Eine Nullrunde in Wolfsburg wäre angesichts der besonderen Umstände vertretbar. Volkswagen aber hat starke Großaktionäre: die Porsche Holding, den Wüstenstaat Katar, das Land Niedersachsen. Formal haben diese keinen Einfluss auf den Dividendenvorschlag. Sollten die Großaktionäre aber auf eine Ausschüttung pochen, werden sich die Entscheider bei VW wohl beugen müssen.
Geld für eine Dividende wäre vorhanden. Trotz hoher Sonderlasten erwirtschaftete Volkswagen in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres einen Nettogewinn von 3,8 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr kalkulieren Analysten mit 5,6 Milliarden. Das ist fast exakt die Hälfte des Vorjahres. Konsequenterweise würde die Dividende im selben Umfang schrumpfen. Spielraum bietet auch die Ausschüttungsquote. Im vergangenen Jahr zahlte VW nur 21 Prozent des Gewinns aus, etwa halb so viel wie im DAX-Durchschnitt.
Zittern bei Volkswagen
Die Redaktion geht davon aus, dass Volkswagen seine Dividende halbieren wird. Das würde auf 2,40 Euro je Aktie -hinauslaufen. Für die im DAX notierten Vorzüge würden sechs Cent hinzukommen, die als Ausgleich für den Verzicht auf ein Stimmrecht gezahlt werden. Insgesamt würden VW-Aktionäre knapp 1,2 Milliarden Euro kassieren - und Volkswagen damit in der Rangliste des DAX ins Mittelfeld zurückfallen.
Spitzenreiter wird nach Hochrechnung von BÖRSE ONLINE die Allianz bleiben. Für den Versicherungsriesen erwartet die Redaktion eine moderate Dividendenerhöhung um sechs Prozent auf 7,25 Euro je Aktie. Das entspricht bei knapp 457 Millionen ausstehenden Aktien einer Summe von 3,3 Milliarden Euro.
Auf dem zweiten Platz erwarten wir Daimler. Finanzchef Bodo Uebber hatte zum Jahreswechsel im Gespräch mit BÖRSE ONLINE "eine sehr attraktive" Dividende in Aussicht gestellt. Wir kalkulieren mit glatt drei Euro je Aktie. Das wäre ein Aufschlag zum Vorjahr von 22 Prozent und würde sich auf 3,2 Milliarden Euro summieren. Damit würden die Schwaben Siemens auf den dritten Platz verdrängen. Weil der Industriekonzern sein Geschäftsjahr bereits im September beendet hat, liegt der Dividendenvorschlag schon auf dem Tisch. Die Ausschüttung soll von 3,30 auf 3,50 Euro steigen. Zusammen genommen dürften Siemens-Aktionäre 2,8 Milliarden Euro kassieren.
Auf Seite 2: Der Vonovia-Effekt
Der Vonovia-Effekt
Insgesamt werden die 30 DAX-Mitglieder nach Hochrechnung der Redaktion für das abgelaufene Geschäftsjahr 30,067 Milliarden Euro ausschütten. Das wäre zum Vorjahr ein Aufschlag von 1,2 Prozent. Profitiert hat der Index auch von Neuzugang Vonovia, da der Immobilienkonzern eine höhere Dividende zahlt als sein Vorgänger Lanxess. Alles in allem erwartet die Redaktion bei 26 Indexmitgliedern eine steigende Dividende je Aktie. Das spiegelt die weiterhin gute Verfassung der deutschen Topkonzerne wider. Fresenius dürfte die Gewinnbeteiligung sogar zum 23. Mal in Serie steigern. Das ist die längste laufende Serie im DAX.
Aktionäre der Lufthansa dürften nach der Nullrunde im Vorjahr dieses Mal wieder Geld sehen. Zwar wird das Jahresergebnis durch diverse Streiks belastet, dank des niedrigen Ölpreises sollte die Airline aber genug verdient haben, um eine Ausschüttung zu finanzieren. Auch für die Aktionäre der Commerzbank ist die Durststrecke vorüber. Konzernchef Martin Blessing hat 20 Cent je Aktie in Aussicht gestellt. Es wäre die erste Zahlung seit acht Jahren.
