Die meisten Anleger, nämlich 26,5 Prozent, achten beim Zertifikatekauf vor allem auf gute Handelbarkeit. Das ergab eine aktuelle Umfrage des Deutschen Derivate Verbands (DDV). An dieser Onlinebefragung, die zusammen mit einigen Finanzportalen erstellt wurde, beteiligten sich 1.181 gut informierte Anleger, die als Selbstentscheider ohne Berater agieren.
Am zweithäufigsten (24,3 Prozent) nannten die Anleger die Kreditwürdigkeit des Emittenten als Kauffaktor. Für 19,8 Prozent sind vergangene gute Erfahrungen mit dem Emittenten bei der Wahl des Anbieters ausschlaggebend. Für 19,3 Prozent kommt es auf einen engen Spread, die Geld-Brief-Spanne, an, wenn sie sich für einen Emittenten entscheiden. Nur zehn Prozent der Umfrageteilnehmer halten dagegen Info- und Serviceangebote für wichtig.
"Die Ergebnisse zeigen die Umsicht der Anleger. Insbesondere in Zeiten sehr volatiler Märkte kann es vorkommen, dass sich die Ausführungsqualität einzelner Emittenten von anderen unterscheidet. Sicher haben da viele Investoren in den zurückliegenden Monaten, als wir große Schwankungen hatten, einiges dazugelernt", kommentiert DDV-Geschäftsführer Lars Brandau die Ergebnisse.
Eigenartig findet er, dass die Finanzhäuser immer mehr am Service arbeiten, obwohl dieser bei den Anlegern offenbar geringe Priorität genießt. Matthias Hüppe, Derivateexperte bei HSBC Deutschland, sieht das anders. Für ihn ist eine gute Handelsqualität Teil des Services. "Die Kunden melden sich ja nur, wenn beim Traden was schiefläuft. Dann muss der Service aber funktionieren", so der Experte. Gute Information sei dann noch das Sahnehäubchen.
Erstaunlich ist, dass das Thema Bonität der zweitwichtigste Auswahlfaktor ist, obwohl die Finanzkrise schon lange vorbei ist, und es in der Pandemie zu keinen finanziellen Schieflagen bei Banken kam wie 2008 bei Lehman Brothers. Der DDV stellt Anlegern auf seiner Website www.derivateverband.de unter der Rubrik "Transparenz" tagesaktuelle Informationen zur Bonität der Emittenten zur Verfügung.
Genutzt werden dazu Credit Default Swaps (CDS). Die angegebenen Basispunkte stellen die Versicherungsprämie dar, die ein Emittent zu entrichten hat, um sich gegen einen Ausfall der Schuldverschreibungen seines Unternehmens abzusichern. Diese Prämien können Aufschluss über die Bonität einer Firma geben. Es gilt: Ein geringer CDS - also eine geringe Risikoprämie - spricht für eine hohe Bonität und umgekehrt.
Um die Bonität einzuschätzen, ist es aber noch besser, wenn zusätzlich zum CDS Beurteilungen von Ratingagenturen wie Moody’s und Standard & Poor’s hinzugezogen werden. Eine Übersicht findet sich unter www.derivate.bnpparibas.com/service/ueber-uns/bonitaet-und-cds.