Die 27.000 Stahlkocher des Konzerns bangen um ihre Jobs. Die IG Metall hat zu einer Demonstration aufgerufen.

Analysten gehen davon aus, dass ThyssenKrupp im Geschäftsjahr 2016/17 (per Ende September) den operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) wie versprochen auf 1,8 Milliarden von 1,47 Milliarden Euro gesteigert hat. Ausgerechnet die Stahlsparte dürfte dank höherer Werkstoffpreise kräftig dazu beigetragen haben. Unter dem Strich hat der Konzern dagegen einen deutlichen Verlust in Aussicht gestellt, schrieb er doch beim Verkauf seines verlustreichen Stahlwerks in Brasilien 900 Millionen Euro ab.

HIESINGERS STAHLFUSIONSPLÄNE SORGEN FÜR GROSSE UNRUHE



Wegen der Fusionspläne mit Tata ist beim größten deutschen Stahlkonzern seit anderthalb Jahren Druck im Kessel. Hiesinger will auf diese Weise Überkapazitäten abbauen, Synergien in dreistelliger Millionenhöhe erzielen und zugleich die Bilanz des Konzerns durch die Mitgift von ein paar Milliarden Euro Schulden in das Joint Venture entlasten.

Viele Details sind aber noch unklar. "Was ich vermisst habe, sind Angaben dazu, wer die unternehmerische Führung haben wird", sagte der Geschäftsführer der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW), Thomas Hechtfischer, der Nachrichtenagentur Reuters. Die Thyssen-Arbeitnehmer würden sicher noch unruhiger, wenn die Führung bei Tata läge, fügte er hinzu. Entscheidungen könnten dann eher zu Lasten der deutschen Standorte gehen. Die Konzerne hatten vereinbart, je 50 Prozent am dem Joint Venture zu halten. Vorstand und Aufsichtsrat sollen paritätisch besetzt werden. Die Cheffrage ist nicht beantwortet.

DIVIDENDE TROTZ JOBABBAU UND NETTOVERLUST?



Der Vorstand habe auch Fragen nach Standorten oder Job-Garantien nicht beantwortet, sagte der stellvertretende Aufsichtsratchef von Thyssenkrupp Steel Europe, Detlef Wetzel. "Die Herrschaften spielen auf Zeit. Sie müssen jetzt richtig Druck spüren." Zur Demonstration im rheinland-pfälzischen Andernach am Tag der Bilanz werden mehr als 7000 Teilnehmer erwartet. Thyssenkrupp betreibt in Andernach ein Weißblechwerk.

Stahl ist nicht die einzige Baustelle im Konzern. So dürfte die Sparte Industrial Solutions mit dem schwach ausgelasteten Anlagenbau deutlich weniger verdient haben als im Vorjahr. Der Konzern hatte Ende August angekündigt, dort bis zu 1500 weitere Jobs zu streichen. Selbst im erfolgsverwöhnten Aufzugsgeschäft stehen Arbeitsplätze auf der Kippe. In der Verwaltung des Konzerns werden bis zu 2500 Stellen gestrichen. Thyssenkrupp werde womöglich Restrukturierungskosten von bis zu einer halben Milliarde Euro geltend machen, erklären die Analysten von Kepler Cheuvreux. Möglich seit trotzdem es eine unveränderte Dividende von 15 Cent je Aktie. Aktionärsschützer Hechtfischer hielte dies angesichts des Nettoverlustes für ein falsches Signal. "Ich wage die Prognose, es wird keine Dividende geben."