Im Geschäftsjahr 2012/13 fuhr ThyssenKrupp erneut einen Nettoverlust ein. Mit einem Fehlbetrag von 1,5 Milliarden Euro fiel dieser zwar niedriger aus als das Defizit von fünf Milliarden Euro im Jahr zuvor. Die Aktionäre müssen jedoch zum zweiten Mal in Folge auf eine Dividende verzichten. Das könnte auch im neuen Geschäftsjahr 2013/14 der Fall sein. ThyssenKrupp will zwar operativ zulegen, für einen Nettogewinn könnte es aber erneut nicht reichen.
STEEL AMERICAS
Nach einer langen Hängepartie konnte ThyssenKrupp das Weiterverarbeitungswerk in den USA verkaufen. Das verlustreiche Rohstahlwerk in Brasilien hängt dem Konzern immer noch wie ein Klotz am Bein. ThyssenKrupp muss neue Abnehmer für den Werkstoff in Nord- und Südamerika finden, da das US-Werk künftig weniger abnimmt. Die Kosten für beide Werke waren auf fast 13 Milliarden Euro explodiert, mehr als acht Milliarden entfielen auf Brasilien. Das US-Werk bleibt bis zu der erhofften Freigabe des Deals durch die Regulierungsbehörden noch für Monate in den Büchern. ThyssenKrupp erwartet in der Sparte weitere Verluste - wenn auch niedrigere als bislang.
UNGELIEBTES EDELSTAHLGESCHÄFT
ThyssenKrupp wollte sich längst aus diesem stark schwankenden Geschäft zurückziehen. Hiesinger muss den 2012 als großen Erfolg gefeierten Verkauf der Tochter Inoxum nun aber teilweise rückgabwickeln, nachdem der finnische Käufer Outokumpu in Schwierigkeiten geraten ist. Die Verluste schreibende italienische Tochter Terni und der Spezialhersteller VDM sollen zu ThyssenKrupp zurückkehren. Dadurch drohen weitere Abschreibungen, Verluste und Kosten. Hiesinger dürfte versuchen, die Töchter bald abzustoßen.
SCHULDEN
Dem Konzern sitzen die Ratingagenturen im Nacken. ThyssenKrupp drückten zum Ende des Geschäftsjahres 2012/13 Schulden von fünf Milliarden Euro. Nach der Kapitalerhöhung vom Dezember in Höhe von rund 880 Millionen Euro stieg die zuvor auf 7,1 Prozent abgerutschte Eigenkapitalquote auf 9,4 Prozent. Das Verhältnis von Nettofinanzschulden zum Eigenkapital (Gearing) verbesserte sich auf 123 von zuletzt rund 200 Prozent. Nach dem Verkauf des US-Stahlwerks sollen die Schulden bei knapp über drei Milliarden Euro liegen.
KARTELLE UND KORRUPTION
Das Traditionsunternehmen wurde immer wieder von Kartellverstößen und Korruptionsvorwürfen erschüttert. Diese sorgten für hohe Bußgelder und Schadenersatzzahlungen. Mit dem ehemaligen Metro -Manager Donatus Kaufmann soll nun ein eigener Vorstand eine gute Unternehmenführung vorantreiben. Wie ein Damoklesschwert hängt der Verdacht über dem Konzern, sich auch an einem möglichen Kartell von Herstellern von Blechen für die Automobilindustrie beteiligt zu haben. Sollte dies der Fall sein, wären die Konsequenzen nicht abzuschätzen - die Autoindustrie gehört zu den wichtigsten Kunden.
STELLENABBAU
Für Unruhe im Konzern sorgen auch die Pläne zum Abbau tausender Arbeitsplätze. In der Verwaltung sollen 3000 Jobs wegfallen. In der Stahlsparte will ThyssenKrupp mehr als 2000 Arbeitsplätze abbauen. Weitere 1800 Stellen könnten durch Beteiligungsverkäufe aus dem Konzern fallen. ThyssenKrupp will damit die Kosten um 500 Millionen Euro senken. Die Summe ist Teil der insgesamt geplanten Einsparungen des Konzerns bis 2014/15 von über zwei Milliarden Euro. Das Unternehmen beschäftigt rund 156.000 Mitarbeiter, davon etwa 58.000 in Deutschland. Ein weiterer Stellenabbau ist nach den Worten von Personalvorstand Oliver Burkhard derzeit nicht geplant.
Reuters