Die umstrittene Regelung schlug unmittelbar auf das Zahlenwerk von Deutsche Wohnen durch. Ende 2020 vermietete der DAX-Konzern in Berlin mehr als 114 000 Wohnungen. Damit war das Gesamtportfolio zu gut drei Vierteln in der Metropole angesiedelt. Der Deckel schmälerte den durchschnittlichen Mieterlös von Deutsche Wohnen in Berlin 2020 um annähernd sechs Prozent auf 6,53 Euro je Quadratmeter. Konzernweit sackte dieser Wert um 4,1 Prozent auf 6,70 Euro ab.
Dennoch drehte die Aktie von Deutsche Wohnen kurz nach der Zahlenvorlage nach oben. Mit dem Karlsruher Urteil hat der Immobilienwert die Drehzahl weiter erhöht. Aus gutem Grund: Zwar bietet das Unternehmen betroffenen Mietern Ratenzahlungen und Stundungen an. Grundsätzlich möchte Deutsche Wohnen die "gedeckelten" Beträge jedoch einfordern. Aus Anlegersicht sind zwei andere Aspekte bedeutender. Zum einen gewinnt der Konzern Rechtssicherheit zurück. Gleichzeitig gilt nun die zunächst an das Aus für den Mietendeckel geknüpfte Prognose. Michael Zahn stellt für 2021 ein operatives Ergebnis auf Vorjahresniveau in Aussicht.
Die Bagger rollen an
Für zukünftiges Wachstum sollen Neubauten sorgen. Deutsche Wohnen plant aktuell rund 18 000 Mietwohnungen, davon 5700 in Berlin. Der Vorstand möchte mit den insgesamt sieben Milliarden Euro schweren Projekten den Portfoliowert weiter erhöhen. Im vergangenen Jahr konnte Deutsche Wohnen den Net Asset Value (NAV) je Aktie prozentual zweistellig auf knapp 52 Euro steigern.
Trotz der jüngsten Kursgewinne notiert der Dividendentitel rund zwölf Prozent unter der zentralen Kennzahl des Immobiliensektors. Mit einem Turbo Call können Trader darauf setzen, dass der Abschlag weiter schrumpft. Das von Goldman Sachs emittierte Derivat partizipiert mit einem Hebel von aktuell 5,4 an steigenden Kursen. Natürlich kann sich der Beschleunigungsfaktor auch negativ bemerkbar machen. Zu den größten Risiken von Deutsche Wohnen zählt ein stärkerer Zinsanstieg - wobei hier die EZB weiter den "Deckel" draufhalten dürfte.