Auszug aus EURO am Sonntag, 15.5.2005. Seite 58/59:

"Bin sehr bullish"

Er ist der beste Manager der Fußball-Bundesliga. Und er ist Börsianer. Uli Hoeneß unterhielt sich mit EURO am Sonntag über Aktien, die Chancen des FC Bayern am Kapitalmarkt, die neue Allianz Arena und seine Ideen, wie Fußball im Fernsehen vermarktet werden kann.

Ein sonniger Maitag in der Säbener Straße, dem Sitz des FC Bayern München im Münchner Süden. Uli Hoeneß trägt ein rosa Hemd, wie immer ohne Krawatte, und wirkt sehr aufgeräumt. Kein Wunder. Die Bayern haben vorzeitig ihre 19. Meisterschaft gewonnen, und die Eröffnung der Allianz Arena steht kurz bevor. Auch während des 90minütigen Interviews bleibt der 53jährige Manager des FC Bayern entspannt. Auch wenn häufig das Telefon klingelt. Mal ist es sein Broker (Handy in der linken Hosentasche), mal ist es geschäftlich (Handy rechte Hosentasche). Und dazwischen im Fünf-Minuten-Takt der Blick auf die Börsenkurse.

(...)

Euro: Wieviel Geld fließt denn nun dem FC Bayern von der Stadion GmbH zu?

Hoeneß: Inklusive Zins und Zinseszins sind es ungefähr 90 Millionen Euro.

Euro: Das Geld war ja bei der Stadion GmbH mit einer Verzinsung von 6,5 Prozent pro Jahr gut angelegt. Was machen Sie nun damit?

Hoeneß: Das wird jetzt eine meiner Aufgaben sein, am Kapitalmarkt nach Möglichkeiten zu suchen, das ordentlich anzulegen.

Euro: Das heißt, Sie wollen das Geld in Aktien anlegen?

Hoeneß: Die richtige Strategie müssen wir zunächst im Vorstand besprechen und uns dann, sofern wir uns einig sind, die Genehmigung vom Aufsichtsrat einholen. Ich kann mir aber vorstellen, daß wir 50 oder 60 Millionen in Anleihen investieren und den Rest in Aktien. Aber das ist bislang nur eine Idee von mir, die, wie gesagt, in den Gremien erst noch diskutiert werden muß.

Euro: Wer würde das Geld verwalten?

Hoeneß: Das würden wir selbst machen. Selbstverständlich würden wir uns dabei von den Experten unseres Partners HypoVereinsbank beraten lassen. Bislang haben wir in diesem Bereich ja auch ganz gut gearbeitet. Der FC Bayern hat einmal eine Million Aktien der Deutschen Telekom gekauft, damals für zehn Euro, heute stehen sie bei 15 Euro. Jetzt haben wir noch eine ordentliche Dividende kassiert.

Euro: Wie lange wird der FC Bayern die T-Aktien halten?

Hoeneß: Mindestens bis das Papier bei 25 Euro steht. Und ich sehne den Tag herbei, an dem sich Herr Eichel von der Beteiligung der Bundesregierung endgültig trennt. Dann kann die Party losgehen.

Euro: Sie sind ja bekannt als aktiver Börsianer. Wie läuft es denn gerade?

Hoeneß: Eigentlich sehr gut. Ich bin bei einem Euro/Dollar-Kurs von 0,90 Cent eingestiegen und habe damit viel Geld verdient. Jetzt bin ich short, weil ich glaube, daß der Euro wieder auf 1,15 bis 1,20 Dollar fallen wird, statt auf 1,40, wie ihn viele vor Jahresfrist gesehen haben.

Euro: Und wie sehen Sie aktuell den Aktienmarkt?

Hoeneß: Sehr positiv, ich bin sehr bullish für die Börsen. All die Schlaumeier, die jetzt auf ihren Rentenpapieren sitzen, die nicht weiterlaufen, werden irgendwann ihren Spaß verlieren und wieder in Aktien investieren. Im Jahr 2001 hatte jeder Aktien. Jetzt hat kaum noch einer Aktien, obwohl die meisten Firmen heute super dastehen, viel weniger Schulden haben und gute Gewinne machen.

(...)

Euro: (...) Viel Erfolg. Auch an der Börse.

Hoeneß: Herzlichen Dank. Ach, ich sehe gerade, der Euro ist während unseres Gesprächs um fast einen Cent gefallen. Das scheint ja in die richtige Richtung zu gehen.

Interview: Joachim Spiering und Ralf Rockenmaier

Anmerkung der Redaktion: Für 2005 deklarierte Hoeneß 78,4 Millionen Euro Gewinn. Die T-Aktie stieg im August 2005 bis auf 16,73 Euro. In den Jahren danach fiel sie in der Spitze um mehr als 50 Prozent.