Einzige Nullnummer im DAX dürfte ausgerechnet die Deutsche Bank sein. Der Commerzbank-Rivale hatte auch während der Finanzkrise als Zeichen der Stärke weiter Dividende gezahlt. Im Zuge des neuen Sparkurses sollen Aktionäre jetzt erst ab dem Jahr 2017 wieder Bargeld erhalten. Zittern ist weiterhin bei den Versorgern angesagt. Eon hat angekündigt, die Dividende immerhin auf Vorjahres-niveau zu halten. Bei RWE müssen sich Anleger erneut auf eine Kürzung einstellen - die fünfte in zehn Jahren.
Im Ganzen liegt die Redaktion mit ihrer Prognose für die DAX-Konzerne leicht unter den Erwartungen der Analysten. Die vom Datendienst Bloomberg errechnete Konsensschätzung, also der Durchschnitt aller Prognosen, würde auf eine Dividendensumme von 30,374 Milliarden Euro hinauslaufen. Das ist rund ein Prozent mehr als in unserer Hochrechnung. Angesichts der wackeligen Verfassung der Weltwirtschaft dürften die Konzerne aber eher vorsichtig kalkulieren, um die Hürde für das nächste Jahr nicht zu hoch zu legen. Falls Volkswagen die Ausschüttung nicht zu deutlich kürzt, sollte der DAX-Rekord von 29,7 Milliarden Euro aus dem Vorjahr trotzdem geknackt werden.
Dividendenjäger sollten neben dem DAX auch Aktien aus der zweiten Reihe im Blick behalten. Die Redaktion hat daher auf der Suche nach attraktiven Investments die 110 Werte des HDAX unter die Lupe genommen. Im ersten Schritt wurden alle aussortiert, deren Dividendenrendite zum Stichtag bei weniger als 3,5 Prozent lag und die im neuen Jahr einen Verlust erwirtschaften dürften. Übrig geblieben sind danach 25 Aktien, die nach fünf weiteren Kriterien untersucht wurden.
Die Ausschüttungsquote zeigt an, welcher Anteil des Jahresgewinns an die Aktionäre geflossen ist. Je höher die Prozentzahl, desto geringer der Sicherheitspuffer. Ein besonderes Gewicht hat die Redaktion auf die Dividendenhistorie gelegt. Denn nur Unternehmen mit einem zuverlässigen Geschäftsmodell haben über mehrere Konjunkturzyklen verlässlich Geld auszahlen können. Die Redaktion hat ausgewertet, wie oft jedes Unternehmen in den letzten zehn Jahren seine Dividende angehoben hat und wie oft sie ausgefallen ist. Zusätzlich wurde das Dividendenwachstum der vergangenen drei Jahre ausgewertet. Als letztes Kriterium haben wir die Relative Stärke berechnet. Diese Kennziffer misst die aktuelle Kursdynamik der Aktie.
Auf Seite 3: Favoriten der Redaktion
Favoriten der Redaktion
Für jedes Kriterium wurde eine Rangliste erstellt und für die Endabrechnung dann die durchschnittliche Platzierung errechnet. Da die Dividendenrendite für viele Anleger das wichtigste Kriterium ist, wurde diese Kennziffer doppelt gewichtet. Die Rangliste (siehe Tabelle unten) soll als Orientierung für Dividendenjäger dienen. Dabei sollten Anleger nicht zwingend die bestplatzierten Titel kaufen, sondern auf eine Mischung nach Branchen achten. Auf den kommenden Seiten stellen wir unsere Favoriten genauer vor.
Unsere Auswahl aus dem Vorjahr hat übrigens den HDAX geschlagen: Munich Re, BASF, BMW, ProSiebenSat.1, Freenet und TAG Immobilien brachten inklusive Dividende ein Plus von sechs Prozent. Der Index verlor 2,4 Prozent.
