Ende dieses Monats wäre eigentlich die Frist abgelaufen, die der Gesetzgeber bei der zu Jahresbeginn in Kraft getretenen Kassensicherungsverordnung gesetzt hatte. Der neuen Regelung zufolge hätten alte Tante-Emma-Kassen ohne eine neue technische Sicherheitseinrichtung nur noch bis Ende September betrieben werden dürfen. Deutlich mehr Kontrolle versprechen sich die Finanzbehörden von der Pflicht zur Nutzung der modernen Kassen, deren Produktbeschreibungen sich mittlerweile wie jene von Hightechgeräten lesen. So bringt Vectron Systems mit der POS 7 in diesem Monat ein modulares High-End-Kassensystem mit intuitiv be­dienbarem Layout, Swipe-Funktion und 15,6-Zoll-Full-HD-Display auf den Markt, das netzwerkfähig ist und um Mobilgeräte für die Tischbedienung ergänzt werden kann.

Mit der Markteinführung richtet man sich in erster Linie an Gastronomiebetriebe, die in diesem Frühjahr von der Corona-Pandemie besonders hart getroffen wurden. Nachdem viele Gastronomen vor dem Hintergrund weggebrochener Umsätze ihre Bestellungen hinausgezögert hatten, verlängerte der Fiskus in vielen Bundesländern auf Druck zahlreicher Branchenverbände die Fristen zur Umsetzung der neuen Vorgaben nochmals. Davon zeugen die Halbjahreszahlen von Vectron, in denen vom ursprünglich erwarteten Wachstumsschub mit einem Umsatzplus von fünf Prozent auf 12,6 Millionen Euro noch nichts zu sehen war. Investitionen in das Digitalgeschäft in Höhe von 1,7 Millionen Euro sorgten beim operativen Ergebnis sogar für ein Minus von 1,3 Millionen Euro.

Nachfrageschub steht bevor


An der zugrunde liegenden Story änderte sich durch die Covid-19-bedingte Verzögerung aber nichts. Spätestens zum 1. April 2021 müssen die Betriebe in allen Bundesländern die neuen Sicherheitsanforderungen der Finanzämter erfüllen und bei Bedarf bis Ende dieses Monats die verbindliche Bestellung der neuen Kassensysteme nachweisen. Die neuen Rahmenbedingungen dürften das Geschäft im zweiten Halbjahr deutlich ankurbeln. In den mit dem Halbjahresbericht überarbeiteten Planzahlen geht das Management von einem Gesamtjahresumsatz von 25 Millionen bis 29 Millionen Euro aus. Mit dem endgültigen Inkrafttreten der neuen Verordnung rechnet Vectron Systems im nächsten Jahr daher mit einem Umsatzsprung auf rund 50 Millionen Euro bei einer Ebitda-Marge von 20 Prozent.

Mittelfristig soll es aber nicht bei diesem Einmaleffekt bleiben. Mit den erforder­lichen digitalen Software- und Cloud-­Lösungen für die modernen Kassensysteme befindet sich Vectron mitten in der Transformation von einem reinen Verkäufer von Registrierkassen zu einem Anbieter von digitalen Dienstleistungspaketen mit monatlich wiederkehrenden Umsätzen und deutlich größerem Wachstumspotenzial. Schon in wenigen Jahren soll das Digitalgeschäft die Umsätze des traditionellen Kassengeschäfts übertreffen. Werden in den kommenden Monaten die erwarteten guten Nachrichten veröffentlicht, dürfte der Aktienkurs davon kräftig profitieren. Aufgeschoben ist eben nicht aufgehoben.