"Wir kennen diese Personalie nicht und sie steht auch nicht auf der Agenda des Aufsichtsratspräsidiums." Der Insider verwies darauf, dass Volkswagen mit der ehemaligen Verfassungsrichterin Christine Hohmann-Dennhardt bereits jemanden für diese Aufgabe habe.

Eine Ernennung von Freeh sollte einem VW-Insider zufolge am Dienstagnachmittag Thema im Aufsichtsratspräsidium und im anschließend tagenden Sonderausschuss zur Diesel-Affäre sein. Laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" soll der Ex-Chef der Bundespolizei seine Kontakte in den USA nutzen, wo VW wegen der Manipulation von Abgaswerten mit Schadensersatzforderungen und Strafen rechnen muss. VW äußerte sich nicht.

Hohmann-Dennhardt war zu Jahresanfang von Daimler als Vorstand für Integrität und Recht zu VW gewechselt. Die Initiative für Freeh als VW-Sonderbeauftragten für die USA soll einem Insider zufolge von ihr ausgegangen sein. Freeh hatte Daimler vor Jahren bei Rechtsproblemen in den USA beraten und dabei eng mit Hohmann-Dennhardt zusammengearbeitet.

Das Präsidium um VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch und Betriebsratschef Bernd Osterloh soll über den Stand der Aufklärung in der Abgasaffäre beraten. Dabei soll Konzernchef Matthias Müller den Kontrolleuren auch Rede und Antwort über seine missglückte USA-Reise stehen. Er hatte vergangene Woche bei der Detroiter Autoshow wie auch in Gesprächen mit der US-Umweltbehörde EPA versucht, das durch den Abgasskandal ramponierte Image des Wolfsburger Autobauers wieder aufzupolieren. Dies misslang wegen unglücklicher Äußerungen in einem Radiointerview, als Müller die Affäre als "technisches Problem" bezeichnet hatte. Der Volkswagen-Chef hatte dem Radiosender NPR gesagt, VW habe die Behörden nicht angelogen, sondern nur deren Fragen zunächst nicht verstanden. Nach Einschätzung von Analysten dürfte dies die Chancen auf eine gütliche Einigung mit den Behörden erschwert haben.

Einem Konzernkenner zufolge erhält Müller weiter Rückendeckung von den Eigentümerfamilien Porsche und Piech. Die Person mit Kenntnis der Beratungen sagte, das Kontrollgremium verzeihe Müller anfängliche Schnitzer. Der 62-Jährige verkörpere die vom Aufsichtsrat gewünschte neue Kultur. Der damalige Porsche-Chef Müller war nach dem Rücktritt von Martin Winterkorn im Zuge der Abgasaffäre im September an die Konzernspitze geholt worden. Er soll die Aufklärung des Skandals vorantreiben und VW für das nächste Jahrzehnt umbauen. In den USA gibt es bereits rund 650 Sammelklagen gegen die Wolfsburger und auch in Europa wächst die Zahl der Autobesitzer und Aktionäre, die vor Gericht ziehen wollen.

Reuters