Rund 35.000 der 75.000 Inhaber von Prokon-Genussrechten seien bereit, der Genossenschaft beizutreten, berichtete das "Handelsblatt" unter Berufung auf Angaben des Amtsgerichts Itzehoe aus der nicht öffentlichen Gläubigerversammlung in zwei Hamburger Messehallen. Das würde reichen, um das für die Gründung der Genossenschaft nötige Kapital zusammenzubekommen. Die Genussrechtsinhaber stellen in Hamburg gemessen an den Forderungen eine große Mehrheit der Gläubiger.

Teilnehmer der Versammlung sagten beim Verlassen der Hallen, die Chancen für die Verwirklichung der Genossenschaftslösung seien gut. Sie bewertet Prokon mit 660 Millionen Euro. Die künftigen Genossenschaftsmitglieder stehen dem Gericht zufolge für Insolvenzforderungen von 800 Millionen Euro. Sie verzichten auf eine Auszahlung der ihnen zustehenden Insolvenzquote in bar und bringen das Geld stattdessen in die Genossenschaft ein, die so auf mindestens 160 Millionen Euro Eigenkapital kommt. Für die übrigen 25.000 Gläubiger - von Lieferanten bis zu Mitarbeitern - ist das Votum für die Genossenschaft attraktiver. Sie können in diesem Fall damit rechnen, bis zu 58 Prozent ihrer Forderungen erstattet zu bekommen. Bei einem Verkauf an EnBW wären es nur 52 Prozent.

Prokon-Anleger Helmut Bildstein hatte vor der Versammlung mit einem engen Kopf-an-Kopf-Rennen gerechnet. Er tendiere mehr zum Genossenschaftsmodell, sei sich aber nicht sicher, sagte der 73-Jährige aus Friedrichshafen. "Man hat heute ja letztlich keine Garantie mehr." Gerhard Wenske (81) aus München hatte dagegen EnBW favorisiert. Damit käme Prokon in professionelle Hände. "Das ist eine Energiefirma, die können das", sagte der Atomexperte mit Professorentitel. Auch eine Dame aus Gütersloh, die ihren Namen nicht nennen wollte, glaubt eher an eine Zukunft von Prokon in Händen des Energieversorgers aus Karlsruhe: Das Genossenschaftsmodell sei ihr zu unsicher. "Ein geringer Schaden ist besser als ein großer. Wer weiß, was in den nächsten Jahren mit der Gesellschaft noch alles passiert."

Finanziert werden soll die Genossenschaft unter anderem mit einer 15 Jahre laufenden Anleihe, die an die Genussrechtsinhaber ausgegeben wird und mit 3,5 Prozent verzinst wird. EnBW bietet 550 Millionen Euro in bar.

Für die Gläubigerversammlung wurden eigens zwei Hallen auf dem Hamburger Messegelände angemietet, die Platz für insgesamt 12.000 Menschen bieten. Die Abstimmung wurde für den späten Nachmittag erwartet.

Reuters