Sie haben in dem Artikel "Garantiert weniger" (Ausgabe €uro am Sonntag 45/2020) über den Garantiezins bei Lebensversicherungen berichtet. Unter anderem ging es darum, welche Folgen es hätte, wenn Anbieter dem Drängen der Finanzaufsicht Bafin folgen und zum Jahreswechsel den Garantiezins von 0,9 auf 0,5 Prozent senken würden. Sie haben geschrieben, dass das auch Konsequenzen für andere Versicherungsarten hätte. Was heißt das konkret?
Euro am Sonntag: Das hätte beispielsweise Auswirkungen auf Berufsunfähigkeitspolicen, deren Beiträge bei Neuverträgen steigen könnten. Hintergrund: Die Versicherer müssen mit den monatlichen Zahlungen auch Reserven aufbauen, die dem Garantiezins unterliegen. Je niedriger dieser ist, desto stärker müssen die Reserven aus dem zu zahlenden Beitrag gefüllt werden.
Die Reserven dienen vor allem dazu, den Beitragsverlauf in den neu kalkulierten Tarifen konstant zu halten. Der Finanzdienstleister MLP hat errechnet, dass der sogenannte Bruttobeitrag - also jene Prämienhöhe, die maximal während der Vertragslaufzeit erreicht werden darf - in Abhängigkeit von der jeweiligen Laufzeit und dem jeweiligen Berufsbild um bis zu sechs Prozent steigen könnte.
"Vergangene Zinsreduzierungen haben jedoch gezeigt, dass die Anbieter eventuelle Beitragserhöhungen durch unterschiedliche Maßnahmen abgefedert haben. Inwiefern dies für alle Marktteilnehmer nochmals möglich ist, ist schwer abzuschätzen", sagt Miriam Michelsen, Bereichsleiterin Produktmanagement Vorsorge bei der MLP Finanz- beratung. Auch bei Pflegetagegeldversicherungen, etwa den staatlich subventionierten Pflege-Bahr-Policen, und privaten Pflegerentenversicherungen könne es zu Anpassungen kommen.