Wichtige Details wie den Kaufpreis und die Ladekapazität des Herausforderers von Freightliner, der führenden US-Marke von Platzhirsch Daimler, blieb Tesla-Chef Musk jedoch schuldig. Auch blieb offen, wo der für 2019 geplante Elektrotruck gebaut werden soll.
Daimler oder MAN arbeiten schon länger an Elektrolastwagen, allerdings maximal bis 26 Tonnen Gewicht. Die Serienproduktion des mittelschweren E-Lasters plant Mercedes-Benz für 2020. MAN will 2021 elektrische Lkw für den Stadtverkehr in größeren Stückzahlen bauen. 40-Tonner mit Stromantrieb wären den Herstellern zufolge dagegen noch viel teurer als Diesel-Lkw, denn es müssten sehr große Batterien eingebaut werden, die schwer sind und den Laderaum verkleinern. Zudem sind die Reichweiten derzeit vielen Kunden zu gering - steht ein Lkw oft, etwa zum Aufladen, häufen sich auch die Kosten. Und Speditionen rechnen mit sehr spitzem Bleistift. "Elektromobilität ist für den innerstädtischen Verteilerverkehr vorstellbar", sagt Branchenexperte Wolfgang Bernhart von Roland Berger. "Für Langstrecken-Lkw sehe ich das nicht."
FUTURISTISCHES DESIGN
Der Tesla Semi könnte beim zulässigen Gesamtgewicht von rund 36 Tonnen und Durchschnittstempo auf der Autobahn 500 Meilen (800 Kilometer) am Stück schaffen, erklärte Musk. Die Batterie könne innerhalb von 30 Minuten Strom für 400 Meilen Reichweite laden, während gleichzeitig die Ladung gelöscht werde. Der Tesla-Brummi hebt sich mit einer windschnittigen Fahrerkabine vom Design her von der Konkurrenz ab. Der Fahrer sitzt in der Mitte, flankiert von großen Bildschirmen an jeder Seite. Großflächige Scheiben ermöglichen weiten Rundumblick.
Analysten fürchten unterdessen, Tesla könnte sich mit dem Projekt übernehmen, da der defizitäre Autobauer derzeit schon Schwierigkeiten mit der Massenproduktion des Alltagswagens Model 3 hat. George Galliers vom Analysehaus Evercore ISI schrieb: "Es besteht das Risiko, dass die Produkte das Management vom überaus wichtigen Model 3 ablenken." Karl Brauer, Herausgeber von "Autotrader", kommentierte die Show mit den Worten: "Elons Effekthascherei bleibt intakt, auch wenn die Geduld der Model-3-Kunden schwindet." Tesla könnte auch bei den Nutzfahrzeugen ein Spitzenprodukt anbieten - vorausgesetzt, sie könnten auch produziert und verkauft werden. "Letzteres lässt Tesla Motors im Unklaren, das macht es schwer, darin mehr zu sehen als ein Was-wäre-wenn-Konzeptauto." Bei den Anlegern kamen Musks Pläne indes gut an: Der Aktienkurs stieg vor Börsenbeginn um gut zwei Prozent.
Die Show gestohlen hat dem matt in Silbermetallic lackierten Truck ohnehin seine überraschende Fracht: Zumindest der neu überarbeitete Sportwagen Tesla Roadster passt in den Laderaum und rollte von der Rampe. Die ersten 1000 Autos des Modells, das für 2020 angekündigt ist, sollen 250.000 Dollar kosten, danach sinkt der Preis auf 200.000 Dollar. Der feuerrot gespritzte Flitzer stelle neue Rekorde auf, betonte Musk: eine Reichweite von 1000 Kilometern und eine Beschleunigung von Null auf 100 Stundenkilometern in 1,9 Sekunden sowie mehr als 400 Stundenkilometer Spitzengeschwindigkeit. Im Vergleich dazu werde ein Sportwagen mit Benzin wie eine Dampfmaschine wirken, spottete der Tesla-Chef.