Aktiv versus passiv: Beide Anlageformen haben ihre Vor- und Nachteile. In sehr reifen Märkten wie den USA haben über die meisten Zeiträume passive Investments oft die Nase vorn. Laut einer Studie von S&P Dow Jones Indizes haben es knapp 99 Prozent aller US-Fonds über zehn Jahre nicht geschafft, den S&P 500 zu schlagen. In anderen Märkten sind die Chancen jedoch höher. Prashant Khemka, Manager des GS Growth & Emerging Markets Broad Equity Portfolios und Chief Investment Officer für Emerging-Markets-Aktien bei Goldman Sachs Asset Management, bricht eine Lanze für aktives Management in Schwellenländern. Er sieht hier aktive Manager klar im Vorteil, da die Indizes zu einem großen Teil aus schlecht geführten Staatsunternehmen bestünden. "Sie haben einen Anteil von 28 Prozent am MSCI Emerging Markets", weiß er. In China, dem größten Land im Index, entfielen sogar rund zwei Drittel der Indextitel auf Staatsunternehmen. "Diese Betriebe fungieren faktisch als verlängerter Arm des Staates und dienen häufig eher Regierungs- oder öffentlichen Inter-essen als denen von Minderheitsaktionären", sagt Khemka. Welchen Nachteil dieser Staatseinfluss auf die Entwicklung der Aktien hat, haben er und seine Kollegen analysiert. "Unseren Analysen zufolge haben sich die Staatstitel in den letzten fünf Jahren gegenüber den Aktien privatwirtschaftlicher Unternehmen um insgesamt 40 Prozent schlechter entwickelt." Als weiteren Nachteil der Indizes hat Khemka die hohe Gewichtung von Energie- und Rohstoffunternehmen ausgemacht. Sie machen fast 15 Prozent aus. Die meisten davon befinden sich laut Khemka in Staatsbesitz oder stehen unter staatlichem Einfluss. "Wenn die Rohstoffpreise steigen, werden höhere Umsätze von diesen Unternehmen traditionell in Bereiche geleitet, die dem Staat, aber nicht unbedingt den Aktionären förderlich sind." Ähnlich negativ sieht er daher auch den hoch gewichteten Bankensektor (17 Prozent). "In ganz Asien ist die Mehrheit der börsennotierten Geldinstitute staatlich geführt. In China sind es praktisch alle. Seit Jahren leiten chinesische Banken Kredite in strategisch wichtige Branchen, um entsprechend ihrer Zielvorgabe die wirtschaftliche Stabilität - und nicht die Rentabilität - zu fördern", sagt Khemka.
Er setzt in seinem Fonds daher lieber stark auf Börsenbetreiber, E-Commerce und Konsumtitel. "Unser Portfolio ist zur Hälfte in Titel investiert, die nicht im Index enthalten sind", sagt Khemka. Vom E-Commerce einmal abgesehen sieht er Verbraucherbranchen generell als die attraktivste Gelegenheit, die Schwellenländer zu bieten haben. "Immerhin dürften in den nächsten zehn Jahren rund 1,5 Milliarden Menschen den Sprung aus der Armut in die Mittelschicht schaffen. Der private Konsum wird dabei in allen Bereichen kräftig steigen, angefangen bei solch banalen Dingen wie Gebäck bis hin zu Waschmaschinen und Medikamenten."
Khemka hat recht. Sein Fonds und auch andere, die Staatsunternehmen beiseite lassen, zeigen eine deutlich bessere Performance als die Indizes.