Bei ihrer 83 Seiten umfassenden Analyse stellen die Experten bei dem britischen Finanzinstitut die These auf, dass eine Deckung von 15 Prozent des weltweiten Wasserstoffbedarfs durch grünen Wasserstoff bis 2030 eine 150-fache Vergrößerung des jährlichen Elektrolyseur-Marktes - der Schlüsselausrüstung im Produktionsprozess - erfordern wird.
Wenn sich die Industrie vergrößert, haben die Kosten das Potenzial, sich bis 2025 zu halbieren, so dass grüner Wasserstoff mit grauem" Wasserstoff, der vorherrschenden, aber sehr umweltschädlichen Alternative, kostenmäßig konkurrenzfähig wird, so das Urteil.
Obwohl die Elektrolyse-Technologie nicht neu sei, befinde sie sich als Industrie noch im Anfangsstadium, und die Projekte seien derzeit auf staatliche Unterstützung angewiesen, um voranzukommen.
Vor diesem Hintergrund hat Barclays die Berichterstattung über die europäischen Elektrolyseure - ITM Power, McPhy und Nel - aufgenommen. Die Anlagethesen zu diesem Trio stützen sich den Angaben zufolge darauf, was nach Meinung der Analysten aus jedem Unternehmen in 10 Jahren werden kann, und nicht darauf, wo die Aktien heute stehen. Dabei lieferten die Ambitionen der Regierungen und der Unternehmen die Umrisse der potenziellen Größe des Marktes bis 2030 und darüber hinaus.
Die Szenario-Analyse habe eine Reihe möglicher Ergebnisse geliefert, die jedoch letztlich alle auf eine mehrjährige Wachstumsbranche hindeuteten, was heute an der Börse teilweise noch nicht ausreichend gewürdigt werde.
Wir liefern nachfolgend noch etwas mehr Informationen dazu, was für ein Wachstumsszenario Barclays für den Markt der Elektrolyseur-Hersteller konkret vorhersagt. Außerdem erläutern wir die Argumente hinter der jeweiligen Übergewichtung-Einstufung zugunsten der Aktien von Nel ASA und ITM Power sowie für das Gleichgewichten-Votum zu McPhy Energy.
Ein 15-Milliarden-Euro-Markt bis 2030
Das britische Finanzinstitut schätzt den gesamten adressierbaren Markt für die Hersteller von Elektrolyseuren bis 2030 auf 15 Milliarden Euro pro Jahr, mit dem Vorbehalt, dass die Marktgröße vom Wachstum der Wasserstoffnachfrage, der Regierungspolitik und dem Tempo der Kostensenkung in der gesamten Wertschöpfungskette für grünen Wasserstoff abhängt. Außerdem führe der ungewisse Zeitrahmen sowie die große Anzahl von Akteuren, die sich an der Branche beteiligen wollen, zu einer gewissen Unsicherheit bei allen Prognosen.
Die Auftragsvergaben dürften für die Hersteller von Elektrolyseuren fürs Erste die wichtigsten kurzfristigen Katalysatoren sein. Denn die Auftragsvergabe führt zu einem Anstieg des Auftragsbestands, den die Analyten als die wichtigste Kennzahl in den Finanzberichten der einzelnen Unternehmen sehen. Die Auftragsbestände seien im letzten Berichtszyklus um 90-190 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, und man geht davon aus, dass sich diese Entwicklung im Jahr 2021 noch beschleunigen wird, da mehr und größere grüne Wasserstoffprojekte zur Entwicklung freigegeben würden. Die Entwicklung des Auftragsbestands beeinflusse die hauseigenen Erwartungen für die mittelfristigen Umsätze stark und sollte einen Hinweis darauf geben, ob bestimmte Unternehmen dazu in der Lage sind, Marktführer zu werden.