Auf Seite 4: Allianz: Auf Rendite getrimmt
Allianz: Auf Rendite getrimmt
Wie im Vorjahr wird die Rangliste von den beiden großen Versicherungskonzernen des DAX angeführt: Allianz und Munich Re stechen durch die hohe Dividendenrendite hervor. Munich Re schneidet aufgrund der stärkeren Dividendenhistorie etwas besser ab. Dennoch bevorzugt die Redaktion derzeit die Allianz, da die Aktie eine höhere Dividendenrendite und der Konzern eine stärkere Dynamik im operativen Geschäft verspricht. Der neue Allianz-Chef, Oliver Bäte, will den Finanzriesen stärker auf Rendite trimmen. Das dürfte vor allem das Geschäft mit Lebensversicherungen treffen, das unter dem niedrigen Zinsniveau leidet. Probleme bereitet auch die Vermögensverwaltungstochter Pimco. Dort haben Kunden nach dem Abgang von Starinvestor Bill Gross viel Geld abgezogen. Zuletzt zeichnete sich immerhin eine Stabilisierung ab. Bei der regionalen Expansion der Allianz dürfte Asien eine wichtige Rolle spielen. Durch verstärkte Digitalisierung sollen die Kosten konzernweit gedrückt werden. Unter dem Strich hat Bäte das Ziel ausgegeben, den Gewinn je Aktie in den Jahren 2016 bis 2018 im Schnitt um fünf Prozent zu steigern. Da der Versicherer die Hälfte seiner Überschüsse an die Aktionäre weiterreichen will, würde die Dividende im selben Umfang zulegen. Für das Geschäftsjahr 2015 erwartet die Redaktion einen Aufschlag von sechs Prozent auf 7,25 Euro je Aktie. Die Dividendenhistorie der Allianz wird durch eine Kürzung für das Jahr 2008 getrübt. Mit der im November 2014 verabschiedeten neuen Dividendenpolitik aber hat der Konzern ein klares Zeichen gesetzt. Unter anderem wird eine Sonderausschüttung für den Fall in Aussicht gestellt, dass für Zukäufe reserviertes Geld nicht innerhalb von drei Jahren investiert wird. Wir sehen die Allianz im DAX als ein Basisinvestment für Dividendensammler.
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BMW: Jenseits von China
Ausgerechnet im Jahr des 100-jährigen Jubiläums steht der Münchner Automobilkonzern vor großen Herausforderungen. Das Wachstum in China, lange der wichtigste Gewinntreiber für den Konzern, flacht ab. Revolutionäre Neuerungen wie das selbstfahrende Auto und neue Antriebsarten wühlen die Branche auf. Mit Tesla ist ein neuer Konkurrent aufgetaucht. Auch die Techgiganten Google und Apple drängen in den Markt. Die Lage bei BMW ist aber besser, als es der Aktienkurs vermuten lässt. 2015 hat die BMW Group so viele Fahrzeuge verkauft wie noch nie. Der Absatz stieg um sechs Prozent auf 2,25 Millionen. Für das neue Jahr dürften die Münchner erneut Bestwerte einfahren. Möglich macht das vor allem Europa. Die Wirtschaft der alten Welt erholt sich und damit auch die Nachfrage nach Autos im gehobenen Preissegment. Analysten gehen davon aus, dass BMW den Nettogewinn im laufenden Jahr unter dem Strich um zwei Prozent hochfährt. Für 2015 erwarten wir für die im DAX notierte Stammaktie von BMW eine Dividendenerhöhung um zehn Prozent auf 3,20 Euro. Die Dividendenrendite liegt damit deutlich über DAX-Schnitt. In den vergangenen zehn Jahren hat BMW die Ausschüttung acht Mal angehoben, im Schatten der weltweiten Finanzkrise 2008 und 2009 aber jeweils auf 30 Cent gekürzt. Das zeigt, dass Autokonzerne anfällig für Wirtschaftskrisen sind. Langfristig sollte BMW dank seiner starken Marke und Innovationskraft weiter wachsen. Schwung für die Aktie könnte die für das Frühjahr angekündigte Strategiepräsentation bringen. Dabei dürften unter anderem Digitalisierung und Elektromobilität im Mittelpunkt stehen. Einige Analysten spekulieren darauf, dass BMW zum Jubiläum eine Sonderdividende spendiert. Bei knapp 15 Milliarden Euro Liquidität der Autosparte wäre das zu finanzieren.
