Hinter diesem Bullenmarkt stehen die beiden Strippenzieher Shinzo Abe und Haruhiko Kuroda. Hand in Hand versuchen der Premierminister und der Notenbankchef mit ihrer extrem lockeren Wirtschafts- und Geldpolitik, das Land aus der Abwärtsspirale aus fallenden Preisen und abnehmendem Wachstum zu hieven. Mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,5 Prozent 2013 und 1,4 Prozent 2014 zeigt die Konjunktur bereits erste Lebenszeichen. Eine Mehrwertsteuererhöhung im vergangenen Jahr verhinderte eine noch größere Expansion.
Gegenwart: Aktuell darf das Duo Abe und Kuroda einen erneuten Teilerfolg für sich verbuchen. Das BIP ist zum Jahresbeginn mit 3,9 Prozent deutlich stärker gestiegen als erwartet. Allerdings ist deshalb noch nicht alles in trockenen Tüchern. Während die Exporte weiter zulegen - im Mai zeigte sich mit 2,4 Prozent der neunte Zuwachs in Folge -, bereitet der schleppende Konsum Sorgen.
Dies spiegelt sich auch in der Verbraucherstimmung wider: Der Konsumklimaindex sank im Mai von 41,5 auf 41,4 Punkte. "Was wir jetzt brauchen, sind Überzeugung, Zuversicht und eine positive Einstellung", kommentiert Kuroda die aktuelle Entwicklung.
Dass sich Japan aber weiterhin auf dünnem Eis bewegt, zeigt der anhaltend expansive geldpolitische Kurs der Notenbank. Das Programm zum Kauf von Wertpapieren ließ Kuroda auf der jüngsten Sitzung mit einem Volumen von 80 Billionen Yen (rund 570 Milliarden Euro) pro Jahr unverändert.
Zukunft: Es wartet noch viel Arbeit auf die "Abenomics"-Architekten, um den Pazifikstaat endgültig aus seinem jahrzehntelangen Dilemma zu befreien. Laut einem neuen Strategiepapier soll im Frühjahr 2017 die zuletzt verschobene zweite Stufe der Mehrwertsteuererhöhung zünden. Bis dahin muss die Wirtschaft, und dabei insbesondere der Konsum, auf einem deutlich stärkeren Fundament stehen. Nach Ansicht von Japan-Experte Alex Treves von
Fidelity wirkt sich aber vor allem die niedrige Arbeitslosenquote positiv auf die Haushaltseinkommen aus. "Sie sind für die Reformpolitik von entscheidender Bedeutung", erklärt er. Die höheren Einkommen sollten das Verbrauchervertrauen verbessern und Japan von der deflationären in eine inflationäre Stimmung führen. "Steigende Konsumausgaben stützen die Profitabilität der Unternehmen und bereiten damit den Boden für Investitionen, die Japans Wirtschaft wieder auf einen dauerhaften Wachstumspfad führen", ist Treves zuversichtlich.
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Gewinnbringend investieren in Fernost
Anleger können die Chancen in Japan vielseitig aufgreifen. Wer auf den breiten Markt setzen möchte, kann dies einfach und kostengünstig mit einem Indexzertifikat (WKN: DZT 7EM) der DZ Bank auf den Nikkei 225 (siehe BÖRSE ONLINE 25/15) umsetzen. Für Aktienjäger haben wir dagegen vier Top-Titel herausgefiltert.
Weitere Kurszuwächse trauen wir insbesondere den Export-Titeln wie Toyota Motor zu. Zwar zeigen sich beim größten Autokonzern der Welt aktuell Bremsspuren, millionenfache Rückrufe wegen fehlerhafter Airbags haben Investoren verschreckt, doch ist die langfristige Wachstumsstory intakt. Toyota hat kürzlich angekündigt, nach längerer Pause wieder in neue Werke zu investieren. Zudem gibt es nach der Ankündigung einer intensiven Zusammenarbeit mit Mazda Gerüchte, Toyota könnte seinen Partner übernehmen. Auch in Sachen Profitabilität liegt der Autobauer im Vergleich zu Wettbewerbern klar vorn. Unter anderem begünstigt durch den schwachen Yen steht die operative Rendite bei satten 9,2 Prozent.
Panasonic erzielt ebenfalls mehr als die Hälfte seiner Erlöse außerhalb Japans. Das Unternehmen, das von der Unterhaltungselektronik über Autobatterien bis hin zur Photovoltaik über eine breit gefächerte Produktpalette verfügt, befindet sich auf einem dynamischen Wachstumskurs. Dieser soll bis 2019 anhalten. Beim Umsatz wird ein Anstieg von 30 Prozent erwartet. Der Gewinn soll überproportional zulegen. Allein für das laufende Jahr geht Panasonic von einem Ergebnisanstieg von knapp einem Viertel aus.
Völlig neue Töne sind aus dem Hause Nintendo zu hören. Der Spielekonsolespezialist sorgte mit einem angekündigten Strategiewechsel für positive Schlagzeilen. Nintendos Spielhelden Mario, Luigi & Co werden schon bald auf allen Smartphones ihre Abenteuer bestehen. An der Börse wurde dies mit Aufschlägen von mehr als 50 Prozent seit Jahresbeginn gefeiert.
Auf eine sich verbessernde Verbraucherstimmung können Anleger mit Fast Retailing setzen. Dabei handelt es sich um den größten Bekleidungshersteller in Asien, der unter anderem über seine bekannteste Kette Uniqlo Mode für alle anbietet. Und das mit zunehmendem Erfolg: Im ersten Halbjahr 2014/15 legten die Erlöse um
24 Prozent, die Gewinne gar um 48 Prozent zu.
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