Im Basisszenario geht Barclays davon aus, dass grüner Wasserstoff bis 2030 einen Anteil von 15 Prozent am Versorgungsmix hat. Um dies zu erreichen, wären bis 2030 Investitionen in neue Elektrolyseanlagen in Höhe von über 55 Milliarden Euro erforderlich, wobei die jährlichen Investitionen um das Sechzigfache ansteigen würden, von derzeit rund 250 Millionen Euro auf über 15 Milliarden Euro im Jahr 2030. Die Analysten weisen darauf hin, dass diese Prognose davon abhängt, dass grüner Wasserstoff die Kostenparität mit grauem Wasserstoff erreicht. Die Elektrolyseur-Industrie strebe eine Senkung der Stückkosten um mehr als 50 Prozent bis 2025 an, um dies zu ermöglichen. (Seite 33)
Damit grüner Wasserstoff die angestrebten Wachstumsraten erreichen könne, sei eine dramatische Ausweitung der Elektrolyseur-Produktionskapazitäten erforderlich. Das britische Finanzinstitut hat mindestens 9 GW an geplanter Kapazität bis 2025 identifiziert, aber man schätzt, dass über 50 GW bis 2030 benötigt werden. Die Analysten glauben jedoch nicht, dass die Kapazitätserweiterung teuer ist (man schätzt 30-45 Millionen Euro pro GW), und die gesamte Branche skizziere ähnliche Ambitionen zur Deflation der Stückkosten. Barcalys nimmt an, dass die Hersteller versuchen könnten, einen Wettbewerbsvorteil in Bezug auf Standort, Referenzanlagen und EPC-Fähigkeiten aufzubauen. (Seite 41)
Da immer mehr Länder und Unternehmen Netto-Null-Emissionsziele ankündigten, verlagere sich der Fokus darauf, wie diese Unternehmen von der Ambition zur Umsetzung kommen. Wasserstoff zeichne sich zunehmend als Lösung ab. Mehrere Regierungen hätten inzwischen detaillierte Wasserstoffstrategien veröffentlicht, und weitere sollen im Laufe des Jahres 2021 folgen. Viele dieser Strategien enthielten explizite Ziele für grünen Wasserstoff, die insgesamt zu bestätigen schienen, dass es bereits den politischen Willen gebe, die globale Elektrolyseur-Kapazität bis 2030 auf weit über 100 GW zu erhöhen. Damit spreche alles dafür, dass die Zeit des grünen Wasserstoffs jetzt gekommen sei. (Seite 18)
Bewertungsanalyse mit Hilfe von drei Makroszenarien
Die wichtigste Frage in Sachen Bewertungen lautet, was ein Investitionsfall für das Jahr 2030 und danach heute wert sein könnte? Die Ambitionen der Regierung für grünen Wasserstoff geben laut Barclays einen ersten Überblick über die potenzielle Größe des Marktes bis 2030, aber die Bandbreite der möglichen Ergebnisse bleibt groß.
Wie es weiter heißt, haben auf Unternehmensebene die Hersteller ihre Ambitionen in Bezug auf Kapazitätswachstum und Kostenverbesserungen dargelegt, aber noch nicht in Bezug auf die Rentabilität. Mit einer Mischung aus kurz- und längerfristigen Bewertungsmethoden und einer Kombination aus Makro- und unternehmensspezifischer Szenario-Analyse haben die Barclays-Analysten eine Reihe von Bewertungsszenarien abgebildet, die wir sie Entwicklung, Dynamik und Stillstand bezeichnen.
Beim ersten Szenario Entwicklung geht Barclays davon aus, dass der Anteil von grünem Wasserstoff an der weltweiten Wasserstoffversorgung von weniger als einem Prozent auf 15 Prozent im Jahr 2030 steigt, da die weltweite Wasserstoffnachfrage mit einer Rate von über fünf Prozent pro Jahr wächst. Die PEM-Technologie habe dabei in diesem Jahrzehnt einen Marktanteil von 40 Prozent und erreiche geschätzt bis 2035 rund 60 Prozent, da sich die Technologie fest etabliere und Kostenparität mit der alkalischen Technologie erreicht werde.
