Eine Wertpapierorder mit dem gewünschten Preislimit aufzugeben ist eine Sache. Genau zu wissen, wann sie ausgeführt wird, eine ganz andere. Denn das hängt von der Kurs-entwicklung des jeweiligen Papiers ab - wird das gewählte Limit nicht erreicht, bleibt der Auftrag des Anlegers bis zum Ende der Gültigkeit im Orderbuch des Handelsplatzes stehen.

Selbstbestimmte Anleger, die lieber unmittelbar anhand der aktuellen Marktsituation ihre Order einstellen und danach direkte Kontrolle über deren Ausführung haben möchten, können eine Handelsvariante an der Börse Stuttgart nutzen: Der börsliche Soforthandel ist sowohl bei verbrieften Derivaten als auch bei Aktien, Exchange Traded Products (ETPs) und aktiv gemanagten Fonds möglich. Derzeit steht der Soforthandel Kunden der Onlinebroker Flatex und Vitrade zur Verfügung und wird sukzessive bei weiteren führenden Onlinebanken ausgebaut.

Durch den Ablauf des Soforthandels haben Anleger die Entscheidungshoheit darüber, wann und zu welchem Preis ihre Order ausgeführt wird. Ausgangspunkt ist die Ordermaske des jeweiligen Onlinebrokers im Internetbrowser. Hier gibt der Anleger seine Auftragsdaten zu Wertpapier, Stückzahl sowie Kauf oder Verkauf ein und wählt den Börsenplatz Stuttgart aus. Mit einem weiteren Klick fragt er nun einen Preis bei der Börse Stuttgart an und erhält in Sekundenschnelle eine aktuelle Preisindika-tion. Damit weiß der Anleger, welches Preisniveau der aktuellen Marktlage entspricht. Er kann auf dieser Basis innerhalb einer festgelegten Zeitspanne eine Order aufgeben oder aber eine neue Preisanfrage starten.

Bei vollständiger Ausführbarkeit wird die eingestellte Order mindestens zur angezeigten Preisindikation ausgeführt - oder sogar besser: Wenn sich der Markt in der Zwischenzeit zugunsten des Anlegers entwickelt, wird dies bei der folgenden Preis-ermittlung berücksichtigt. Die Chancen auf diesen Vorteil stehen nicht schlecht: Seit der Einführung der Handelsvariante im August 2016 war der Ausführungspreis an der Börse Stuttgart bei jeder siebten Soforthandel-Order besser als die angefragte Preisindikation.

Sollte eine Order nicht vollständig ausführbar sein, so wird sie automatisch gelöscht. Ob Ausführung oder Löschung, der Anleger erhält jeweils eine unmittelbare Benachrichtigung. Dies erhöht die Handlungsfähigkeit, um rasch auf das Marktgeschehen zu reagieren: Im Soforthandel hat der Anleger schnell Gewissheit über den Status seiner Order. Damit weiß er beispielsweise auch, wie viel Geld auf seinem Wertpapierkonto gerade für weitere Transaktionen zur Verfügung steht. Diesen Aspekt wissen insbesondere kurzfristig orientierte Anleger und Trader zu schätzen, die intensiv handeln.

Wer zu einem bestimmten Zeitpunkt direkt am Markt agieren will, wünscht sich natürlich keine Löschung seiner Order - einmal abgesehen von der unmittelbaren Gewissheit darüber. Deshalb sind an der Börse Stuttgart Handelsexperten in den Soforthandel eingebunden. Sie können bei Bedarf zusätzliche Liquidität bereitstellen, um eine Vollausführung möglich zu machen. Das reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass eine eingestellte Order gelöscht wird.

Dabei können Privatanleger sicher sein, dass ihre Rechte gewahrt bleiben: Das Regelwerk der Börse und die Handelsüberwachungsstelle als unabhängige Instanz sorgen auch im Soforthandel für Transparenz und Neutralität. Der börsliche Soforthandel richtet sich an Selbstentscheider, die volle Kontrolle über ihre Orders haben möchten und die Vorzüge eines unmittelbaren Geschäftsabschlusses schätzen. Dabei sprechen auch Schnelligkeit, Flexibilität und Preisqualität für diese Handelsvariante.

Ralph Danielski



Danielski verfügt über langjährige Erfahrung im Wertpapiergeschäft. Zu den beruflichen Stationen gehören unter anderem die Leitung des Asset Managements der Union Bank of Switzerland in Luxemburg und des Investment Managements der Luxemburger Zentralbank. Zuletzt verantwortete er die Produktentwicklung der Fixed-Income- und Kreditderivate der Deutsche Börse Gruppe - Eurex.