Dan Ives sieht im Iran-Angriff einen Wendepunkt. Tech-Aktien könnten seiner Meinung nach Auftrieb erhalten, weil geopolitische Unsicherheiten verschwunden seien.

Der Schock war zunächst groß: Die USA haben am Wochenende mit der sogenannten "Operation Midnight Hammer" drei iranische Nuklearanlagen – Fordo, Natanz und Isfahan – massiv angegriffen. 



Angesichts einer kriegerischen Auseinandersetzung mit möglicherweise größeren geopolitischen Implikationen fällt die Marktreaktion zu Wochenbeginn nahezu moderat aus. Die Wall Street eröffnete kaum verändert, während der Dax kaum ein halbes Prozent verlor. Außer vieler Schlagzeilen nichts gewesen?

Lesen Sie dazu auch: "Crash-Gefahr? Was der US-Angriff auf den Iran für die Aktienmärkte bedeutet"

„Kein Beginn eines Krieges, sondern das Ende eines Unsicherheitsfaktors“



Der renommierte Wedbush-Analyst Dan Ives geht sogar noch einen Schritt weiter. Seine Lesart der Ereignisse ist klar und in ihrer Deutlichkeit sogar kontraintuitiv. „Die Märkte werten den Angriff der USA als Entlastung, weil das nukleare Bedrohungsszenario nun vom Tisch ist“, schrieb Ives am Sonntag in einem Kommentar auf X (vormals Twitter).

Ives spricht von einem geopolitischen „Overhang“, der nun verschwunden sei – besonders mit Blick auf Technologie- und Wachstumswerte. „Das war kein Beginn eines Krieges, sondern das Ende eines Unsicherheitsfaktors“, resümiert der prominente Fondsmanager, der jüngst selbst ein ETF auf den Markt gebracht hat.

Rückenwind für Nvidia & Co?

Ives ist überzeugt: Der Luftschlag markiert keine Eskalationsstufe mit nachhaltiger Systemwirkung, sondern vielmehr einen Wendepunkt. Der nukleare Druck, den ein schleichender Ausbau iranischer Kapazitäten in den vergangenen Jahren aufgebaut hatte, sei nun genommen. Dies führe dazu, dass institutionelle Investoren geopolitisches Risiko neu bewerteten – nicht mit mehr Vorsicht, sondern mit einem Schuss Zuversicht. Sein Tenor: "Iran is now in the rear-view mirror" – die Iran-Problematik sei abgehakt. 

Es ist eine Sichtweise, die unter Anlegern Gehör findet, auch wenn sie nicht unumstritten ist. Die Tatsache, dass sich weder Öl noch Gold längerfristig nach oben absetzen konnten, legt nahe, dass auch andere Marktteilnehmer das Risiko begrenzter sehen als noch zu Beginn des Jahres. Der Angriff erfolgte zudem zu einem Zeitpunkt, da Märkte ohnehin wieder verstärkt auf Wachstumsnarrative setzen: Die Inflationszahlen in den USA haben sich zuletzt abgeschwächt, die Fed signalisiert vorsichtige Zinssenkungen bis Jahresende – ein Umfeld, in dem Technologiewerte traditionell profitieren.

Noch keine Entwarnung – aber möglicherweise ein neuer Fokus

Für Ives sind die großen US-Tech-Konzerne – von Microsoft bis zu den KI-getriebenen Wachstumsschwergewichten wie Nvidia – ohnehin „in einer Goldilocks-Phase“, wie er es formuliert: nicht zu heiß, nicht zu kalt, sondern optimal für einen weiteren Kursanstieg. Die geopolitische Entspannung sei dabei ein zusätzlicher Katalysator. Im Falle von einer Gegenreaktion des Iran dürften Cybersecurity-Aktien gefragt sein, betonte Ives zudem im Gespräch mit CNBC. 

Doch das Szenario birgt natürlich Risiken. Noch ist nicht klar, wie der Iran auf die gezielten Schläge reagieren wird. Auch bleibt die Frage offen, ob die strategisch so wichtige Straße von Hormus – durch die etwa ein Fünftel des weltweiten Ölangebots transportiert wird – langfristig offen bleibt. Ein stärkeres Eingreifen Irans oder seiner Stellvertreterorganisationen im Jemen oder Libanon könnte die Lage rasch verändern – und damit auch die Märkte.

Infront Nasdaq 100 (WKN: A0AE1X)