Auch in dieser Altersgruppe seien zwei Impfungen in einem Intervall von mindestens drei Wochen erforderlich. Die Bundesregierung hat bereits zugesagt, dass mit einer EMA-Zulassung des Vakzins sich auch Jüngere nach Aufhebung der Priorisierung ab 7. Juni um einen Impftermin bemühen können.
Formell muss die EU-Kommission die EMA-Zulassung noch umsetzen. Dies gilt aber als sicher. Die Daten zeigten, dass der Impfstoff auch in dieser Altersgruppe sicher und die Wirksamkeit vergleichbar sei oder sogar besser als bei Erwachsenen, sagte Cavaleri. Dies zeigten die Ergebnisse einer Studie mit gut 2000 Kindern und Jugendlichen im Alter von zwölf bis 15 Jahren. Von den rund 1000 Personen, die in den Impfstoff erhielten, sei keine einzige an Covid-19 erkrankt. In der Vergleichsgruppe, die ein Placebo gespritzt bekam, seien 16 erkrankt. In Deutschland steht nun die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) aus. Deren Chef Thomas Mertens hat aber bereits angekündigt, dass die Stiko keine generelle Empfehlung einer Impfung von Kindern und Jugendlichen aussprechen werde, sondern allenfalls für Personen mit Vorerkrankungen.
Die EMA verwies zugleich darauf, dass sie sehr seltene Fälle von Herzmuskelentzündungen (Myokarditis) hauptsächlich bei Menschen unter 30 Jahren untersuche. Bislang gebe es aber keine Hinweise, dass diese in Verbindung mit dem Impfstoff stünden. Wegen der geringen Zahl an Kindern und Jugendlichen in der Studie sei sie nicht geeignet, sehr seltene Nebenwirkungen aufzudecken. Gleichwohl sei die EMA überzeugt, dass auch in dieser Altersgruppe die Vorteile der Impfung die Risiken überstiegen. Die Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffs werde weiter genau überwacht. Das Vakzin von BioNTech/Pfizer ist das einzige, das für Jugendliche in der EU zugelassen ist. Alle anderen Impfstoffe dürfen erst ab 18 Jahren verabreicht werden.
UMFRAGE: NUR DIE HÄLFTE DER ELTERN FÜR IMPFUNG
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat bereits öffentlich für eine Impfung auch Jüngerer geworben und dazu aufgerufen, sich gegebenenfalls über die Empfehlung der Stiko hinwegzusetzen. Letztlich müssten nun die Eltern entscheiden, ob sie ihr Kind impfen ließen, sagte Spahn am Donnerstag. Ähnlich äußerte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel nach dem Impfgipfel mit den Ländern. Einer aktuellen Erhebung zufolge will aber nur die Hälfte der Familien in Deutschland ihre Kinder gegen Corona impfen lassen. Laut der repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der "Augsburger Allgemeine" lehnen 40 Prozent der Erziehungsberechtigten eine Corona-Schutzimpfung für ihre Kinder ab. 51 Prozent seien für die Impfung, der Rest unentschieden.
Auch Mediziner äußerten sich skeptisch. Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sprach sich gegen flächendeckende Corona-Impfungen für Kinder und Jugendliche aus. "Wegen der aktuell noch unzureichenden Datenlage würde ich Eltern jetzt nicht raten, ihre Kinder regelhaft impfen zu lassen", sagt er "Welt". Deutschlands Intensivmediziner sind ebenfalls gegen eine vorrangige Corona-Impfung bei Kindern und Jugendlichen. "Kinder erkranken häufig asymptomatisch oder im Verlauf harmlos und haben deshalb derzeit bei knappen Impfstoffkapazitäten keine dringliche Indikation für eine Impfung", sagte der Generalsekretär der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, Florian Hoffmann, der Funke Mediengruppe.
"DAS HALTEN WIR WEITER FÜR REALISTISCH"
Der Deutsche Lehrerverband äußerte sich enttäuscht, dass die Politik trotz der Impfempfehlung keine gesonderte Kampagne für die Impfung ab zwölf Jahren angekündigt hat. Es sei zweifelhaft, ob die Entscheidung "nennenswerte positive Auswirkungen für den Schulbetrieb im nächsten Schuljahr haben werden", sagte Verbandschef Heinz-Peter Meidinger dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (RND). "Die wohl in nächster Zeit nicht erfolgende allgemeine Impfempfehlung der StiKo wird viele, wenn nicht sogar die Mehrheit der Eltern davon abhalten, dieses Impfangebot für ihre Kinder wahrzunehmen." Merkel und Spahn hatten allerdings klargestellt, dass eine Impfung nicht Voraussetzung für den Schulbesuch sei.
Trotz der geplanten Einbindung der Jüngeren in die Impfkampagne bekräftigte die Bundesregierung ihr Ziel, bis zum Ende des Sommers jedem Deutschen ein Impfangebot machen zu können. "Das halten wir weiter für realistisch", sagte Kanzleramtsminister Helge Braun im ARD-Morgenmagazin. "Mitte September wollen wir durch sein, dass alle geimpft sind." Nach Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom Freitag sind mittlerweile 41,7 Prozent der Deutschen einmal geimpft, den vollen Schutz mit zwei Impfungen haben 16,4 Prozent. Zugleich geht die Zahl der Neuinfektionen weiter zurück. Für Freitag meldete das RKI 7380 neue Fälle und damit 1389 weniger als eine Woche zuvor. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sank auf 39,8 von 41,0 am Donnerstag.
rtr