Franz Gasselsberger,  Chef der österreichischen Oberbank, eröffnet gegen den allgemeinen Trend neue Filialen in Deutschland. Im Interview erklärt er die  Hintergründe für die Expansion  Von Stefan Rullkötter

 

€URO AM SONNTAG: Die Oberbank hat im vergangen Jahr das beste Ergebnis ihrer Geschichte erzielt. Was sind die Gründe?


FRANZ GASSELSBERGER: Mit 234,6 Millionen Euro Überschuss nach Steuern haben wir unser Rekordergebnis von 2019 übertroffen - dank eines hervorragenden Zins- und Provisionsergebnisses. Das Wachstum unseres Instituts kommt vor allem aus dem Kreditgeschäft mit Firmenkunden und aus dem Bereich Private Banking.

Sie verfügen über Niederlassungen in fünf EU-Staaten. Welchen Anteil am Gesamterfolg hat das Deutschland-Geschäft?


Wir setzen hierzulande auf das ertragsstarke Mittelstandsgeschäft. 2021 hatten wir im Bereich Kommerzkredite mit 18,2 Prozent oder 551,6 Millionen Euro in Deutschland die stärkste Steigerung. In Tschechien, Ungarn und der Slowakei waren es 11,9 Prozent Zuwachs, in unserem Heimatmarkt Österreich 1,6 Prozent.

Spiegelt sich das in der Filialzahl wider?


Wir werden unseren Expansionskurs in Deutschland konsequent fortsetzen. Still und leise haben wir mittlerweile in zehn Bundesländern 44 Filialen eröffnet. Dieses Jahr haben wir bereits in Köln, Düsseldorf und Cottbus neue Präsenzen aufgemacht. Weitere Geschäftsstellen in Kassel und Magdeburg sind in Planung.

Profitieren Sie auch davon, dass etablierte Geldinstitute viele Filialen schließen?


Der Strukturwandel der deutschen Bankenbranche kommt uns entgegen: Gutes Personal kommt auf den Markt, wir können unzufriedene Kunden ansprechen.

Sie sind der am längsten amtierende Chef einer börsennotierten Bank in Europa. Wollen Sie auch diesen Rekord verbessern?


Ich arbeite seit 1983 bei der Oberbank, seit 20 Jahren als Generaldirektor. Mein Vorstandsvertrag wird sich ab Mai 2022 um weitere fünf Jahre verlängern.

rull