Das Szenario Dynamik unterstellt eine schnellere Beschleunigung der gesamten Wasserstoffnachfrage, angetrieben durch das Streben nach einer Netto-Null-Politik. Um diesen zusätzlichen Bedarf zu decken, werde grüner Wasserstoff benötigt. Die PEM-Technologie nehme einen größeren Anteil an der Nachfrage nach Elektrolyseuren ein, da die Kostenunterschiede gegenüber Alkaline schnell erodierten und die Vorteile der Effizienz und der Reaktionsgeschwindigkeit vom Markt gewürdigt würden, insbesondere für Energiespeicher- und Mobilitätsanwendungen.
Im Falle des Stillstands-Szenario wachsen die Wasserstoffnachfrage und das Angebot an grünem Wasserstoff in einem moderateren Tempo. Dies würde immer noch erhebliche Investitionen in Elektrolyseur-Kapazitäten erfordern, da die aktuellen Regierungs- und Unternehmensstrategien verfolgt würden, wenn auch über einen längeren Zeithorizont. Die Analysten gehen da davon aus, dass der Marktanteil der PEM-Technologie bis zum Ende des Jahrzehnts auf 20-25 Prozent zurückgeht, da die alkalische Technologie die dominierende Technologie für die erste Welle von Großprojekten mit grünem Wasserstoff sei.
Diese drei Makroszenarien hat Barclays modelliert und untersucht, ob jedes der beobachteten Unternehmen in jedem dieser Szenarien wahrscheinlich zu einem Leader oder einem Laggard in der Branche wird. Anführer sind dabei in der Lage, einen größeren und nachhaltigeren Anteil an den Produktmärkten zu erobern, da das jeweilige Unternehmen von einem Early-Mover-Vorteil bei der Erweiterung der Produktionskapazitäten profitiert, um an groß angelegten grünen Wasserstoffprojekten teilzunehmen. Dieses Szenario unterstellt außerdem eine um zehn Prozent höhere langfristige EBITDA-Marge von 22 Prozent.
Bei den Nachzüglern dagegen wird der Marktanteil mittelfristig durch verstärkten Wettbewerb erodiert, da etablierte Unternehmen und neue Marktteilnehmer in der Branche ihre Investitionen in Produktionskapazitäten beschleunigen, um das steigende Nachfragewachstum zu unterstützen. Außerdem wird angenommen, dass die langfristige EBITDA-Marge mit 18 Prozent um zehn Prozent niedriger ist als im Durchschnitt.
Risiken nicht vergessen
Trotz oder gerade wegen des vorherrschenden Optimismus stellt sich auch die Frage, was schiefgehen könnte? Die Markterwartungen bezüglich der Rolle von Wasserstoff in der Energiewende sind bereits hoch, konstatiert Barclays dazu. Es sei unwahrscheinlich, dass sich die Kernannahmen, die den Prognosen für das jahrzehntelange Wachstum der Nachfrage nach grünem Wasserstoff zugrunde liegen, plötzlich umkehrten.
Man sieht daher die größten Risiken für den eigenen Ausblick in denjenigen Risiken, welche die Marktstimmung beeinflussen könnten, einschließlich häufiger Verzögerungen bei hochkarätigen Projekten, einer Bevorzugung von blauem Wasserstoff in Schlüsselmärkten, Widerstand gegen die Höhe der staatlichen Subventionen und Unterstützung, die notwendig sind, um frühe Projekte kommerziell zu machen, oder ein hochkarätiger Zwischenfall, der Sicherheitsbedenken aufwerfen könnte.