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Deutsche Euroshop: Dividende in guter Lage
Der Immobilienkonzern aus Hamburg hat sich auf Einkaufszentren spezialisiert. Zum Portfolio gehören 16 Objekte in Deutschland, darunter das Main-Taunus-Zentrum in der Nähe von Frankfurt, die Altmarktgalerie in Dresden und das Forum in Wetzlar. In Polen, Österreich und Ungarn ist Deutsche Euroshop mit jeweils einem Objekt vertreten. Zu den Mietern gehören Metro, Douglas und H&M. Langfristige Verträge mit Laufzeit von zehn Jahren geben dem im MDAX notierten Konzern Planungssicherheit. Wie alle Immobilienfirmen profitiert Deutsche -Euroshop vom extrem niedrigen Zinsniveau, durch das die Finanzierungskosten der Projekte gedrückt werden können. Nach Berechnung des Bankhauses Lampe laufen in diesem Jahr bei Deutsche Euroshop Verträge für Verbindlichkeiten in Höhe von 80 Millionen Euro aus. Bei der Verlängerung könnte der Zinssatz von knapp fünf auf rund zwei Prozent sinken. Da eine schnelle Zinswende in Europa nicht zu erwarten ist, dürfte das Umfeld für Immobilienkonzerne positiv bleiben. Wachsen kann Deutsche Euroshop auch durch neue Projekte oder die Erweiterung bestehender. Derzeit planen die Hanseaten unter anderem, ihr Objekt in Danzig auszubauen. Ein potenzielles Risiko für Shoppingcenter ist die wachsende Konkurrenz durch Internetläden, die zunehmend Kunden anziehen und die Nachfrage nach Ladenfläche in Einkaufszentren drücken könnten. Die Dividende hat bei Immobilienkonzernen einen hohen Stellenwert. Deutsche Euroshop hat als Ziel ausgegeben, die Ausschüttung an die Aktionäre schrittweise zu erhöhen. In fünf der vergangenen zehn Jahre ist das gelungen, fünf Mal blieb die Zahlung auf dem jeweiligen Vorjahresniveau. Bis zum Jahr 2017 soll die Ausschüttung laut Vorschlag des Unternehmens um jeweils fünf Cent auf dann 1,40 Euro je Aktie steigen.
Auf Seite 7: Freenet: Fast alles geht raus
Freenet: Fast alles geht raus
Ein deutlich steigender Aktienkurs und eine hohe Dividendenrendite: Die Aktie des Telekomdienstleisters aus Hamburg war über die vergangenen fünf Jahre ein prima Investment. Noch immer gehört die Dividendenrendite von Freenet zu den höchsten am deutschen Aktienmarkt. Die Redaktion erwartet, dass die Ausschüttung für das Geschäftsjahr 2015 leicht um fünf Cent auf 1,55 Euro je Aktie steigen wird. Es wäre die siebte Anhebung in Serie. Als Mobilfunkanbieter ohne eigenes Netz kauft Freenet Telefonminuten und Datenpakete bei den großen Netzbetreibern Deutschen Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschland ein. Diese Pakete vermarkten die Hanseaten dann unter eigenem Namen und auf eigene Rechnung weiter. Im dritten Quartal steigerte die im TecDAX notierte Firma die Zahl ihrer Kunden um dreieinhalb Prozent auf 9,21 Millionen. Das Geschäftsmodell von Freenet hat den Vorteil, dass die Firma selbst keine hohen Investitionen in das Netz stemmen muss. Der harte Wettbewerb der Branche allerdings drückt auf die Marge. Freenet versucht sich unter anderem durch Zusatzangebote, etwa Anwendungen zur digitalen Steuerung des Haushalts, von der Konkurrenz abzusetzen. Ebenfalls zum Unternehmen gehört die Computerhandelskette Gravis. Das Geschäftsmodell ähnelt dem von Drillisch. Der Konkurrent schneidet in unserer Rangliste etwas schlechter als Freenet ab, unter anderem aufgrund einer ungesund hohen Ausschüttungsquote. Freenet selbst will 50 bis 75 Prozent des für das jeweilige Geschäftsjahr ausgewiesenen Free Cashflows, also der frei verfügbaren Finanzmittel, ausschütten. Zuletzt lag das Unternehmen bei etwas mehr als 70 Prozent, also bereits am oberen Rand des Korridors. Das schränkt den Spielraum für weitere Dividendensteigerungen bei Freenet ein.
