "Kaufen" hochzustufen.





Mastercard-Aktie: Meisterhafte Geschäfts- und Kursentwicklung



Es gibt Geschäftsmodelle, die einer Lizenz zum Gelddrucken gleichen - bargeldloses Bezahlen etwa. In diese Kategorie fällt die US-Kreditkartenorganisation Mastercard. Als einer der weltgrößten Betreiber elektronischer Zahlungssysteme für Finanzinstitute und Einzelhändler zählte das Unternehmen Ende 2017 über 2,43 Milliarden Karteninhaber. Der Wert der abgewickelten Transaktionen belief sich im vierten Quartal 2017 auf 1,42 Billionen Dollar. Eine wertvolle Basis, weil man von jeder abgewickelten Transaktion einen kleinen Teil der Einnahmen erhält. Größe ist auch hilfreich, weil eine Kreditkartenorganisation nur funktioniert, wenn sie eine ausreichend hohe Akzeptanz hat. Auch können inzwischen nur noch große, finanzkräftige Gesellschaften die wachsenden Anforderungen und Technologiestandards erfüllen. Die Börse belohnt das mit einem Kursanstieg seit 2006 von 3,90 auf 183,24 Dollar. Anleger sind bereit, die Qualität des Geschäftsmodells mit einem hohen Kurs-Gewinn-Verhältnis von gut 38 für 2017 zu honorieren. Wobei dieser Wert bis 2022 auf 15,9 sinkt, falls die Prognosen aufgehen, wonach der Gewinn je Aktie bis dahin auf elf Dollar steigen soll.





MOTOROLA SOLUTIONS-Aktie: Ziele stimmen zuversichtlich



Kaum Beachtung findet hierzulande Motorola Solutions. BÖRSE ONLINE hat die Aktie ebenfalls seit Jahren nicht mehr besprochen. Dabei befindet sich der Kurs seit 2009 im Steigflug - und diesen Trend sollte der Wert auch beibehalten, wenn es gelingt, die Ziele zu erreichen. Der Vorstand sieht sich nach der Abspaltung von Motorola Mobility im Jahr 2011 und den zuletzt getätigten Akquisitionen gut aufgestellt. Der Umsatz soll bis 2020 um gut 25 Prozent auf acht Milliarden Dollar steigen, der Gewinn je Aktie um fast 46 Prozent auf acht Dollar zulegen. Das entspricht einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von gut 13. Gemessen an den erwarteten Steigerungsraten ist das moderat. Spielt die Konjunktur mit, halten wir positive Überraschungen durchaus für möglich. Das US-Unternehmen hat sich als Anbieter innovativer sicherheitskritischer Kommunikationslösungen und -services eine starke Stellung erarbeitet.





Tencent-Aktie: Wachstumsaussichten weiterhin gut



Angesichts eines seit 2004 in der Spitze verbuchten Kursanstiegs von 70 971 Prozent ist Tencent als einzigartige Erfolgsstory einzustufen. Zu verdanken ist das einem Umsatzplus um 44,5 Prozent pro Jahr von 2007 bis 2016 und einem gleichzeitigen Anstieg des Nettogewinns um 38,6 Prozent jährlich. Nicht ganz so gute Quartalszahlen wie gewohnt und ein Teilverkauf des Aktienpakets von Großaktionär Naspers sorgten zuletzt für Kursturbulenzen. Der langfristige Aufwärtstrend ist aber weiterhin intakt. Als Anbieter von Dienstleistungen wie sozialen Netzwerken, Onlinespielen, Medien und Dienstprogrammen verfügt Tencent über eine vielversprechende Aufstellung. Pfunde, mit denen man wuchern kann, sind zudem die digitalen Geldbeutel Wechat Pay und Tenpay. So hat sich mit Walmart gerade der weltgrößte Einzelhändler in China zugunsten der digitalen Zahlungslösungen von Tencent entschieden. Analysten sehen das Ergebnis je Aktie von 2017 bis 2022 um 146 Prozent steigen - da scheint die Bewertung gemessen an den Wachstumsaussichten akzeptabel - vor allem nach dem kräftigen Rückschlag. Wir senken unseren kürzlich etwas voreilig auf 42 Euro angehobenen Stoppkurs vorsichtshalber wieder ab.