Eine weitere Frage sei die ESG-Bewertung des Sektors. Als kohlenstofffreie Energielösung sei grüner Wasserstoff eindeutig eine umweltbewusste Investition. Die Zuflüsse von Aktienfonds in ESG-zertifizierte Fonds nähmen weiter zu und hätten im Jahr 2021 allmählich an Dynamik gewonnen - ein wahrscheinlicher Rückenwind für Aktien, die ein direktes Engagement in der Wasserstoffthematik bieten. In dem Maße, wie die Unternehmen wachsen würden, sollte die Prüfung und Offenlegung ihrer breiteren ESG-Leistung natürlich zunehmen. Man erwartet, dass der anfängliche Fokus auf Themen wie den eigenen Treibhausgasemissionen und der Produktsicherheit liegen wird. (Seite 47)
Zu beachten sei außerdem auch, dass die Gesellschaften nach wie vor Kapital verbrennen würden. Die drei Unternehmen McPhy, ITM Power und Nel ASA hätten 2020-2021 mehr als 700 Millionen Euro an neuem Eigenkapital aufgenommen und damit die Barmittel bereitgestellt, um die unmittelbaren Ziele der Kapazitätserweiterung verfolgen und ihre Organisationsstruktur auf die Anforderungen vorbereiten zu können, die mit der erhöhten Produktionstätigkeit einhergehen werde. Der Markt sollte erwarten, dass sich der Cash-Burn im Jahr 2021 beschleunige, während sich die Finanzprognose auf die Aussage beschränke, dass das negative EBITDA in den nächsten Jahren noch anhalten werde. (Seite 59)
McPhy Energy-Aktie
Die Aktien von McPhy Energy hat Barclays mit neutral eingestuft. Allerdings bewegt sich das Kursziel bei 49,00 Euro. Das ist eine Vorgabe, die gemessen an der Schlussnotiz von 32,90 Euro an der Euronext Paris am Freitag für eine Zielerreichung einen Anstieg von fast 49 Prozent voraussetzt.
Im Idealfall sind laut den Analysten beim Aktienkurs auch 112,50 Euro drin. Damit es dazu kommt, müsste eine schnellere Beschleunigung der Nachfrage nach grünem Wasserstoff zu einem höheren langfristigen Umsatzwachstumsausblick führen. Die Erfahrung des Unternehmens und der Early-Mover-Vorteil verschafften ihm einen größeren Marktanteil und eine erstklassige Betriebsmarge, wenn die Branche expandiere.
Im Negativfall sind gemäß dem britischen Finanzinstitut Notierungen von 20,50 Euro einzukalkulieren. Das wäre dann denkbar, wenn die Nachfrage nach grünem Wasserstoff nur in einem moderateren Tempo vorankommen sollte und dies die Rate der technologischen Verbesserung verlangsame. sowohl bei Produkten als auch bei Prozessen. Und/oder, wenn frühe Marktanteilsgewinne und die operative Margen mittelfristig durch den zunehmenden Wettbewerb aufgezehrt würden.
McPhy wurde 2008 als Anbieter von kohlenstofffreien Wasserstofflösungen gegründet und 2014 in Paris an die Börse gebracht. Die 100-MW/Jahr-Elektrolyseur-Produktionsanlage in Italien war bei ihrer Eröffnung 2014 die größte dedizierte Anlage in Europa. Die Gesellschaft hat über 44 MW alkalische Elektrolyse und 35 HRS installiert oder in der Entwicklung, vorwiegend in Europa. Seine Elektrolyseur-Projekte sind überwiegend im Mobilitätsmarkt angesiedelt, wo es sowohl Elektrolyse als auch Betankung anbieten kann, aber es hat auch Aufträge für industrielle und energiewirtschaftliche Anwendungen von grünem Wasserstoff erhalten.
Die Produktpalette setzt sich wie folgt zusammen: - Alkalische Elektrolyseure (rund 60 Prozent des Umsatzes 2020); Wasserstofftankstellen (rund 40 Prozent des Umsatzes 2020). Standorte - San Miniato, Italien (Elektrolyseure); La Motte Fanjas, Frankreich (HRS): Strategie Aktionäre sind: - EDF (rund 14,1 Prozent), bpifrance (rund sechs Prozent), Chart (rund 4,6 Prozent), Technip Energies (rund 2,3 Prozent). Die Marktkapitalisierung beträgt 915,25 Millionen Euro. Die jüngste Kapitalerhöhung im Volumen von 180 Millionen Euro erfolgte im Oktober 2020 zu 23,5 Euro je Aktie. CEO ist Laurent Carne und zwar seit 2019. Zuvor war er Leiter des Bereichs Leistungstransformatoren bei GE Grid Solutions. Die Zahl der Mitarbeiter betrug Ende des Vorjahres 110.
