Sachwertbeteiligungen werden  wegen der stark steigenden Inflation attraktiver. Anleger können Beteiligungen an Alternativen Investmentfonds (AIFs) auch „gebraucht“ kaufen.  Fondsanalyst Uli Richter erklärt, was bei   Zweitmarktdeals zu beachten ist

Von Stefan Rullkötter


BÖRSE ONLINE: Wie entwickelt sich der Zweitmarkt vor dem Hintergrund von Corona-Pandemie und Ukraine-Krise?


Uli Richter: Dies Ereignisse sind nicht spurlos am Zweitmarkt vorbei gegangen, besonders bei Immobilienbeteiligungen. Das Bild ist hierbei allerdings stark differenziert.

Was bedeutet das konkret?


Anteile von Fondsgesellschaften mit Einzelhandelsimmobilien verzeichnen zumeist spürbare Kursabschläge, weil diese Nutzungsart nachvollziehbarerweise stärker unter coronabedingten Ladenschließungen, Zugangsbeschränkungen nach Wiedereröffnung, einem ausgedünnten Warensortiment und zuletzt einer gedämpften Kauflaune nach Kriegsbeginn zu leiden hatte.

Wie ist derzeit der Markt für Beteiligungen an Büro-Immobilien?


Zielfonds mit gut positionierten Büroimmobilien an hochwertigen Standorten mit langfristiger Vermietung konnten ihr Kursniveau dagegen in aller Regel stabil halten oder sogar ausbauen. Diese Entwicklung deckt sich auch mit dem Ausschüttungsverhalten der unterschiedlichen Zielfonds-Gattungen: Bürofonds konnten dank stabiler Mieteinnahmen ihre avisierten Ausschüttungen regelmäßig einhalten.

Der Einzelhandel hatte besonders unter den Folgen der Pandemie zu leiden. Spiegelt sich das auch in den Kursen für entsprechende Beteiligungen wider?


Einzelhandelsfonds haben ihre Barauszahlungen zu Beginn der Corona-Zeit zumeist ausgesetzt, um ihre Liquiditätslage abzusichern. Viele dieser Fonds haben zwischenzeitlich aber Ausschüttungen ganz oder teilweise nachgeholt und ihren regulären Ausschüttungspfad wieder aufgenommen.

Wird die Handelsaktivität am Zweitmarkt im laufenden Jahr steigen?


Der Umfang renditesuchenden Kapitals ist hierzulande unverändert sehr groß, sowohl bei privaten wie auch bei institutionellen Investoren. Gleichzeitig liegt das Bewertungsniveau am Zweitmarkt, gerade für hochwertige Immobilien, noch immer deutlich unter den Objektkaufpreisen am Erstmarkt. Ein Rückgang der Handelsaktivitäten am Zweitmarkt ist nach meiner Überzeugung daher nicht zu erwarten.

Gibt es derzeit Schnäppchen in dem Segment?


Der Zweitmarkt bietet auch unter den aktuell herausfordernden Rahmenbedingungen ausgezeichnete Kaufgelegenheiten für hochwertige Objekte aller gängigen Nutzungsarten.

Worauf sollten Interessenten besonders achten?


Entscheidend bleibt eine gezielte Einzelauswahl mit sorgfältiger Prüfung aller relevanten Wirtschaftlichkeitsparameter wie etwa der Standort- und Mieterqualität, der Vermietung und der Finanzierungskonditionen.

Haben Sie einen konkreten Investmentipp?


Insbesondere bei Einzelhandelsfonds mit langjährig erfolgreichen, nachweislich gut positionierten Einzelhandelsobjekten in zentraler Innenstadtlage können die Anleger derzeit von äußerst attraktiven Einstiegskursen profitieren. Auf diesem günstigen Kaufniveau besitzt der Investor realistische Aussichten auf attraktive, laufende Ausschüttungen einerseits und einen langfristigen Zuwachs bei der Vermögenssubstanz andererseits.

Zur Person: Uli Richter ist unabhängiger Fondsanalyst und berät Immobilien-Zweitmarktfonds beim Ankauf "gebrauchter" Beteiligungen.

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