von Andreas Büchler




Chart 1 - Intradaychart auf Stundenbasis

Nur noch knapp zwei Prozent bis zur 10.000, und der DAX bricht nach unten ein. Wenn Ihnen das bekannt vorkommt, liegen Sie richtig - das gab es dieses Jahr im Januar schon einmal. Ist das bisherige Allzeithoch also doch ein stärkerer Widerstand, als zunächst angenommen? Aus charttechnischer Sicht ließ sich diese Frage bisher klar verneinen, doch nun hat dieser Bereich leicht an Bedeutung gewonnen.

Was aber eine Korrektur am Donnerstag gefördert haben dürfte, war eine Kombination von Dingen: Neben dem neuen Allzeithoch ist es vor allem der bereits leicht überhitzte Markt - gemessen an den im Tageschart (Seite 2) abgebildeten Indikatoren, der geglätteten Stochastik und dem prozentualen Abstand zum Monatsdurchschnittskurs. Beide Signalgeber haben noch kein allzu hohes Extremniveau erreicht, aber zusammen mit dem Allzeithoch reichte es, um genug vorsichtige Anleger zu Verkäufen zu veranlassen. Immerhin hat der Index seit Mitte April um mehr als 600 Punkte zugelegt.

Keinesfalls lässt sich die aktuelle Situation aber mit dem Rekordversuch zu Jahresanfang vergleichen, damals hatte der Markt eine weitaus steilere Rally hinter sich, die selbst in den Indikatoren im Wochenchart ihre Spuren hinterließ (Seite 3). Nach der folgenden mehrmonatigen Konsolidierung bis heute ist die Gefahr eine stärkeren Crashs weitaus geringer als damals.

Fangen wir dennoch mit dem nun möglichen Worst-Case-Szenario an: Im schlimmsten Fall kann der DAX immer auf Null fallen, aber wir wollen uns heute auf realistische künftige Kursverläufe konzentrieren. Die denkbar negativste Entwicklung wäre aus momentaner Sicht ein Rückfall bis an die 8900er-Marke, die im vergangenen Halbjahr stets als Bodenbildungsgelegenheit wahrgenommen wurde. Dazu müsste allerdings noch viel passieren.

Etwas weniger dramatisch wäre ein erneuter Test der 200-Tage-Linie bei rund 9100 Zählern, die zusammen mit der Untergrenze des mittelfristigen Aufwärtstrendkanals bei 9200 Punkten eine vermutlich stark von vielen Investoren wahrgenommene Unterstützung bildet. Auch Verluste bis dorthin sind aber bisher noch nicht allzu wahrscheinlich.

Kommen wir zu den aussichtsreichsten kurzfristigen Haltezonen: Die nächstgelegene Unterstützung liegt bei 9600/9620, wo auch gestern die Verkäufe stoppten. Durchaus denkbar, dass es gar nicht mehr weiter abwärts geht, diese Marke ist heute auf jeden Fall genau im Auge zu behalten. Fällt der Index darunter, folgt das Areal um 9560, das aber schwächer ist und nur im Ein-Minuten-Chart erkennbar (siehe Unten). Nervös werden wir erst unterhalb von 9350/9400 Punkten. Hier sollte der DAX erstmals wieder stark gekauft werden, dort hat er auch die jüngsten Rückschläge erfolgreich gestoppt. Für heute ist das mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit das Schlimmste, was dem Index zustoßen kann.

Bei all den Risikoszenarien sollten zum Schluss aber auch noch ein paar positive Perspektiven aufgezeichnet werden. Nach einer - wie auch immer gearteten - Zwischenkorrektur erwarten wir weiter steigende Kurse, die 9800 und auch die 10.000 sollten dabei nicht lange aufhalten. Wir sehen mittelfristig aktuell Potenzial bis über die 10.300er-Marke (siehe Seite 2).

Chart 2 - Intradaychart auf Minutenbasis

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Chart 3 - Tageschart

Der Aufwärtstrendkanal im Tageschart wird nun wieder wichtig, da sonst keine Widerstände mehr existieren. Er lässt den Kursen Luft nach oben bis etwa 10.300 / 10.500 Zähler. Soweit wird der Index aber nicht in einem Rutsch durch steigen können, da bereits jetzt der erste von zwei Signalgebern leicht in den überhitzten, oberen Extrembereich wechselt (geglättete Stochastik, "DSSBR"). Noch ist dies jedoch kein Warnsignal, es zeigt nur, dass das Potenzial nicht unendlich ist. Irgendwann wird auch der darunter abgebildete Abstand zur 21-Tage-Linie auf neue Extremwerte klettern, dann ist spätestens Vorsicht angebracht. Solange es aber nicht soweit ist, haben die Kurse mittelfristig grünes Licht.

Chart 4 - Wochenchart

Der Wochenchart bietet neben den kurzfristigen Kursbildern des Deutschen Aktienindex vor allem zwei Zusatzinformationen: Er zeigt die starke Unterstützung bei 7500 Punkten, die jedoch aus heutiger Sicht noch nicht gebraucht wird. Dazu verraten die auf Wochenbasis berechneten Indikatoren, der Abstand zur 200-Tage-Linie und die geglättete Stochastik-Kurve, dass der Markt derzeit weder zu stark gestiegen noch zu stark gefallen ist, es bleibt also Spielraum in beide Richtungen.

Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis

Unterstützungen und Widerstände