McPhy konzentriert sich laut Barclays als Reaktion auf die wachsende Kundennachfrage nach grünen Wasserstofflösungen auf die Entwicklung seiner Fähigkeiten, um sicherzustellen, dass man in der Lage ist, größere Projekte zu gewinnen - wobei man dies auf mehr als 100 MW für die Elektrolyse und auf mehr als 2.000kg/d für die Betankung definiert. Als Teil dieser Arbeit und unterstützt durch die Kapitalerhöhung im Jahr 2020 strebe das Management eine Verdreifachung der Elektrolyseur-Kapazität in der bestehenden Fabrik bis 2022 an, während man sich gleichzeitig auf eine neue 1-GW-Anlage in Frankreich vorbereite, die 2024 in Betrieb gehen solle.
Außerdem sei geplant, die HRS-Produktionskapazität bis 2022 auf 100 Einheiten pro Jahr zu erweitern. Im Jahr 2021 sei die Einstellung von weiteren 50 Mitarbeitern geplant, um diese Expansion zu unterstützen. Die Kapazitätserweiterung solle neben der Produkt- und Prozessentwicklung die Deflation der Gerätekosten beschleunigen. McPhy habe eine Senkung der Kosten für Elektrolyseure um 60 Prozent (auf 300.000 Euro/MW) und einen Rückgang der HRS-Kosten um 70 Prozent (auf 1,8 Euro/kg Pumpleistung) bis 2030 in Aussicht gestellt.
Wie es heißt, sind die Aktien derzeit als folgendem Grund nur mit neutral eingestuft: McPhy plane jetzt eine Kapazitätserweiterung als Reaktion auf den erwarteten Nachfragesprung nach grünen Wasserstofflösungen. Man sehe zwar ein deutliches Kurspotenzial für die Aktie, denn in einer Zeit der schnellen Marktexpansion könne es viele Gewinner geben, aber man glaubt auch, dass McPhy noch weiter vorankommen muss als seine europäischen Konkurrenten, die ihre Kapazitäten und ihre globale Reichweite schneller ausgebaut hätten.
Den Umsatz sieht man von 2020 bis 2023 von 13,7 Millionen Euro auf 78,5 Millionen Euro stiegen. Beim Ergebnis je Aktie rechnet man im genannten Zeitraum noch nicht mit schwarzen Zahlen.
ITM Power-Aktie
Im Falle von ITM Power hat Barclays im Zuge einer Übergewichtigen-Empfehlung auf 8,00 britischen Pfund festgezurrt. Gegenüber dem Schlusskurs vom Mittwoch an der Londoner Börse von 4,592 verspricht das einen Anstieg von gut 74 Prozent für den Fall, dass die Rechnung aufgeht.
Das positive Anlageurteil begründen die Analysten wie folgt: "ITM hat sich mit seiner neu eröffneten Gigafactory, der weltgrößten Produktionsstätte für Elektrolyseure, positioniert, um die erste Welle von Großprojekten für grünen Wasserstoff zu realisieren. Als Verfechter der PEM-Technologie bietet dies ITM unserer Ansicht nach eine bessere langfristige Wachstumsperspektive als seine alkalifokussierten Konkurrenten."
Bei einem Idealszenario seien sogar Kurse von 19.80 Pfund vorstellbar. Dazu müsste eine schnellere Beschleunigung der Nachfrage nach grünem Wasserstoff einen höheren langfristigen Umsatzwachstumsausblick unterstützen. Expandiere die Branche schneller als im Basisfall unterstellt, verschafften die Erfahrung und der Early-Mover-Vorteil dem Unternehmen einen größeren Marktanteil und eine erstklassige operative Marge.
Bei einem Negativszenario seien allerdings auch Notierungen von 3,00 Pfund nicht auszuschließen. Denkbar sei dies dann, wenn die Nachfrage nach grünem Wasserstoff nur in einem moderateren Tempo vorankomme und sich die Rate der technologischen Verbesserung sowohl bei Produkten als auch bei Prozessen verlangsame. Ein Problem wäre es auch, wenn frühe Marktanteilsgewinne und operative Margen mittelfristig durch den zunehmenden Wettbewerb aufgezehrt würden.