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ProSiebenSat.1: An der Schwelle zum DAX
Das Fernsehen hat Konkurrenz bekommen: Internetportale wie Netflix bieten Filme und Serien zu jeder vom Kunden gewünschten Zeit. Die Münchner Mediengruppe ProSiebenSat.1, deren TV-Sender 42 Millionen Zuschauer im deutschsprachigen Raum erreichen, hat den Trend erkannt und setzt neben dem Kerngeschäft TV auf eigene Angebote im Internet. Das Portal Maxdome beispielsweise bietet ähnlich wie Netflix gegen Gebühr Filme und Serien auf Abruf. Zugleich beteiligt sich der Konzern an jungen Internetfirmen und stellt diesen auf seinen TV-Sendern Werbezeit zur Verfügung. Je stärker die Internetfirmen dadurch ihr Geschäft steigern, desto lukrativer werden Aktienpakete beziehungsweise Umsatzbeteiligungen für ProSiebenSat.1. Für das vergangene Jahr erwarten Analysten für ProSiebenSat.1 einen Umsatz von 3,2 Milliarden Euro. Bis zum Jahr 2018 will der Medienkonzern auf 4,2 Milliarden Euro Umsatz kommen. Das entspricht Zuwachsraten von knapp zehn Prozent. Der Gewinn dürfte laut Analystenschätzungen etwas stärker, um knapp elf Prozent, zulegen. Die Dividende hat bei ProSiebenSat.1 einen hohen Stellenwert. 80 bis 90 Prozent vom bereinigten Konzernüberschuss sollen an die Aktionäre fließen. Diese großzügige Quote ist bei einem Medienkonzern vertretbar. Da das Werbegeschäft stark von der aktuellen Wirtschaftslage abhängt, müssen sich Anleger allerdings auch immer wieder mal auf schlechtere Jahre einstellen. Für 2015 erwarten wir eine moderate Dividendenerhöhung um 20 Cent auf 1,80 Euro je Aktie. Die Dividendenrendite des Medienkonzerns gehört angesichts der deutlichen Kurssteigerungen der Aktie nicht mehr zu den höchsten im HDAX. Durch die Mischung aus Kursfantasie und überdurchschnittlicher Dividende bleibt die Aktie dennoch im Kreis unserer Favoriten. ProSiebenSat.1 gilt zudem als derzeit aussichtsreichster Kandidat für den Aufstieg in den DAX.
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Siemens: Der Dividendenriese
Siemens-Aktionäre brauchen ein dickes Fell. Der Münchner Mischkonzern ist mit seinen zehn Divisionen und 348 000 Mitarbeitern ein schwerfälliges Konglomerat. Starke Gewinnsteigerungen wie bei kleinen, auf Nischen spezialisierten Firmen sind deshalb nicht zu erwarten. Dafür verdient der Konzern viel Geld und ist somit ein zuverlässiger Dividendenzahler. Nach dem Kursrückgang in diesem Jahr liegt die Dividendenrendite der Aktie wieder über vier Prozent und damit deutlich über dem Schnitt des DAX. Der Konzern hat es sich zum Ziel gesetzt, 40 bis 60 Prozent des Gewinns nach Steuern auszuschütten. Für das im September beendete Geschäftsjahr liegt die Quote bei lediglich 38 Prozent. Damit hat Siemens einen Sicherheitspuffer für künftige Dividendensteigerungen. Neben der Barzahlung an die Aktionäre kauft Siemens eigene Aktien zurück. Im November startete der Konzern ein Programm, das Papiere im Wert von bis zu drei Milliarden Euro vom Markt nehmen soll. Diese künstliche Nachfrage stützt den Kurs. Da ein Teil der Aktien eingezogen werden soll, müssen die Münchner außerdem künftig für weniger Papiere Geld ausschütten. Dadurch wird es billiger, die Dividende je Aktie zu steigern. Laut seinem Strategiepapier "Vision 2020" will Konzernchef Joe Kaeser so ziemlich alles auf den Kopf stellen. Im Rahmen des größten Konzernumbaus seit 25 Jahren trennt sich Siemens von Konsumgütersparten wie Haushalts- und Hörgeräten. Auch die Medizintechnik könnte nach Einschätzung von Analysten bald verkauft werden. Fokus liegt künftig auf den Bereichen Energie und Investitionsgüter. So soll das operative Geschäft neuen Schwung bekommen. Das würde sich auch positiv auf die Dividende auswirken. Auf dem aktuell günstigen Kursniveau ändern wir unser Rating von "Beobachten" auf "Kaufen".