Die Aktien von russischen Energieversorgern waren zum Wochenbeginn abgerutscht. Die Papiere deutscher Versorger wurden dadurch unterstützt. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) hatte bekannt gegeben, dass er angesichts der sich zuspitzenden Eskalation im Konflikt um den Ukraine-Krieg zwischen den westlichen Staaten und Russland längere Laufzeiten von Kohle- und Atomkraftwerken in Deutschland nicht ausschließe. Die drei deutschen Energiekonzerne E.ON, RWE und EnBW hatten den Vorschlag am Samstag aber bereits zurückgewiesen.

Als Alternative zu russischem Gas sieht Habeck die Einfuhr von Flüssiggas (LNG) oder die Nutzung von Kohlekraftwerken. Langfristig gehe an alternativen, erneuerbaren Energien aber kein Weg vorbei. Die Aktie von RWE hatte in diesem Zug zeitweise den höchsten Kurs seit fast elf Jahren erreicht.

Das machen die Aktien von Uniper und RWE


Am Donnerstag ging es für RWE aber wieder abwärts. So notierte das Papier zuletzt über fünf Prozent im Minus. Noch schwerer traf es den Düsseldorfer Energieversorger Uniper. Der Aktienkurs brach bis zum Donnerstagnachmittag um knapp 13 Prozent ein. Die hohen Verluste dürften auf den Krieg in der Ukraine zurückzuführen sein.

Für Uniper ist eine gute Beziehung mit Russland wichtig, da das Land einer der wichtigsten Märkte für den Energiekonzern ist. So erzeugt und vertreibt der Konzern Strom in Russland und importiert von dort Erdgas nach Europa. Zudem ist das Energieunternehmen ist ein wichtiger Investor des Nord-Stream-2-Projekts. Das ist eine Pipeline, die Gas von Russland nach Deutschland transportieren soll. In Folge der zugespitzten Lage in der Ost-Ukraine hat die deutsche Bundesregierung die Zertifizierung der Pipeline jedoch ausgesetzt. Sie wird vorerst nicht in Betrieb genommen. Wie die Wirtschaftszeitung "Handelsblatt" jüngst berichtet hat, habe Uniper 950 Millionen Euro investiert. Dabei sei unklar, was aus dem Geld im Falle einer nicht Inbetriebnahme werde. Im Zuge dessen ist die Uniper-Aktie in den vergangenen Wochen unter Druck geraten.

Wie die Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag mitteilte, halte Uniper an seinem Engagement in Russland fest. Das gehe aus einer Studie der Investmentbank JPMorgan hervor. Von der gesamten Gaskapazität von 370 Terawattstunden stammten 200 Terawattstunden aus Russland. Die russische Unipro, an der Uniper mit 83,7 Prozent beteiligt sei, werde wohl weiter liefern können, prognostizierte Analyst Javier Garrido.

Einschätzung zu den Aktien von Uniper und RWE


Uniper profitierte im vergangenen Jahr vom guten Ergebnis des Globalen Handels-Segments. Vor allem das internationale Portfolio habe von ungewöhnlichen Wetterbedingungen in Nordamerika und dem Asiengeschäft profitiert, erklärte Uniper. Zudem seien die Außenumsätze im Gasgeschäft in Folge deutlich höherer Preise gestiegen.

Die Dividende soll jedoch nur bei sieben Cent je Aktie liegen. Im Vorjahr hat die Ausschüttung noch 1,37 Euro betragen. Der Vorschlag spiegele einen stärkeren Fokus auf Liquidität und Investitionsfähigkeit wider, so Uniper.

Zudem werde das Ebit, also das Ergebnis vor Zinsen und Steuern, nach Unternehmensangaben im laufenden Jahr nicht sonderlich ansteigen. So soll das Ebit 2022 in einer Spanne von einer bis 1,3 Milliarden Euro liegen. Das Jahr 2022 bleibe mit einem erhöhten Maß an Unsicherheit behaftet. Die hohen Energiepreise dürften Uniper zwar weiterhin in die Karten spielen, aber es besteht ein Ausfallrisiko von Nord Stream 2. Zudem ist für Uniper ein gutes Verhältnis zu Russland wichtig, was durch den Ukraine-Krieg belastet werden könnte. Aus diesem Grund sind wir zurückhaltend und empfehlen, die Aktie zu beobachten.

Für das Papier von RWE sind wir positiv gestimmt. Die Aktie könnte von einem weiteren Ausverkauf russischer Werte profitieren.

lb/iw/dpa