ITM Power entwickelt und fertigt Produkte zur Erzeugung von Wasserstoff, basierend auf der PEM-Technologie. Das Unternehmen wurde 2004 an der Londoner AIM-Börse notiert. Im Jahr 2019 gründete es ein Joint-Venture mit Linde, um erneuerbaren Wasserstoff für industrielle Großprojekte weltweit zu liefern. Die Gesellschaft hat kürzlich die weltweit größte Elektrolyseur-Anlage in Bessemer Park, Sheffield, bezogen, die eine Kapazität von 1 GW/Jahr hat. Zum Unternehmen gehört auch ITM Motive, ein Eigentümer und Betreiber von Wasserstofftankstellen in Großbritannien.
Die Produktpalette umfasst PEM-Elektrolyseure und aktiv ist man wie erwähnt in Sheffield. Strategische Aktionäre sind Linde (rund 17,3 Prozent der Anteile) und Snam (rund 2,3 Prozent). Die Marktkapitalisierung beläuft sich momentan auf rund 2,97 Milliarden Euro. Die jüngste Kapitalerhöhung stammt mit einem Volumen von 165 Millionen Pfund vom November 2020 und erfolgte zu Kursen von 235 Pence je Aktie-. Vorstandschef ist seit 2009 Graham Cooley, zuvor Business Development Manager bei National Power plc. Die Zahl der Mitarbeiter betrug 218 Ende Oktober 2020.
ITM hat sich laut Barclays positioniert, um die wachsende Nachfrage nach groß angelegten grünen Wasserstoffprojekten zu befriedigen, indem man in die Technologie und die Produktionskapazitäten investiert, die benötigt werden, um den Schritt zur Kommerzialisierung von grünem Wasserstoff gegenüber grauem Wasserstoff zu beschleunigen. Man setze sich auch für die Stärken der PEM-Technologie ein, die der alkalischen überlegen sei. Ziel sei es, die Kosten für Elektrolyseure innerhalb von fünf Jahren um 50 Prozent auf unter 500.000 Euro/MW zu senken.
Nachdem das Unternehmen Anfang 2021 in seine Gigafactory im Bessemer Park eingezogen sei, habe es 80 erfahrene Ingenieure eingestellt. Die neue Fabrik bringe nicht nur Halbautomatisierung und eine 30-fache Steigerung der effektiven Kapazität, sondern auch erweiterte Büroräume und schnellere IT-Konnektivität. ITM plane bereits eine zweite Fabrik an einem strategischen europäischen Standort, um die Gesamtkapazität auf 2 GW zu verdoppeln.
Den Umsatz sehen die Analysten von 2020 bis 2023 von 3,3 Millionen auf 100,1 Millionen Euro steigen. Von einem Vorstoß in die schwarzen Zahlen geht man im genannten Zeitraum noch nicht aus.
Nel ASA-Aktie
Bei den Aktien von Nel ASA rät Barclays mit einem Kursziel von 40,50 norwegischen Kronen zum Übergewichten. Die Zielvorgabe kontrastiert mit einer Schlussnotiz am Mittwoch von 24,96 Kronen. Daraus errechnet sich theoretisch ein Aufwärtspotenzial von gut 62 Prozent.
Laufe es besonders gut, seien auch Kurse von 69,00 Kronen vorstellbar. Dazu müsste auch hier eine schnellere Beschleunigung der Nachfrage nach grünem Wasserstoff einen höheren langfristigen Umsatzwachstumsausblick begünstigen. Die Erfahrung und der Early-Mover-Vorteil des Unternehmens würden ihm außerdem einen größeren Marktanteil und eine erstklassige operative Marge bescheren, falls die Branche schneller als unterstellt expandiere.
