„Binäres Risiko“: Steve Eisman über Handelskrieg, Iran und warum der Dollar unschlagbar bleibt.
Steve Eisman ist neben Michael Burry durch Kinoblockbuster „The Big Short“ weltbekannt als Fondsmanager, der in den Nullerjahren gegen die US-Hypothekenblase wettete und spektakulär gewann. Nun warnt der Starinvestor im CNBC-Interview eindringlich vor einem Szenario, das von den Börsen aus seiner Sicht noch zu wenig eingepreist wird: einem globalen Handelskrieg.
Eisman bezeichnet die aktuelle Lage als „binär“: Entweder es gelingen multilaterale Handelsabkommen – oder es droht ein globaler wirtschaftlicher Rückschlag. Besonders alarmierend: Er vergleicht die Dynamik hinter einem möglichen Handelskrieg mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. „Niemand wollte ihn – aber über ein Netz wechselseitiger Verpflichtungen ist man trotzdem hineingeschlittert.“
Zölle als tickende Zeitbombe: „Handelskrieg wäre der Weg in die Rezession“
China stehe dabei zwar im Fokus, aber Eisman richtet den Blick auch auf Europa. Die EU habe, so Eisman, der US-Regierung einst angeboten, alle Zölle gegenseitig abzuschaffen – doch Donald Trump habe das brüsk abgelehnt. Das eigentliche Problem seien für ihn die nicht-tarifären Handelshemmnisse: Bürokratie, Regulierung, nationale Interessen. „Mit Europa zu verhandeln ist wie einen Sack Flöhe zu hüten.“
Überraschend optimistisch äußert sich Eisman zur Lage im Iran. Die jüngsten Entwicklungen im Land könnten sich – so seine Sicht – als langfristig stabilisierend für die Region erweisen. Sollte das islamische Regime geschwächt werden, könnte der Weg zu einem nuklearen Wettrüsten im Nahen Osten nämoch verhindert werden. „Einen Todeskult zu entmachten, der kurz vor der Atombombe steht, ist positiv – für die Welt und für die Märkte“, so Eisman.
Starke Worte zum US-Defizit: „Ich liebe das Defizit“
Besonders markant wird Eisman, als er auf die vielzitierte Sorge vor einem ausufernden US-Haushaltsdefizit angesprochen wird. Seine Position: Das Defizit sei kein akutes Risiko, solange der Dollar die globale Leitwährung bleibe. Und mehr noch: „Ich liebe das Defizit. Solange es keine Alternative zum Dollar gibt, kann das System weiter funktionieren.“
Zur Erinnerung: Seit Jahrzehnten prophezeien Ökonomen den Zusammenbruch des Dollars, steigende Zinsen und den Verlust des Reservewährungsstatus. Doch laut Eisman ist nichts davon eingetreten. „Das gesamte Finanzsystem der Welt basiert auf US-Staatsanleihen – von Overnight-Repos bis zu Staatsfonds. Es gibt schlicht keine Alternative.“
Märkte sollten nicht auf Defizite starren – sondern auf die Handelspolitik
Während viele Marktteilnehmer auf Inflation, Fed-Politik und Staatsverschuldung starren, lenkt Steve Eisman den Blick auf die größte latente Gefahr: einen eskalierenden Handelskonflikt. Er selbst befürwortet Trumps grundsätzliche Ziele, warnt aber gleichzeitig davor, dass Handelsverhandlungen voller Fallstricke seien.
Für Anleger bedeutet das: Nicht das Defizit oder der Ölpreis könnten die nächste große Bewegung anstoßen – sondern eine schlecht gemanagte Zollpolitik. Oder, wie Eisman es ausdrückt: „Niemand will einen Handelskrieg. Aber wir könnten trotzdem dort landen.“