Laufe es jedoch besonders schlecht, seien auch Notierungen von 15,00 Kronen nicht auszuschließen. Damit wäre wie bei McPhy und ITM Power dann zu rechnen, wenn die Nachfrage nach grünem Wasserstoff nur in einem moderateren Tempo vorankomme und sich die Rate der technologischen Verbesserung von Produkten und Prozessen verlangsame. Schlecht wäre es auch, wenn frühe Marktanteilsgewinne und die operative Margen mittelfristig durch den zunehmenden Wettbewerb aufgezehrt würden.
Die Übergewichten-Empfehlung begründen die Analysten mit der Stellung von Nel als die Nummer 1 unter den Elektrolyseur-Herstellern weltweit. Nel biete sowohl die alkalische als auch die PEM-Technologie an und verfüge über ein umfangreiches Portfolio an Referenzanlagen, die weltweit in Betrieb seien, und könne technologieunabhängige Lösungen für große grüne Wasserstoffprojekte anbieten. Man geht davon aus, dass das Unternehmen seine Führungsposition in dieser frühen Phase der steigenden Nachfrage nach Lösungen für grünen Wasserstoff behaupten werde.
Barclays bezeichnet Nel als ein engagiertes Wasserstofftechnologie-Unternehmen mit einer Unternehmensgeschichte, die bis zu den ersten alkalischen Elektrolyseur-Installationen in Norwegen in den 1920er Jahren zurückreicht. Seit der Börsennotierung in Oslo im Jahr 2014 hat das Unternehmen H2 Logic (Betankungstechnologie) und Proton OnSite (PEM-Elektrolyse) übernommen und sich zum weltweit größten Hersteller von Elektrolyseuren (mehr als 3.500 Einheiten) und HRS (mehr als 100 Stationen) entwickelt. Der Auftragsbestand umfasst Projekte in den Märkten Industrie, Energie und Mobilität.
Bei den Produkten machten im Vorjahr Alkalische und PEM-Elektrolyseure 52 Prozent des Umsatzes aus und Wasserstofftankstellen 48 Prozent. Standorte gibt es in Notodden/Herøya, Norwegen (alkalische Elektrolyseure); Wallingford, Connecticut, USA (PEM-Elektrolyseure) und in Herning, Dänemark (HRS). Die Marktkapitalisierung beträgt rund 3,62 Milliarden Euro. Die Kapitalerhöhung im Volumen von 1.225 Millionen Kronen erfolgte im Februar 2021 zu Kursen von 24,75 Kronen je Aktie. CEO ist seit 204 Jon André Løkke, zuvor CEO von Norsk Titanium. Die Mitarbeiterzahl betrug Ende des Vorjahres 393.
Was die trategischen Ziele angeht, hat Nel ASA Anfang 2021 laut Barclays eine Reihe von Zielen für 2025 skizziert, um seine Position als Weltmarktführer im Bereich der Wasserstofftechnologien zu halten. Diese beinhalten: - Marktführer bei großtechnischen Elektrolyseursystemen und großvolumigen Tankstellen. - Produktionskapazität für alkalische Elektrolyseure von mehreren GW/Jahr. - mehr als 100 MW/Jahr an PEM-Elektrolyseur-Kapazität. - Lieferung von Projekten mit Kosten für grünen Wasserstoff von 1,5 Dollar/kg. - Profitabler Betrieb.
Das Unternehmen habe bereits mit dem schrittweisen Ausbau der Produktionskapazität für alkalische Elektrolyseure in seiner Anlage auf Herøya begonnen. Die Testproduktion der ersten 500-MW-Jahreslinie solle im zweiten Quartal 2021 beginnen, und drei weitere Linien seien geplant, um die Kapazität schließlich auf 2 GW/Jahr zu erhöhen, wenn die Marktnachfrage dies erfordere. Im Laufe des Jahres 2021 wolle das Unternehmen etwa 600 Millionen Kronen in Anlagen, Ausrüstung und Technologieentwicklungsprojekte investieren und außerdem mehr als 100 neue Mitarbeiter einstellen.
Bei Umsatz sagen die Analysten von 2020 bis 2023 einen Anstieg von 652 Millionen Kronen auf 2,482 Milliarden Kronen voraus. Gewinne sind auch hier im genannten Zeitraum gemäß der Vorhersagen noch nicht in Sicht.